Marbella
"Wir sind noch variabler geworden"

Nach Abschluss des Trainingslagers sieht Trainer Ralph Hasenhüttl den FC Ingolstadt stärker als zuvor

26.01.2015 | Stand 02.12.2020, 21:43 Uhr

Gaudi beim Betreuerspiel: Trainer Ralph Hasenhüttl ließ im Trainingslager noch einmal seine fußballerischen Fähigkeiten aufblitzen. Die Spieler bildeten das Publikum - und hatten mächtig Spaß. - Foto: Roth

Marbella (DK) Zehn Tage Trainingslager liegen hinter Ralph Hasenhüttl und dem FC Ingolstadt. Die wichtigste Etappe der Restrundenvorbereitung der Zweitligisten ist geschafft. Zeit, um mit dem Chefcoach ein Zwischenfazit zu ziehen.

Herr Hasenhüttl, der Trainer hat meist die höchsten Ansprüche an ein Trainingslager: Sind die neun Tage so gelaufen, wie Sie sich das vorgestellt haben?

Ralph Hasenhüttl: Das Einzige, was mir nicht gefallen hat, waren die Mountainbike-Wege, die waren eine Katastrophe (lacht). Da wäre ich gerne doch ein bisschen mehr gefahren. Aber im Ernst, für uns war wichtig, dass wir einen Trainingsplatz für uns allein hatten, auf dem wir auch nach dem Regen gut und ungestört arbeiten konnten. Mit dem Essen gab es anfangs ein paar Sorgen, weil für uns Obst und Gemüse zum Beispiel sehr wichtig sind. Wir haben den Finger in die Wunde gelegt, und dann war auch das in Ordnung.

Ist die Mannschaft da, wo Sie sie haben wollen?

Hasenhüttl: Der letzte Test gegen Zürich ist mit dem 6:0 natürlich sehr positiv ausgefallen. Wenn man genauer hinschaut, war es aber kein so ein guter Test für uns, weil wir in der Liga kaum auf Mannschaften treffen, die uns mit einem spielerischen Ansatz begegnen. Die raue Partie gegen Luzern (0:1, Anmerk. d. Red.) war dem Ligaalltag da schon ähnlicher. Gegen Zürich waren wir frischer als zuletzt, konnten den Gegner schon wieder früh stören und kamen so fast beliebig zu Chancen. Das war schon ganz ordentlich, vor allem wenn man bedenkt, dass Mathew Leckie und Pascal Groß gefehlt haben.

Veränderungen an der Spielweise soll es nicht geben, dennoch müssen Sie Ihr System weiterentwickeln. Wie?

Hasenhüttl: Es stimmt, viele neue Inhalte gab es nicht, damit wir nahtlos da weitermachen können, wo wir aufgehört haben. Den Ausfall von Pascal Groß haben wir gegen Zürich auch gut kompensiert. Wenn ich sehe, wie Alfredo Morales das Spiel an sich gerissen hat, Thomas Pledl die Standards geschossen hat – das sind neue Optionen, die mich schon ruhig schlafen lassen. Außerdem sind wir durch unsere Neuzugänge Pledl und Max Christiansen noch variabler geworden.

Schwieriger ist die Krankengeschichte von Pascal Groß: In der Winterpause hatte er eine Mandelentzündung, war in der Vorbereitung nie richtig gesund und musste früher aus Marbella abreisen. Kann er zum Start hundertprozentig fit sein?

Hasenhüttl: Pascal hat einen Fitnessstand, der exorbitant hoch ist, selbst wenn er jetzt mal drei Wochen krank ist. Schwierig wird es erst dann, wenn er seine Erkrankung ewig mit sich rumschleppt. Aber selbst wenn er jetzt noch eine Woche braucht, haben wir immer noch eine weitere Woche bis zum Start. Deshalb mache ich mir keine Sorgen um ihn.

Mathew Leckie spielt möglicherweise noch bis zum 31. Januar in Australien beim Asien-Cup. Planen Sie ihn für den Saisonstart ein?

Hasenhüttl: Ich bekomme von den australischen Trainern regelmäßig Auskunft über seinen Fitnesszustand. Mathew geht bislang prima durch das Turnier, sodass ich ihm nur wünschen kann, dass er den Titel holt und mit noch mehr Selbstbewusstsein zurückkommt. Was den Start hier betrifft, müssen wir schauen. Klar, er kommt aus einem schweren Turnier, hat dann zwölf Stunden Zeitumstellung zu verkraften, das ist nicht einfach. Aber ich weiß auch, dass er uns verfolgt und darauf brennt, wieder bei uns dabei zu sein. Entsprechend gehe ich davon aus, dass ich ihn in Fürth mindestens auf der Bank dabei habe.

Fürth wartet zum Auftakt, danach folgen vier Partien gegen Teams aus der unteren Tabellenhälfte. Ein Vorteil?

Hasenhüttl: Ehrlich gesagt nur für Leute, die von Zweitliga-Fußball keine Ahnung haben und ausschließlich die Tabelle für ihre Einschätzungen hernehmen. Die Partien in Fürth und in Aalen sind mit die schwersten, die wir über die Saison spielen. Wir haben die Rufe der Konkurrenz wahrgenommen, die ja bereits androht, dass wir ihren Atem spüren werden. Also stellen wir uns auf einen langen Kampf ein. Wer uns schlagen will, muss aber vorne sehr durchschlagskräftig und hinten höllisch stark sein, weil wir sehr schnell umschalten. Schafft jemand das, hat er den Sieg verdient. Aber schenken werden wir niemandem etwas.

 

Das Gespräch führte

Norbert Roth.