Nürnberg
Club unter Druck

16.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:12 Uhr

Nach langer Krankheit steht Georg Margreitter beim 1. FC Nürnberg vor seinem Comeback. Will er mit seiner Mannschaft im Aufstiegsrennen bleiben, sollte morgen (13 Uhr) ein Heimsieg gegen Kiel gelingen.

Nürnberg (DK) Als Vize-Kapitän ist der erfahrene Georg Margreitter auch so etwas wie ein Sprachrohr beim Club. Und wenn der smarte Vorarlberger dann mit gewählten Worten und feinem Dialekt spricht, hört man ihm grundsätzlich erst einmal gerne zu. Selbst dann, wenn die Themen, über die er spricht, vielleicht nicht besonders "sexy" sind. Ein Beispiel gefällig? "Die Schleimhäute sind Brutstätten für alle möglichen Infekte", erklärt Margreitter vor dem Heimspiel gegen Kiel.

Dass der Österreicher über solche Themen überhaupt in der Öffentlichkeit sprechen muss, hat mit seiner eigenen Krankheitsgeschichte zu tun, die ihn seit mehreren Jahren und ganz besonders in den vergangenen Wochen plagt. Margreitter leidet an einer chronischen Sinusitis, auf Deutsch Nasennebenhöhlen-Entzündung, die vereinfacht ausgedrückt dazu führt, dass er öfter krank ist als andere. Unangenehm ist das bestimmt, doch für den Fußballprofi auch vor allem deshalb, weil er in dieser Saison mehr als die Hälfte aller Spiele seines Vereins verpasste. Den sechs Einsätzen über die volle Spielzeit zu Saisonbeginn folgte nur noch ein einminütiger Comeback-Versuch im Heimspiel gegen Bielefeld, Ende September, dann verbrachte Margreitter seine Zeit mehr mit Nasendusche und Inhalationsgerät als auf dem Platz.

Weil der 29-Jährige aber nun in der Länderspielpause - beim 2:0-Testspielsieg gegen Garching - wieder ein komplettes Spiel für den Club absolvierte, spricht Margreitter wieder in erster Linie über Fußball. Zum Beispiel darüber, woran es auch beim Club derzeit krankt. "Wir müssen wieder gemeinsam attackieren, nicht nur in Mannschaftsteilen", sagt der Österreicher und ergänzt: "Auch wenn es einfach klingt: Man muss es trotzdem trainieren." Sein Trainer Michael Köllner hat noch eine andere Erklärung dafür, warum die Nürnberger zuletzt zwei Spiele in Folge und ihren dritten Tabellenplatz verloren. Die Mannschaft habe zu Saisonbeginn nichts zu verlieren gehabt. "Auf einmal bist du dann vorne dabei und schon kommt Druck auf", so Köllner. Diese "Verlustangst" habe auch zu gewissen Hemmungen in der Spielfreude geführt. "Ich glaube, die nächsten Wochen könnten jetzt wieder etwas einfacher werden, weil der Druck nicht mehr so groß ist", meint der 47-Jährige.

Die Paarung am Samstag (13 Uhr) widerspricht dem Nürnberger Trainer nun ein bisschen, da mit Holstein Kiel der Tabellenzweite ins Max-Morlock-Stadion kommt. Kiel liegt momentan sieben Punkte vor dem Club. Oder anders ausgedrückt: Will der FCN auch weiterhin etwas mit dem Aufstieg zu tun haben, darf er das Heimspiel mindestens nicht verlieren. Margreitter könnte dabei ein entscheidender Faktor werden. Zum einen durch seine Routine. Zum anderen aufgrund seiner stabilen Defensivarbeit. Ohne den Verteidiger verschlechterte sich der Schnitt des Clubs von 1,2 auf 1,5 Gegentore pro Spiel. Hochgerechnet auf eine Saison sind das mehr als zehn Treffer Differenz. Zu viel für ein Team, das um den Aufstieg spielen möchte. Zumal mit Kiel die Mannschaft kommt, die (wohlgemerkt als Aufsteiger) die meisten Tore (32) erzielt hat. Dass Margreitter beim Test gegen Garching 90 Minuten mit seinem wohl zukünftigen Abwehrpartner Ewerton zusammenspielte, sei deshalb "Gold wert gewesen", sagt Köllner.

"Es hat gut getan, mal wieder auf dem Platz zu stehen", sagt Margreitter selbst und betont: "Ich bin bereit." Zunächst für das Heimspiel gegen Kiel, anschließend möglicherweise für den Aufstiegskampf mit dem Club. "Wenn mir vor der Saison jemand gesagt hätte, dass wir da vorne mitspielen, hätte ich sofort eingeschlagen", findet der 29-Jährige die momentane Situation trotz der zwei Niederlagen immer noch gut. Wenn es so bleibt, darf er bald noch häufiger über angenehmere Dinge sprechen als über seine Krankheit.