Als
Tauziehen um Talente

08.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:50 Uhr

Als Tabellenzweiter ist der 1. FC Nürnberg in der 2. Bundesliga klar auf Aufstiegskurs. Dennoch warten Talente wie Möhwald und Leibold mit ihrer Vertragsverlängerung. Am Montag steht das Auswärtsspiel in St. Pauli an.

Nürnberg (DK) Nach acht ungeschlagenen Spielen in Folge nimmt der 1. FC Nürnberg immer deutlicher Kurs in Richtung Bundesliga-Aufstieg. Was den Frieden allerdings ein wenig stört, sind die drohenden Abgänge weiterer Leistungsträger und Identifikationsfiguren im Sommer.

Wie sehr sich die Lage für Kevin Möhwald entspannen würde, sollte der Club auch am Montagabend (20.30 Uhr) beim FC St. Pauli gewinnen und seine gute Ausgangsposition im Aufstiegskampf damit noch weiter verbessern? Auch der 24-Jährige kann darüber vor diesem Spieltag nur spekulieren. "Wir gehen jedenfalls bestimmt nicht mit der Einstellung ins Spiel, dass wir uns auch mal eine Niederlage erlauben können", sagt er. Vier Punkte Vorsprung hat der Tabellenzweite momentan auf den Relegationsrang, sieben auf Platz vier. Möhwald verspricht: "Wir wollen weiter unser Ding durchziehen und es auf dem Platz regeln."

Nicht nur für den Verein, auch für Möhwald persönlich wird es in den kommenden Wochen nun verstärkt darum gehen, die Dinge zu regeln. Der zweifache Torschütze vom vergangenen 4:1-Sieg gegen Erzgebirge Aue spricht deshalb von einer "verzwickten Lage", in der er sich gerade befände. Verzwickt, weil Möhwald in der nächsten Saison unbedingt in der 1. Bundesliga spielen möchte. Gerne mit dem Club, weil dort, wie er selbst sagt "vieles passt". Doch eine Garantie für den Aufstieg gibt es bei den Franken trotz des aktuellen Höhenflugs natürlich nicht.

Schon einmal scheiterte Möhwald mit den Nürnbergern in der Relegation, 2016 an Eintracht Frankfurt. Im kommenden Sommer läuft der Vertrag des gebürtigen Erfurters, den der damalige Sportdirektor Martin Bader 2015 für rund 500 000 Euro vom Drittligisten Rot-Weiß Erfurt geholt hatte, aus.

Weil der talentierte Mittelfeldspieler bislang nicht verlängert hat, befindet sich nun auch der Verein in einer etwas verzwickten Lage. Durch eine kluge Kaderentwicklung haben es allen voran Trainer Michael Köllner und Sportvorstand Andreas Bornemann immer wieder geschafft, die Mannschaft trotz diverser Abgänge qualitativ stabil zu halten oder zu verbessern. Selbst, dass mit Cedric Teuchert (FC Schalke 04) und Patrick Kammerbauer (SC Freiburg) zwei talentierte Eigengewächse im Winter gingen, ist kein großes Ärgernis mehr, weil sich die Neuzugänge wie Federico Palazios, der drei Torvorlagen gegen Aue gab, oder Marvin Stefaniak schon gut in die Mannschaft integriert haben.

Weitere Talente aus dem eigenen Nachwuchs wie Patrick Erras und Eduard Löwen sind zudem langfristig gebunden. Und doch wären die Abgänge von Schlüsselspielern wie Möhwald oder Tim Leibold, dessen Vertrag ebenfalls im Sommer endet, ein Rückschlag in dieser Entwicklung. "Unser Wunsch, mit einigen Spielern zu verlängern, deren Verträge im Sommer auslaufen, ist bekannt", sagt Bornemann. "Ob uns dies gelingen wird, wird sich zeigen."

Er könne verstehen, dass der Verein "eine Entscheidung braucht", sagt Möhwald (sechs Tore), der nach seinem Doppelpack gegen Aue schon einmal vorbeugte. Wie auch immer er sich entscheiden werde, es werde "keine Entscheidung gegen den Club sein", meinte der 24-Jährige. Soll heißen: wenn dann eine Entscheidung für einen anderen Verein und die eigene Karriere. Beim gleichaltrigen Linksverteidiger Leibold, der 2015 vom VfB Stuttgart II kam, dürfte die Situation ähnlich aussehen.

Was die Mannschaft tun kann, um beide Spieler bei ihrer Entscheidung zu beeinflussen? Am besten wären - mit einer Mischung aus defensiver Stabilität wie beim 1:0 gegen Union Berlin und offensiver Durchschlagskraft wie beim 4:1 gegen Aue - wohl der nächste Sieg beim Tabellenelften in Hamburg und damit ein weiterer Schritt in Richtung Aufstieg.