Ingolstadt
Viel Geld für Mitläufer

FCI-Sportdirektor Thomas Linke investierte 7,5 Millionen Euro in neue Profis aber nur einer spielt

19.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:09 Uhr
FCI-Sportdirektor Thomas Linke −Foto: Eibner

Ingolstadt (DK) Drei Wochen noch, dann feiert Sportdirektor Thomas Linke beim FC Ingolstadt ein kleines Jubiläum. Am 10. November hat der 46-Jährige den Posten fünf Jahre lang inne. Ob Linke dann aber zum Feiern zumute ist, hängt auch von der sportlichen Entwicklung ab - und die ist derzeit mies.

Für Linke keine einfache, aber auch keine neue Situation. Schließlich hat er bei den Schanzern schon etliche schwierige Phasen erlebt, und weiß, dass dann nicht nur die Arbeit des Trainers hinterfragt wird, sondern auch die des Sportdirektors.

Aktuell fällt die Bilanz seiner Transfers alles andere als positiv aus. Schließlich konnte der ehemalige Nationalverteidiger so viel Geld in die Hand nehmen wie noch nie, um die Mannschaft für die zweite Saison in der Bundesliga zu verstärken. So holte Linke mit Marcel Tisserand (3 Millionen), Florent Hadergjonaj (2), Robert Leipertz (1,5) und Martin Hansen (1) vier Profis, die alleine rund 7,5 Millionen Euro an Ablösesumme kosteten. Jedoch hat bisher nur Verteidiger Tisserand einen Stammplatz im Team inne - überzeugt hat der Franzose, der sich erst an den anderen Spielstil in Deutschland, eine neue Umgebung und Sprache gewöhnen muss, aber auch noch nicht. Dies wiegt umso schwerer, da nach dem Verlust von Innenverteidiger Benjamin Hübner, der mit seinem Auftreten und seiner rustikalen Spielweise dem gesamten Abwehrverbund Stabilität verlieh, eine erhebliche Lücke im Team entstand. Diese zu schließen, hat Trainer Markus Kauczinski mit seinem Team noch nicht geschafft.

Und die anderen Verpflichtungen? Torwart Hansen ist bisher kein Herausforderer für Örjan Nyland, der den abgewanderten Ramazan Özcan konkurrenzlos beerbte. Mit fatalen Folgen - Nyland wartet auch nach 13 Einsätzen noch auf seinen ersten Sieg in der Bundesliga. Der Druck auf den 26-jährigen Keeper, der zudem als Nummer eins in Norwegens Nationalteam abgelöst wurde, ist enorm, aber Hansen offensichtlich auch keine Hilfe und Alternative. Auch Hadergjonaj, der zwar bis zu seinem Wechsel nach Ingolstadt 71 Spiele in der Schweizer Super League bestritt, es bei den Schanzern aber kaum einmal in den Kader schafft, ist für Kauczinski offenbar keine Option. Und Leipertz, die einzige Verpflichtung für die Offensive, ist ebenfalls keine Verbesserung. Der 23-Jährige, der in 65 Zweitliga-Spielen 18 Tore für Heidenheim erzielte, kann bisher keinen Spieler aus der Vorsaison verdrängen.

Haben die Schanzer also viel Geld für nichts ausgegeben? "Wir wollten auf jeder Position eine Konkurrenzsituation schaffen", lautete Linkes Devise bei der Besetzung des Kaders. Der Sportdirektor legte dabei Wert auf die Entwicklungsperspektive der einzelnen Spieler. Doch wie lange das dauert - die meisten Verpflichtungen sind jünger als 24 Jahre - kann niemand vorhersagen.

Das sieht man auch an Leihspieler Anthony Jung von RB Leipzig (bisher ein Bundesliga-Einsatz) oder dem früheren Paderborner Hauke Wahl (durfte nur im DFB-Pokal spielen). Bleibt noch Sonderfall Sonny Kittel. Der 23-jährige Kreativspieler aus Frankfurt war bei seiner Verpflichtung zwar aktuell nicht verletzt, aber aufgrund seiner Vorgeschichte (zwei Kreuzbandrisse, Knorpelschaden, Innenbandriss) wohl in einer derart maroden körperlichen Verfassung, dass die medizinische Abteilung des FCI dem früheren Eintracht-Talent erst einmal ein Rehaprogramm verordnete. Wann Kittel der vollen Belastung standhält und möglicherweise eine Verstärkung wird, ist ebenfalls völlig offen.

Unabhängig davon, ob Kauczinski das Maximum aus dem Kader herausholt oder nicht, hat der FCI allem Anschein nach das Risiko gescheut, die Struktur der Mannschaft zu ändern und den einen oder anderen reiferen Spieler zu verpflichten, der die Qualität auf Anhieb erhöht. Den Teamgedanken und ein einheitliches Gehaltsgefüge bei der Kaderplanung als oberste Priorität vorzugeben, klingt zwar vernünftig, könnte sich aber für die notwendige Weiterentwicklung des FCI in seinem zweiten Bundesliga-Jahr als Irrweg erweisen.