Zwei
Schmaler Grat

29.11.2015 | Stand 02.12.2020, 20:29 Uhr

Zwei Aussagen von Ralph Hasenhüttl fielen in Hannover auf: „Wir haben mit Pekhart, Leckie und Bauer drei Neue gebracht – auch um dem Umstand entgegenzuwirken, dass sich nach dem 3:1-Sieg gegen Darmstadt irgendjemand zu sicher fühlt. Im Ergebnis haben wir uns das dann natürlich ganz anders vorgestellt.“ Und: „Wenn bei uns die Automatismen nicht zu hundert Prozent stimmen, haben wir in der Liga nichts zu melden.“ Fügt man beide Zitate zusammen, wird zum einen seine Enttäuschung über die Startelf-Debütanten Tomas Pekhart und Robert Bauer deutlich.

Zugleich wirkt seine Analyse aber auch wie eine Forderung nach Verstärkungen in der Winterpause. Verständlich, nach diesem Spiel. Mit Pekhart – so der Plan – sollte in Hannover ein Stürmer aus der zweiten Reihe eine Chance bekommen. Der 26-Jährige fand im Spiel der Ingolstädter jedoch kaum statt. Und der erst 20-jährige Bauer, ohnehin nur Aushilfe als Linksverteidiger, musste auf bittere Weise feststellen, dass neben frechem Zweikampfverhalten auch ein gutes Stellungsspiel wichtig ist. Nach 45 Minuten erlöste Hasenhüttl die beiden. Die Partie war zu diesem Zeitpunkt beim Stand von 0:3 aus Ingolstädter Sicht allerdings schon gelaufen.

Hasenhüttl brauchte somit nur eine Halbzeit, um festzustellen, dass seine Möglichkeiten, von der Bank aus nachzulegen oder die etablierten Kräfte unter Druck zu setzen, sehr begrenzt sind. Dass Bauer in naher Zukunft noch mal hinten links auftaucht, ist kaum zu erwarten. Auch Pekhart muss wohl wieder zurück in die zweite Reihe.

Im Sturm konzentrieren sich die Optionen des Trainers damit weiterhin auf Leckie, Lukas Hinterseer, Moritz Hartmann und Stefan Lex. Dahinter klafft eine ordentliche Lücke. Pekhart wirkt, als passe er nicht ins System, und Rekordtransfer Elias Kachunga spielt überhaupt keine Rolle. Bemerkenswert, dass es der 23-Jährige trotz der Verletzung von Lex in Hannover nicht mal in den Kader schaffte. Stattdessen wird hinter vorgehaltener Hand über nervende Extravaganzen des ehemaligen Paderborners getuschelt – wie eine Verstärkung wirkt er damit nicht.

Somit verfestigt sich das Bild, wonach der Aufsteiger die sehr beachtlichen 19 Zähler und die Punktgewinne gegen die Topteams aus Wolfsburg, Schalke oder Gladbach mit einem eingeschworenen, aber eben recht kleinen Kreis von Akteuren erspielt hat. Fehlen nur wenige Stammkräfte, kann es schnell brenzlig werden.

Wie schmal dieser Grat ist, hat die Partie in Hannover gezeigt. Die Sportliche Leitung des FCI muss deshalb überlegen, ob das der Weg bis zum Saisonende sein kann.