Ingolstadt
Pech am Stiefel

Schwache Chancenverwertung kostet FCI im Abstiegskampf wichtige Punkte Leckie: "Ich denke positiv."

05.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:57 Uhr

Wieder nichts: FCI-Angreifer Mathew Leckie (Mitte) läuft allein auf das Bremer Tor zu, lässt sich dann aber von Werder-Verteidiger Theodor Gebre Selassie (links) noch abdrängen und schiebt den Ball am langen Pfosten vorbei. Im Abschluss hat der Australier in Diensten der Ingolstädter derzeit einfach kein Glück. - Foto: Bösl

Ingolstadt/Bremen (DK) Vier Punkte hat der FC Ingolstadt aus den Partien gegen die direkten Konkurrenten Darmstadt, Wolfsburg und Bremen geholt. Zu wenig, wie der Absturz auf Rang 18 deutlich macht. Zu wenig aber vor allem auch deshalb, weil bei besserer Chancenverwertung viel mehr drin gewesen wäre.

Die Liste der vergebenen Chancen ist lang. Vor allem, wenn man die Partien gegen Wolfsburg und in Bremen betrachtet. So waren es beim 1:1 gegen die Wölfe acht hochkarätige Möglichkeiten, die die Ingolstädter ungenutzt ließen. Eine Woche später, bei der 1:2-Niederlage in Bremen, kamen in der Schlussphase drei weitere dazu. Mit etwas mehr Kaltschnäuzigkeit hätten die Ingolstädter vergleichsweise leicht zwei, drei, im Idealfall sogar fünf Zähler mehr aus diesen wichtigen Partien holen können.

Hat der FC Ingolstadt also ein Qualitätsproblem bei seinen Stürmern? Nein, sagt Maik Walpurgis. "Uns hat mitunter das nötige Glück gefehlt. Wir brauchen im Abschluss aber noch mehr Überzeugung." Derweil bestätigt die Statistik das Dilemma. Mit einer Chancenverwertung von lediglich 16,1 Prozent (mit 62 Torchancen wurden zehn Tore erzielt) belegen die Ingolstädter ebenso wie in der Gesamttabelle den bedauernswerten letzten Platz. Erfolgreichste Torschützen sind bisher Lukas Hinterseer und Dario Lezcano (jeweils drei Tore), die unter Walpurgis zuletzt aber nur von der Bank kamen. Stefan Lex, Robert Leipertz oder Maurice Multhaup spielen derzeit überhaupt keine Rolle.

Da es nach dem Sturz auf Rang 18 an guten Nachrichten beim FCI aktuell ohnehin kein Überangebot gibt, will der Ingolstädter Trainer das kritische Thema Chancenverwertung natürlich kleinhalten. Gerade im Fall von Mathew Leckie und Moritz Hartmann, die in den genannten Partien zusammen siebenmal vergaben, setzt er lieber auf öffentliche Rückendeckung. "Ich bin total überzeugt von Moritz, der in Darmstadt ein tolles Tor erzielt hat. Und Mathew ist ein Spieler von enormer Qualität, der noch viele wichtige Tore für uns schießen wird", glaubt der 43-Jährige. Die Gefahr einer drohenden mentalen Blockade bei seinen Stürmern sieht er "überhaupt nicht". Vielmehr "weiß ich, dass wir da gute Jungs haben. Ich bin total optimistisch".

Inwieweit gutes Zureden seinen Spielern tatsächlich zu mehr Torgefährlichkeit verhilft, muss abgewartet werden. In den kommenden Tagen will Walpurgis jedenfalls auch in Einzelgesprächen versuchen, seine Spieler aufzurichten. Außerdem soll weiter an den Automatismen gearbeitet werden, "damit wir wieder mehr Selbstverständnis reinbekommen".

Leckie, dessen Abschlussschwäche zuletzt schon fast tragische Züge hatte, geht derweil offen mit der Situation um. "Ich denke in den betreffenden Szenen nicht groß nach, dafür ist zu wenig Zeit. Ich bin froh, dass ich überhaupt in die gefährliche Zone komme und diese Abschlüsse habe." Auf die mentale Komponente angesprochen, reagiert er gelassen. "Ich spreche über das Thema nur, wenn nach dem Spiel die Fragen von der Presse kommen. Ansonsten mache ich mir bis zum nächsten Spiel nicht wirklich viele Gedanken. Ich weiß, dass ich die Fähigkeit habe, zu treffen, und denke positiv."

Den Teamkollegen, die natürlich von der Gefährlichkeit ihrer Stürmer abhängig sind, fiel nach dem 1:2 von Bremen die Gelassenheit schon etwas schwerer. "Wenn wir hier in Führung gehen, bekommen wir mit Sicherheit noch mehr Kontermöglichkeiten. Der Grund, warum wir verloren haben, waren die vergebenen Chancen", ärgerte sich Torwart Martin Hansen. Marvin Matip hatte derweil einen sehr sachlichen Tipp für die Angreifer parat: "Üben, üben, üben! Die Stürmer müssen sich im Training das gute Gefühl holen, dann treffen sie auch wieder. Heute hatten wir das Pech am Stiefel."

Die erste Niederlage in seiner Amtszeit hat die Zuversicht von Walpurgis in Bezug auf den Klassenerhalt indes nicht trüben können. "Ich sehe, dass die Mannschaft lebt. Der Abstand zur Konkurrenz hat sich durch dieses Spiel nicht dramatisch erhöht", erklärte der Coach in Bremen. In den Spielen gegen Leipzig, Leverkusen und Freiburg muss er noch mit dem aktuellen Personal versuchen, die vier Zähler auf den für den direkten Liga-Verbleib notwendigen Platz 15 zu verringern. Erst in der Winterpause kann der Kader verstärkt werden. Hinsichtlich der möglichen Einkäufe müsste es intern eigentlich längst auch eine Liste geben. Wie lang die ist, mag aktuell aber noch niemand verraten.