Ingolstadt
"Am schlimmsten ist der Imageschaden"

FC-04-Sportdirektor Thomas Linke nimmt Stellung zur Pokalpleite und kündigt zwei Neuverpflichtungen an

21.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:19 Uhr

Nimmt das Team des FC Ingolstadt trotz der Pokal-Blamage in Schutz: »Man muss nicht zusätzlich auf die Mannschaft einhauen«, sagt Sportdirektor Thomas Linke. - Foto: Bösl

Ingolstadt (DK) So richtig hat der FC Ingolstadt noch nicht in die Saison hineingefunden. Die beiden Unentschieden in der Liga ließen noch jede Menge Interpretationsspielraum, das Pokal-Aus beim Viertligisten Offenbacher Kickers (2:4 n. E.) war dagegen eine handfeste Blamage. Vor dem Heimspiel gegen Zweitliga-Spitzenreiter Greuther Fürth am Sonntag (13.30 Uhr) konnte sich noch kein wirkliches Vertrauen in die Leistungsfähigkeit der Mannschaft aufbauen. Wir haben deshalb mit dem Sportdirektor des Klubs, Thomas Linke, über die Angst vor einem Fehlstart in die Saison, mögliche Konsequenzen und den Stand beim Dauerthema Neuverpflichtungen gesprochen.

 

Herr Linke, Vereinspräsident Peter Jackwerth hat nach dem Pokal-Aus gefordert, man müsse nun „Bellen, damit alle aufwachen“. Wie sah Ihr Bellen aus?

Thomas Linke: Ich kann da nicht so viel sagen, weil ich am Montag aufgrund eines Trauerfalles verhindert war. Aber mich überrascht so eine Reaktion nicht.

 

Dennoch hat man doch auch im Nachklang als Sportdirektor noch die Möglichkeit, sich die Mannschaft vorzuknöpfen.

Linke: Natürlich ist es eine Blamage, wenn man gegen einen Viertligisten im Pokal ausscheidet, zumal der auch nur mit zehn Mann gespielt hat. Trotzdem bin ich der Meinung, dass man nicht noch zusätzlich auf die Mannschaft einhauen muss. Die Spieler sind selbstkritisch genug, um zu wissen, dass sie da Mist gebaut haben. Ich setze da eher auf eine Trotzreaktion der Mannschaft, diese Blamage im nächsten Spiel gegen Fürth vergessen machen zu wollen.

 

Nach der Ligapartie gegen Darmstadt (2:2) hatte der Trainer bereits den zu geringen läuferischen und kämpferischen Einsatz beklagt. In Offenbach schien es kaum besser.

Linke: Nochmal, ich war nicht vor Ort. Aber wir haben diese Partie im Nachgang analysiert und sind zum Ergebnis gekommen, dass es an der Laufbereitschaft nicht mangelte. Dennoch sind wir in Offenbach an unsere Grenzen gestoßen, weil wir mit unseren schnellen Leuten gegen eine tief stehende Mannschaft zu selten gefährlich in den Rücken der Abwehr gekommen sind. Zudem fehlte uns auf schwer bespielbarem Boden die Durchschlagskraft.

 

Und beim Elfmeterschießen versagten dann die Nerven.

Linke: Elfmeterschießen müssen wir üben, das stimmt. Gefühlt haben wir von den letzten acht Strafstößen sieben verschossen.

 

Welche Folgen hat das Pokal-Aus?

Linke: Zunächst mal ist die Hoffnung auf ein attraktives Heimspiel in der zweiten Runde dahin. Der finanzielle Schaden tut weh, hält sich aufgrund unserer konservativen Planung aber in Grenzen. Am schlimmsten ist sicher der Imageschaden, wenn man gegen zehn Mann in Offenbach ausscheidet.

 

Prompt begleitet den Klub nach drei Spielen schon wieder eine kritische Grundstimmung. Neben dem Dauerthema Heimkomplex gesellt sich sofort die Angst vor einem Fehlstart.

Linke: Wir sind mit einem guten Spiel gegen St. Pauli, in dem wir uns nicht belohnt haben, in die Runde gestartet. Dann haben wir zu Hause gegen Darmstadt mit Glück ein Unentschieden geholt, was sicher nicht unser Anspruch ist. Dennoch sind wir beide Male ungeschlagen geblieben, weshalb der Start schon noch okay ist. Wer von einem Fehlstart sprechen will, sollte doch erst mal acht oder neun Spiele abwarten.

Die Probleme in der Offensive sind offensichtlich. Wann kommen denn die gewünschten Verstärkungen?

Linke: Wir haben immer gesagt, dass wir noch zwei Spieler für diesen Mannschaftsteil holen wollen. Dass wir da zu dünn besetzt sind, ist uns klar, erst recht, wenn wie zuletzt mit Mathew Leckie und Moritz Hartmann auch noch zwei ausfallen. Im Moment kann ich nur sagen: Wir arbeiten dran.

 

Es gab die Hoffnung, dass nach dem Pokalwochenende Bewegung in den Spielermarkt kommt.

Linke: Es ist weiterhin so, dass die Preise, die für Spieler aufgerufen werden, für einen Zweitligisten gar nicht oder nur sehr schwer bezahlbar sind. Wir waren uns bereits zweimal mit Spielern aus dem Ausland einig, sind dann aber in den Verhandlungen mit dem abgebenden Klubs gescheitert. Gerade bei den Bundesligisten kommt der Markt inzwischen aber in Bewegung.

 

Wie sieht das Anforderungsprofil aus? Mit Caiuby und Philipp Hofmann haben zwei große, kopfballstarke Spieler den Klub verlassen.

Linke: Die Größe war aber nicht unbedingt unser erstes Kriterium. Hofmann und Caiuby haben wir mit Lukas Hinterseer und Mathew Leckie ja auch schon relativ früh ersetzt. Darüber hinaus sehen wir jetzt aber schon zu, dass wir Spieler holen, die ein ähnliches Niveau haben wie diese beiden Abgänge. Nur so können wir den Kader wirklich verstärken.

 

Wann wird es so weit sein?

Linke: Es kann jeden Tag passieren. Ich gehe davon aus, dass wir bis zum Ende der Transferperiode noch zwei Spieler verpflichten werden.

 

Um die Stimmung zu verändern, käme ein Erfolg am Sonntag gegen Fürth natürlich gelegen. Glauben Sie daran?

Linke: Ich gehe davon aus, dass jeder Spieler in dieser Partie etwas gutzumachen hat. Fürth will, anders als Offenbach, Fußball spielen. Das sollte uns eher liegen. Außerdem ist es ganz gut, dass wir nicht der Favorit sind. Mit der Rolle, das hat die Partie in Offenbach gezeigt, kommen wir offenbar nicht so gut zurecht.

 

Das Gespräch führte

Norbert Roth.