Ingolstadt
Der Geldkoffer bleibt zu

FCI-Sportdirektor Thomas Linke vertraut seinem Kader und plant lieber mit Perspektive

01.09.2015 | Stand 02.12.2020, 20:51 Uhr

Foto: DK

Ingolstadt (DK) Das Transferfenster in der Fußball-Bundesliga ist zu. Der Wahnsinn auf dem Spielermarkt hat also zumindest bis zum Jahreswechsel ein Ende. Neuling FC Ingolstadt hat sich in dieser Hinsicht ohnehin nicht weit aus dem Fenster gelehnt und sah dem Treiben entspannt zu.

So entspannt, dass Sportdirektor Thomas Linke angesichts der Länderspielpause erst einmal ein paar Tage durchatmet und sich bis Sonntag in einen Kurzurlaub verabschiedete. Zuvor hatte er noch die letzte Hausaufgabe erledigt und vor Ablauf der Transferperiode den Vertrag mit dem 18-jährigen Talent Maurice Multhaup vom FC Schalke 04 unter Dach und Fach gebracht. Multhaup schaffte es bisher zwar einige Male in den Profi-Kader der Gelsenkirchener, zu einem Bundesliga-Einsatz reichte es für den Mittelfeldspieler allerdings noch nicht. Dafür erzielte der gebürtige Bottroper in der U 17-Nationalmannschaft in 13 Spielen sieben Tore.

„Das ist ein Transfer für die Zukunft, genauso wie zuvor bei Max Christiansen. Maurice ist ein sauschneller Spieler für die Außenbahn, der gut in mein System reinpasst“, sagt Trainer Ralph Hasenhüttl. Allerdings wird sich der 48-Jährige noch gedulden müssen, bis der Neuzugang möglicherweise zu einer Verstärkung wird. Multhaup plagt derzeit eine Kniereizung und muss die Verletzung erst auskurieren. „Ich bin sicher, dass ihn unsere medizinische Abteilung fit bekommt, und dann soll er sich in der zweiten Mannschaft Spielpraxis holen. Ich bin froh, dass wir einen solchen Spieler zu uns holen konnten. Er hätte sicher noch andere Möglichkeiten gehabt“, sagt Hasenhüttl.

Das Transfertheater in den vergangenen Tagen ist also am FCI vorbeigegangen, obwohl natürlich auch die Schanzer die Aktivitäten der Konkurrenz beobachtet haben. „Es ist schon erstaunlich, wer sich da in Panik noch Spieler dazugeholt hat. Wir wollen einen anderen Weg gehen und vertrauen auf die Spieler, die schon da waren. Wir glauben, dass sich die Mannschaft schon toll entwickelt hat aber in der Bundesliga noch eine weitere Entwicklung nehmen wird“, erklärt Hasenhüttl, ohne den Blick für die Realität zu verlieren. „Wir sind nicht so vermessen zu glauben, dass wir jedes Auswärtsspiel gewinnen werden. Aber es reicht ja schon, dass wir die Spiele so lange offenhalten können. Das ist der Hauptansatz, dass wir nicht komplett chancenlos sind. Es muss ja nicht jedes Mal ein Dreier sein, ich bin auch mal mit einem Punkt zufrieden.“

So begnügt sich der FCI bisher mit fünf Neuverpflichtungen – so wenige waren es noch nie in der Amtszeit von Sportdirektor Thomas Linke. Seit der 45-Jährige im November 2011 die Managerposition bei den Schanzern angetreten hat, wickelte er 38 Spielertransfers ab. Dabei fällt auf, dass sich die Prioritäten verschoben haben. Standen früher erfahrene Profis wie Andre Mijatovic, Christian Eigler oder Tamas Hajnal auf der Gehaltsliste der Ingolstädter, sind es nun eher Spieler mit Perspektive wie Alfredo Morales, Mathew Leckie oder Elias Kachunga. Neuerdings geht Linke sogar noch einen Schritt weiter und sucht gezielt nach Jugend-Nationalspielern wie Max Christiansen (19) und Multhaup oder, noch besser, entwickelt sie selbst, wie im Fall Robert Bauer, der beim FCI den Sprung ins U 20-DFB-Team schaffte.

Finanziell gesehen befinden sich der FCI und Linke nach wie vor in der Investitionsphase. Lediglich der Verkauf von Caiuby brachte den Schanzern bisher einen deutlichen Transfergewinn. Ansonsten überwiegen die Ausgaben mit rund 5,5 Millionen an Ablöse oder Leihgebühr deutlich die Einnahmen (rund eine Million). Rechnet man allerdings den derzeitigen Marktwert einzelner Spieler mit ein, hat Linke neben einigen Nieten nun etliche Hauptgewinne in seinem Portfolio. Leckie, einst für 750 000 Euro geholt, ist mittlerweile das Doppelte wert. Auch Pascal Groß (drei Millionen), Benjamin Hübner, Danilo, Morales (alle 1,5 Millionen) oder Stefan Lex (eine Million) konnten ihren Marktwert deutlich steigern.

Und auf noch etwas legt Linke, der den FCI-Kader in seinen Anfangsjahren immer wieder von einigen Lasten befreien musste, wert. „Uns hat gerade in der vergangenen Saison ausgezeichnet, dass wir einen kleinen Kader hatten, in dem jeder auch das Gefühl hatte, gebraucht zu werden“, sagt Linke, der in dieser Saison nur 26 Profis im Bundesliga-Kader hat. Bleiben die Ingolstädter von Verletzungen verschont, könnte das Wir-Gefühl erneut zum Erfolgsfaktor werden.

Im anderen Fall ist eines bereits sicher – im Januar dreht sich das Transferkarussell erneut. Vielleicht springt dann ja auch der FC Ingolstadt nochmals auf.