Noch Luft nach oben

FC 04 hat erst 75 Prozent seiner Werbeflächen verkauft, aber die Geschäftskunden springen an – Warteliste bei Logen

30.01.2015 | Stand 02.12.2020, 21:42 Uhr

Ingolstadt (DK) Der FC Ingolstadt führt vor der Fortsetzung der Punktrunde am 6. Februar mit dem Spiel bei der SpVgg Greuther Fürth die Tabelle der 2. Bundesliga souverän an. Bei sieben Punkten Vorsprung sind die Chancen groß, dass die Schanzer erstmals den Sprung in die Fußball-Bundesliga schaffen. Wir haben untersucht, ob der Verein elf Jahre nach seiner Gründung – abseits der sportlichen Entwicklung – schon reif für den Aufstieg ist.

 

Ein Aufstieg in die Bundesliga würde den FC Ingolstadt gerade hinsichtlich seiner Vermarktbarkeit in eine neue Dimension katapultieren. Der Verein, der jetzt stets in einem Atemzug mit Hauptsponsor Audi genannt wird, wäre dann auch für andere große Unternehmen interessant. Anzeichen dafür gibt es bereits. So holten die Schanzer aktuell mit SAP einen Weltkonzern mit ins Boot. Das Walldorfer Softwareunternehmen wird in der Rückrunde mit einer großen Bandenwerbung zu sehen sein – im Gegenzug nutzt der FC 04 SAP-Produkte in seiner Geschäftsstelle.

„Das ist ein weiterer namhafter Partner“, sagt Franz Spitzauer stolz. Der 50-Jährige, bei den Schanzern für Finanzen und Marketing zuständige Geschäftsführer, spürt das steigende Interesse am Verein in allen Bereichen. Beispiel Businesssitze und Logen: Knapp 1200 Plätze sind in diesem Segment für potenzielle Geschäftspartner reserviert. Das Angebot reicht von einem Sitzplatz mit Verpflegung, aber ohne sichtbare Werbung (Jahreskarte: 2000 Euro) bis hin zur Loge für bis zu 45 000 Euro. Dazu sind vielerlei Werbemaßnahmen buchbar. „Das ist ein Baukastensystem, aus dem wir Pakete schnüren können. Ob Werbung an der Bande, im Eingangsbereich, auf der Homepage oder auf der Eintrittskarte – es gibt viele Möglichkeiten“, sagt Spitzauer.

Allerdings wird in einigen Bereichen allmählich die Kapazität knapp. „Wir waren in der laufenden Saison auf den Businessplätzen zweimal ausverkauft. Für die Rückrunde sind in dieser Kategorie schon jetzt fast alle Spiele ausgebucht“, meint Spitzauer und erklärt die Preispolitik des Vereins. „Wir haben die Preise seit dem Umzug in den Audi-Sportpark nicht erhöht. Sollten wir in die Bundesliga aufsteigen, werden wir die Preise für Neukunden um etwa 35 Prozent anheben, bei bisherigen Partnern planen wir eine Erhöhung um 15 bis 20 Prozent für das erste Bundesligajahr. Bleiben wir in der 2. Bundesliga verlangen wir von Neukunden zehn Prozent mehr, für Bestandskunden setzen wir die Erhöhung um ein Jahr aus“, kündigt Spitzauer an. Trotz der höheren Preise gibt es für die 18 Logen, bei denen mit den Partnern stets Mehrjahresverträge abgeschlossen werden, eine hohe Nachfrage. „Wir haben sechs konkrete Interessenten auf der Warteliste“, verrät Spitzauer.

Möglichkeiten, die Einnahmen aus der Vermarktung zu erhöhen, sind aber auch sonst noch vorhanden. „Bisher haben wir 75 Prozent unserer Flächen ausgeschöpft. Da ist noch Luft nach oben“, erklärt Spitzauer. Auch hier ändern sich die Dimensionen. Bringt eine Werbedrehbande mit 240 laufenden Metern und zwölf möglichen Werbepartnern pro Spieltag 80 000 Euro würden sich die Einnahmen bei einer technisch aufwändigeren LED-Bande auf 160 000 Euro verdoppeln. Dieses System wurde bereits in einem Heimspiel auf der Gegengerade einmal getestet. „Der Vorteil bei einer LED-Bande ist, dass die hohen Produktions- und Einrichtungskosten wegfallen und sich deshalb für potenzielle Kunden auch eine spieltagbezogene Werbung lohnen kann. Deshalb wird der Kreis der Interessenten größer“, erklärt Spitzauer, der bisher rund 100 Sponsoren für den FC 04 zählt. „90 bis 95 Prozent stammen aus der Region. Aber das Potenzial in unserem Kernland ist noch nicht ausgeschöpft. Wir intensivieren gerade unsere Aktivitäten nochmals.“

Obwohl der FC 04 mit dem Hamburger Sportmarketingunternehmen Ufa einen Dienstleister engagiert hat, hält der Verein alle Rechte selbst. „Wir wollen das so. Das Stadion gehört uns, deshalb wollen wir uns auch selbst vermarkten. Die Ufa erhält für ihre Vermittlungstätigkeit eine Provision“, sagt Spitzauer. Der seit zwei Jahren beim FC 04 engagierte Marketingspezialist, der auch die Zweitligisten FC St. Pauli, Union Berlin und 1. FC Heidenheim betreut, erarbeitet 15 bis 20 Prozent des FC-Umsatzes. Zwei Ufa-Mitarbeiter und drei FC-04-Angestellte beackern das Feld.

Bleiben schließlich die Zuschauer selbst. Da registriert der FC 04 für seine Verhältnisse fast schon einen Ansturm. 1700 Dauerkarten hatten die Schanzer bis zum Ende der Vorrunde an ihre Fans gebracht. Die Aktion in der Winterpause mit der Restrundenkarte brachte bisher zusätzlich 2900 neue Stammkunden. Der Clou für den Fan dabei: Er erwirbt ein Vorkaufsrecht für die neue Saison – dann möglicherweise in der Bundesliga. Übrigens: Ein ausverkauftes Stadion bringt dem FC 04 in der 2. Bundesliga alleine aus dem Kartenverkauf rund 180 000 Euro. Wie hoch die Einnahmen in der Bundesliga wären, lässt sich noch nicht sagen – die Kartenpreise hat der Verein bisher nicht festgelegt.

 

n Fazit: Der FC 04 kann sich die Bundesliga leisten. Bereits jetzt ist die Vermarktung ausreichend, aber längst nicht ausgeschöpft. Insofern kann der Verein hier mit einer spürbaren Steigerung rechnen.