"Auf dem Boden bleiben"

27.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:43 Uhr

Mit sieben Siegen hat sich der 1. FC Nürnberg auf die neue Saison in der 2. Liga eingestimmt. Die Spieler warnen trotzdem vor zu viel Euphorie. Erster Gegner ist am kommenden Sonntag der 1. FC Kaiserslautern.

Nürnberg (DK) Pünktlich zum Zweitliga-Start wurden auch die letzten Buchstaben in rund 25 Metern Höhe angebracht. Am kommenden Sonntag (13.30 Uhr) empfängt der 1. FC Nürnberg den 1. FC Kaiserslautern auch optisch sichtbar im Max-Morlock-Stadion. Seit Jahren hatten viele Fans auf diesen Moment hingearbeitet. Dementsprechend pathetisch fielen gestern auch die Worte von Bürgermeister Christian Vogel bei der offiziellen Enthüllung des Schriftzugs aus. "Vielleicht kann der Name des Stadions auch ein Ansporn für die neue Mannschaft des FCN sein, ihre eigenen Spuren in der Nürnberger Fußballgeschichte zu hinterlassen."

Ob die Nürnberger Mannschaft tatsächlich schon so weit ist, um Geschichte zu schreiben, wird die neue Saison in der 2. Fußball-Bundesliga zeigen. Zumindest hat die Geschichte in den vergangenen Wochen schon gut begonnen: mit sieben Siegen in sieben Testpartien nämlich, unter anderem gegen Inter Mailand und bei der Generalprobe gegen Borussia Mönchengladbach (jeweils 2:1).

"Siege versüßen das Ganze natürlich, und alles zu gewinnen steigert das Selbstvertrauen", sagt Rückkehrer Enrico Valentini, der vom Absteiger aus Karlsruhe wieder nach Nürnberg kam. Alles in allem sei es eine "sehr angenehme Vorbereitung" gewesen, die der Club in den vergangenen fünf Wochen absolvierte, meinte der 28-Jährige.

Das sieht auch der Mann so, der erstmals von Beginn an dafür verantwortlich war. Nicht "seine Mannschaft" sei es in der Vorsaison gewesen, als Michael Köllner für elf Spieltage das Amt seines Vorgängers Alois Schwartz übernommen hatte. "Eine Mannschaft wird das durch eine Vorbereitung, ein Trainingslager", sagt der 47-Jährige. Dieser Schritt ist dem Club-Trainer jetzt offenbar gelungen. "Es ist ein Teamgefühl erkennbar. Das darf während der Saison niemand verletzen." Ein paar Fragen drängen sich nach der guten Vorbereitung dennoch auf: Hält dieses Gefühl an, falls der Club keinen guten Start in die Liga erwischt? Und wie gut ist der FCN in dieser Saison tatsächlich?

"Wir müssen die Sache trotz allem gelassen angehen und auf dem Boden bleiben. In der Liga ist es immer was ganz anderes", sagt Defensivspieler Eduard Löwen, ein Gewinner der erfolgreichen Vorbereitung. Der Fokus richtet sich zunächst auf Kaiserslautern. "Wir wollen den Fans am Sonntag direkt zeigen, dass wir da sind", fordert Sebastian Kerk.

Über den Umweg Kaiserslautern war auch Kerk in der Sommerpause aus Freiburg nach Nürnberg zurückgekehrt und soll im neuen Kader einer der Leistungsträger werden. Dasselbe gilt auch für Spieler, die bereits in der vergangenen Saison zum Team gehörten: Hanno Behrens muss in seiner Kapitänsrolle und mit offensiverer Grundausrichtung noch mehr Verantwortung übernehmen, Mikael Ishak hat sich nach einem schwächeren Halbjahr wohl endlich im Club-Sturm festgespielt, und Patrick Erras arbeitet nach seinem Kreuzbandriss als Quasi-Neuzugang auf ein Comeback hin.

Vieles beim Club hängt nun vom Start in die neue Spielzeit ab. Gelingt dieser und weckt die Mannschaft tatsächlich Aufstiegsfantasien, dürften die Fans den Weg mitgehen. Floppt Köllners Offensivfußball durch schlechte Ergebnisse, ist die Geduld in Nürnberg wohl auch bald zu Ende. "Jetzt müssen wir erst einmal gut reinkommen in die Saison und dann fahren wir besser, wenn wir uns langsam Ziele setzen und nicht gleich nach den Sternen greifen", sagt Valentini. Übersetzt hieße "nach den Sternen greifen" wohl so viel wie: eine Rückkehr in die Bundesliga, das alles nun auch offiziell im Max-Morlock-Stadion.