Ingolstadt
Ohne Joker geht es nicht

Lappe bewahrt FC 04 mit seinem fünften Zweitliga-Tor vor Heimpleite und kämpft um mehr Einsatzzeit

11.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:21 Uhr

Karl-Heinz Lappes Glücksmoment: Mit dem Fallrückzieher erzielte er gegen Darmstadt in der Nachspielzeit den 2:2-Ausgleich. - Foto: Bösl

Ingolstadt (DK) Karl-Heinz Lappe ist der kleinste Stürmer im Kader des FC Ingolstadt. Doch am Sonntag war der 1,75-Meter-Mann wieder einmal ganz groß: Der 26-Jährige traf gegen den SV Darmstadt 98 zum 2:2-Ausgleich und rettete den Schanzern wenigstens einen Punkt.

Lappe war erst zehn Minuten auf dem Spielfeld, dann schlug er buchstäblich in letzter Sekunde zu. Über Stefan Lex und Benjamin Hübner sprang ihm der Ball vor die Füße, und um überhaupt noch irgendwie an das Leder zu kommen, setzte der Münchener zu einem Fallrückzieher an und traf. Darmstadts verdutzter Innenverteidiger Benjamin Gorka, immerhin 1,95 Meter groß, war ebenso machtlos wie Keeper Christian Mathenia. Danach gab es für Lappe kein Halten mehr. Erst machte er einen Handstandüberschlag, dann jubelte er in die Fankurve, und schließlich grüßte er seine schwangere Frau Magdalena mit dem Ball unter dem Trikot. „Sie saß auf der Tribüne und musste gleich weinen vor Freude“, erzählte Lappe hinterher. Ende September soll das Glück dann perfekt sein, wenn der Nachwuchs kommt.

Lappe hofft derweil, dass ihm sein fünftes Zweitliga-Tor zu mehr Einsatzzeit verhilft. Denn bislang ist der Spätberufene, der erst im Vorjahr beim FC 04 seinen ersten Profivertrag erhielt, auf die Jokerrolle festgelegt. Nur drei seiner 33 Profi-Einsätze absolvierte er über die volle Distanz, im Schnitt kommt der wuselige Mittelstürmer ansonsten auf 34 Spielminuten. Lappes Ausbeute ist dafür beachtlich – vier seiner fünf Tore bescherten dem FC 04 auch Punkte.

„Der Trainer sieht mich als Spieler eher in der zweiten Reihe, aber er weiß, dass er mich hinten raus bringen kann“, erklärt Lappe, gibt sich aber nicht mit der Jokerrolle zufrieden. „Jeder will in die Startelf. Ich war immer Mittelstürmer und habe da auch meine Tore gemacht. Aber ich kann auch außen spielen, obwohl ich nicht die Schnelligkeit eines Mathew Leckie oder Collin Quaner habe. Ich kann meine Mitspieler trotzdem einsetzen und bin auch torgefährlich. Ich hoffe halt, dass das honoriert wird“, meint Lappe.

Dass er um Anerkennung kämpfen muss, ist der Torjäger gewohnt. Als Jugendlicher wurde er beim FC Bayern als zu klein und langsam eingeschätzt und nach fünf Jahren weggeschickt. Über Umwege kam er im Januar 2009 als 21-Jähriger zum FC 04 und zeigte in der U 23 seine Qualitäten. Bis Mai 2013 schoss er in 133 Spielen 77 Tore. Zudem schnupperte er immer wieder ins Profi-Team hinein, gab am 18. November 2011 gegen 1860 München sein Debüt und erzielte am 3. Februar 2013 (2:0-Sieg beim FSV Frankfurt) sein erstes Zweitliga-Tor. „Er hat ein Riesenherz und ist ein Fußballer aus Leidenschaft“, urteilte der damalige Trainer Tomas Oral und befürwortete schließlich doch noch einen Profivertrag, der Ende dieser Saison ausläuft.

Ob Lappe bis dahin die Chance bekommt, seiner Jokerrolle zu entwachsen, ist dennoch fraglich. Und wieder einmal liegt das wohl an der Größe – nicht nur seiner eigenen, sondern der der ganzen Offensive. Lediglich Lukas Hinterseer, den FC-Trainer Ralph Hasenhüttl aber eher auf der rechten Außenbahn einsetzt, bringt mit 1,92 Metern Gardemaß mit. Anzunehmen, dass die noch dringend benötigte Verstärkung im Angriff eine gewisse Größe und Kopfballstärke mitbringen muss.

Hasenhüttl beschäftigt aber noch etwas anderes. „Drei Tore sind nicht so schlecht, aber wir können noch nicht zu null spielen“, sagt der Trainer, der weiter am Offensivspiel feilen, aber auch die Defensivstärke aus dem Vorjahr mit 14 Zu-null-Spielen beibehalten will. Für die nächste Aufgabe am Montag im DFB-Pokal beim Regionalligisten Offenbacher Kickers kennt Hasenhüttl aber ohnehin nur ein Ziel. „Im Pokal geht es immer nur darum, eine Runde weiterzukommen.“ Und wenn es durch ein Joker-Tor von Karl-Heinz Lappe sein muss.