Ingolstadt
Ökonomischer Abräumer

FCI-Verteidiger Benjamin Hübner läuft weniger als seine Mitspieler und überzeugt dennoch mit makelloser Zweikampfquote

09.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:13 Uhr

Schmerzhaftes Duell: Ingolstadts Benjamin Hübner (rechts) und der Augsburger Hong. - Foto: Schiffmann

Ingolstadt (DK) Die Platzwunde über Benjamin Hübners Auge ist noch gut zu sehen. Im Derby war der Innenverteidiger des FC Ingolstadt in der 17. Minute mit seinem Augsburger Gegenspieler Jeong-Ho Hong zusammengeprallt und musste mit der blutenden Wunde kurz vom Platz. "Wahnsinn, unsere Docs. Die haben die Stelle geklebt, und gefühlte eineinhalb Minuten später war ich wieder auf dem Platz", sagt Hübner. Das war auch gut so. Denn mit einer Zweikampfquote von einhundert Prozent (bei neun direkten Zweikämpfen) sollte der 1,93-Meter-Mann in der Folge wesentlichen Anteil am ebenso mühsamen wie wichtigen 2:1-Erfolg der Schanzer haben.

Ralph Hasenhüttl weiß, was er an "Hübi" hat. "Er ist ein echter Wettkampftyp. Bis er vom Feld runtergeht, muss schon einiges passieren", sagt der Trainer über den Spieler, den er bereits seit 2012 kennt. "Ich habe ihn damals von Wehen Wiesbaden zum VfR Aalen geholt. Wir haben schon einige Schlachten miteinander geschlagen", sagt Hasenhüttl.

2014 folgte Hübner seinem Coach dann zum FC Ingolstadt, wo er von Hasenhüttl in 54 möglichen Liga-Spielen 49-mal in die Startelf beordert wurde. Nur wenn er verletzt war oder eine Gelbsperre absitzen musste, blieb er draußen. Einzige Ausnahme: Als in der Vorsaison der Aufstieg feststand, gab ihm der Trainer im letzten Spiel in Kaiserslautern frei.

"Wenn Hübi dabei ist, habe ich immer ein gutes Gefühl", sagt Hasenhüttl über seinen wohl robustesten Verteidiger. Gemeinsam mit den derzeit äußerst stark aufspielenden Nebenleuten Marvin Matip und Roger bildet Hübner die Konstante im Defensivspiel der Ingolstädter.

Betrachtet man seine Spielweise, fällt als Erstes seine Kompromisslosigkeit auf. "Er hat vor keinem Gegenspieler Angst, egal, wie der heißt", lobt sein Trainer. Fragt man Hübner nach dem bislang unangenehmsten Widersacher in der Bundesliga, fällt dem 26-Jährigen spontan gar keiner ein. "Es macht keinen Sinn, zu viel Respekt zu haben, sonst ist man irgendwann verängstigt", sagt er. Und genau das passt nicht zu seinem Spiel.

Die Beschreibung "Laufwunder" meinte der Trainer dann aber ironisch. Tatsächlich läuft Hübner deutlich weniger als seine Mitspieler, steht aber trotzdem meistens richtig. "Ich würde mehr laufen", sagt Hübner. Dank seiner vorausschauenden Spielübersicht braucht er das jedoch gar nicht.

Angesichts der 26 Punkte, die er mit dem FC Ingolstadt bereits erspielt hat, spürt Hübner derweil, wie sich das Bild des FC Ingolstadt bei den Konkurrenten verändert. "Mich persönlich wundert es nicht, dass wir in der Rückrunde genauso punkten wie in der Hinrunde. Dadurch haben wir uns auf jeden Fall Respekt erarbeitet. Wir wollen auf dieser Welle aber durchaus noch ein bisschen weiterreiten."

Hasenhüttl hat festgestellt, dass das Auftreten der Ingolstädter von der Konkurrenz durchaus als beispielhaft angesehen wird. "Wenn man sieht, wie Hertha BSC gegen Dortmund gespielt hat oder Leverkusen gegen den FC Bayern - unsere Spielweise findet bereits Nachahmer", sagt er. "Ich weiß, dass unser Spiel gegen die Bayern bei der Videoanalyse der Leverkusener eine Hauptrolle gespielt hat." Nach FCI-Art, den Topmannschaften mit frühem Pressing begegnen, das machen inzwischen auch andere Klubs.

Nächste Bewährungsprobe für die Schanzer, bei denen bis auf Tobias Levels und Danilo derzeit alle Spieler im Training sind, ist am Samstag (15.30 Uhr) beim VfL Wolfsburg.