Ingolstadt
Stark wie nie

Der FC Ingolstadt mischt derzeit als Tabellenführer die Zweite Liga auf – Fünf Gründe für den Aufschwung

16.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:14 Uhr

»Stefan mach Humba!«: Die Mannschaft des FC Ingolstadt feiert mit ihren Fans den 4:1-Erfolg gegen den VfR Aalen und die Tabellenführung. Nicht im Bild: Torschütze Stefan Lex, der mit einem Megafon mitten unter den Ingolstädter Anhängern besagte »Humba« anstimmt. - Foto: Bösl

Ingolstadt (DK) Wer den FC Ingolstadt in den vergangenen Jahren verfolgt hat, reibt sich in diesen Tagen unweigerlich die Augen. Stimmt das wirklich? Sind die wirklich Tabellenführer? Nach fünf Spieltagen beherrschten zuletzt regelmäßig Trainerdiskussionen, Zweifel am Kader und das Klagen über den bevorstehenden Abstiegskampf die Gespräche.

Und jetzt das. Auch wenn alle Beteiligten immer wieder betonen, dass es sich um eine Momentaufnahme handelt, so lässt die Entwicklung der Mannschaft doch aufhorchen. Wir haben in fünf Punkten zusammengefasst, was den FC Ingolstadt bislang so stark macht.

 

Stimmung im Team: Lukas Hinterseer sagt: „Wir haben keine Diva im Team.“ Kollege Alfredo Morales verrät: „Wir machen dauernd Quatsch in der Kabine – natürlich nur bis das Training anfängt.“ So entsteht offenbar eine Stimmung, in der auf dem Feld jeder Lust hat, dem anderen zu helfen. Dieses Miteinander ist Voraussetzung, um die von Trainer Ralph Hasenhüttl vorgegebene, laufintensive Taktik zu spielen. Außerdem kann nur solch eine Einheit Rückschläge während einer Partie verarbeiten. Und gerade dieser neue Siegeswille hat in den Spielen gegen Darmstadt und Aalen erst die Punkte gebracht.

 

Überraschungen im Kader: Vor einem Jahr hat er noch in der Regionalliga gespielt, jetzt ist er mit vier Treffern der erfolgreichste Torschütze des Teams. Stefan Lex fliegt wie auf einer Wolke in seine erste komplette Zweitligasaison. Beim Schnuppern in der Rückrunde der Vorsaison hatte der 25-Jährige noch Nervenflattern, inzwischen sorgt er in jedem Spiel für Gefahr. Auch wenn ihm beim manchem Tor das Glück zur Seite stand, er ist mit seiner Schnelligkeit und seiner Zielstrebigkeit die Entdeckung der jungen Saison.

 

Heimkomplex ist weg: Mauern kann jeder! Diese Formel, ob es den Mannschaften gefällt oder nicht, passt auf praktisch alle Zweitligisten. Auch Trainer Ralph Hasenhüttl hat nach seinem Amtsantritt zunächst besonderen Wert auf Kompaktheit gelegt. Inzwischen haben seine Spieler dieses frühe Pressing aber verinnerlicht, können jeden Gegner noch effektiver und oft auch schon in dessen eigener Hälfte bearbeiten. Damit wirkt diese Ingolstädter Elf so dominant, wie noch keine vor ihr. Dieses Auftreten ist beste Medizin, um die zittrigen Heimauftritte der Vergangenheit vergessen zu machen. Sportpark-Besucher sehen inzwischen eine ambitionierte Mannschaft und danken dies mit lang anhaltenden Sprechchören.

 

Neuzugänge schlagen ein: Wer hätte gedacht, dass so ein Publikumsliebling wie Caiuby so bald kaum noch vermisst wird? Obwohl noch gar nicht hundertprozentig fit, hat Neuzugang Mathew Leckie schon in den ersten Partien gezeigt, wie gradliniger, zielstrebiger Fußball aussehen kann. Und wie effektiv diese energiegeladene Spielweise ist. Ebenfalls kaum noch wegzudenken ist Benjamin Hübner. Mit ihm und Kapitän Marvin Matip hat der FC 04 eine kopfball- und zweikampfstarke Innenverteidigung, die zu den besten der Liga gehört. Beide Neuzugänge, Leckie und Hübner, haben das Team definitiv besser gemacht.

 

Trümpfe in der Hinterhand: Bei den überzeugenden Siegen in Sandhausen und gegen Aalen lief jeweils die gleiche Startelf auf. Was passiert, wenn hier einer ausfällt? Wirklich bange muss einem da nicht sein. Ob mit den Einwechselspielern Karl-Heinz Lappe, Moritz Hartmann oder Konstantin Engel – die Mannschaft wurde dadurch keinen Deut schlechter. Und mit dem bundesligaerfahrenen Tomas Pekhart sowie dem Langzeitverletzten Almog Cohen hat Hasenhüttl noch echte Trümpfe in der Hinterhand.