"Wir sind extrem hungrig"

FCI-Verteidiger Hauke Wahl fiebert dem nächsten Spitzenspiel bei Tabellenführer Holstein Kiel entgegen

23.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:10 Uhr
Hauke Wahl beim Torjubel: Der Abwehrspieler des FCI erzielte in dieser Saison bereits drei Treffer - damit zählt er zu den torgefährlichsten Defensivspezialisten der 2. Bundesliga. −Foto: Meyer

Ingolstadt (DK) Und wieder geht's gegen den Spitzenreiter. Eine Woche nachdem der FC Ingolstadt den damaligen Zweitliga-Tabellenführer Fortuna Düsseldorf entthront hat, treten die Schanzer nun am Samstag (13 Uhr) beim überraschend starken Aufsteiger Holstein Kiel an. Ziel: wieder drei Punkte.

Die längste Auswärtsfahrt in der 2. Bundesliga soll sich ja schließlich lohnen. Gut 800 Kilometer sind es von der Schanz bis an die Ostseeküste. Rund 200 Anhänger wollen die Reise auf sich nehmen und sich das neuerliche Spitzenspiel nicht entgehen lassen. Die Zahlen verheißen ein packendes Fußballspiel. Kiel und Ingolstadt weisen die derzeit längsten Erfolgsserien in der Zweiten Liga auf. Die Störche, wie die Norddeutschen genannt werden, sind seit der 0:1-Heimniederlage gegen St. Pauli am 19. September in sieben Liga-Spielen ungeschlagen und holten hierbei 17 Punkte. Der FCI schrieb sich in den vergangenen sechs Partien 16 Zähler auf die Habenseite.

Zudem treffen mit dem Ingolstädter Sonny Kittel (7 Tore, 8 Vorlagen) und dem Kieler Marvin Ducksch (10 Tore, 4 Vorlagen) die beiden besten Scorer der 2. Bundesliga aufeinander. Überhaupt verfügt der Aufsteiger mit 34 Toren über den gefährlichsten Angriff der Liga, dem die Schanzer die drittbeste Abwehr (16 Gegentreffer) entgegensetzen können. Das Duell zwischen der zweitbesten Heimelf gegen die zweitbeste Auswärtsmannschaft birgt also einige Brisanz.

"Es wird hitzig und schnell zur Sache gehen, darauf müssen wir uns einstellen. Kiel steht zurecht auf Platz eins. Sie haben 30 Punkte und den besten Sturm der Liga. Trotzdem fahren wir mit viel Selbstvertrauen dahin, um drei Punkte mitzunehmen", sagt FCI-Trainer Stefan Leitl. Das Wort Selbstvertrauen fällt zurzeit häufig im Lager der Schanzer. Von Übermut ist lauf Leitl jedoch nichts zu spüren. "Diese Gefahr sehe ich nicht, weil die Mannschaft gierig ist nach mehr. Wir haben noch einiges aufzuholen, von daher besteht keine Gefahr, dass wir nachlässig werden", meint der 40-Jährige. Innenverteidiger Hauke Wahl bestätigt seinen Trainer. "Man spürt nullkommanull Zufriedenheit in der Mannschaft. Wir gewinnen und freuen uns, aber dann geht es schon darum, den nächsten Gegner zu schlagen. Wir sind extrem hungrig, das spürt man bei jedem, und das finde ich richtig klasse."

Den gebürtigen Hamburger, der einst in Kiel den Sprung in den Profibereich schaffte und in den Relegationsspielen gegen 1860 München 2015 schon mit einem Bein in der Zweiten Liga stand, kann man stellvertretend für die Entwicklung der Mannschaft nennen. Vom einst unsicheren Innenverteidiger hat sich der 1,89-Meter-Mann zu einer selbstbewussten und präsenten Stütze im Team entwickelt. "Hauke ist aktuell gesetzt. Er hat sich sehr stabilisiert und spielt eine richtig gute Runde. Er ist noch nicht am Ende seines Leistungsvermögens angekommen", lobt auch Leitl den 23-Jährigen.

Dieser ist über solche Aussagen natürlich hocherfreut. "Das ist sehr schön, so etwas zu hören. Aber ich möchte die Leistung jede Woche bestätigen. Ich spüre das Vertrauen des Trainers, und das gibt mir viel Kraft", sagt Wahl, der die schwierige Zeit davor aber nicht vergessen hat. "Ich weiß, dass ich vor einem Jahr unwichtig war für die Mannschaft und keine Rolle gespielt habe. Aber diese Erfahrung und die Spielpraxis, die ich in Heidenheim gesammelt habe, sind mit ein Grund für meine Entwicklung. Das war damals zwar brutal, aber im Nachhinein extrem wichtig", reflektiert der mit drei Toren zudem gefährlichste Abwehrspieler der Schanzer.

Vorausgesetzt, die Ingolstädter gewinnen auch in Kiel, könnten sogar die Träume vom Aufstieg wieder reifen - obwohl Leitl diese noch nicht schüren will. "Ein direkter Aufstiegsplatz ist sieben Punkte weg, das ist jede Menge Holz. Von daher wäre es nicht seriös, jetzt vom Aufstieg zu sprechen", sagt der FCI-Coach, meint aber immerhin: "Über den Relegationsplatz können wir gerne reden, der ist nur zwei Punkte weg. Aber das bedeutet nicht, dass man aufsteigt. Da gibt es zwei Spiele gegen einen Bundesligisten. Das ist eine hohe Hürde, die man dann nehmen muss." Vor einigen Wochen war aber nicht einmal das ein Thema - und noch sind 20 Spiele zu absolvieren.

FC INGOLSTADT IN KÜRZE

Aufstellung: Stefan Leitl ist weiterhin in einer komfortablen Situation - alle Mann sind an Bord. Umstellungen in seiner mittlerweile eingespielten Mannschaft sind daher nicht zu erwarten. Auch sein Kollege Markus Anfang setzt seit Wochen auf das gleiche Personal in seiner 4-1-4-1-Formation.
 

Holstein Kiel: Kronholm - Herrmann, Schmidt, Czichos, J. van den Bergh - Peitz - Schindler, Mühling, Drexler, Lewerenz - Ducksch.

FC Ingolstadt: Nyland - Levels, Matip, Wahl, Gaus - Träsch - Cohen, Morales - Pledl, Kittel - Kutschke.

 

Topscorertreffen: Torgefährlichkeit ist im Spitzenduell garantiert. Mit dem Ingolstädter Sonny Kittel (7 Tore, 8 Vorlagen), Marvin Ducksch (10/4) und Dominick Drexler (beide Kiel/7/6) treffen die drei Führenden der Zweitliga-Scorerwertung aufeinander. Zudem rangiert auch noch der Kieler Steven Lewerenz (4/5) unter den Top Ten.
 

 

Comeback-Qualitäten: Kiel machte in dieser Saison schon zweimal einen 0:2-Rückstand wett. Mit neun Punkten in Spielen nach Rückständen sind die Norddeutschen in dieser Kategorie das zweitbeste Team nach Darmstadt (10). Der FCI holte erst einen Punkt, wenn er zurück lag. | gst