Ingolstadt
"Den Jubel habe ich schon im Kopf"

FCI-Abräumer Roger wartet schon seit fünf Jahren auf einen Sieg gegen seinen Freund Caiuby

28.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:52 Uhr

Körpereinsatz ist eine von Rogers Stärken: Der Brasilianer (links) in Diensten des FC Ingolstadt ist zum großen Stabilisator im defensiven Mittelfeld der Schanzer geworden - Foto: Eibner

Ingolstadt (DK) Ingolstadts Roger und Augsburgs Caiuby sind dicke Freunde. Am Samstag (15.30 Uhr) treffen die beiden Brasilianer im bayerisch-schwäbischen Derby erstmals in der Fußball-Bundesliga aufeinander. Roger hat nur ein Ziel – endlich einen Sieg gegen Caiuby zu feiern.

Viermal spielten der 30-jährige Roger und sein drei Jahre jüngerer Spezl in Deutschland schon gegeneinander. Meistens hatte Caiuby das bessere Ende für sich. Nur einmal trotzte Roger mit Energie Cottbus seinem Landsmann ein 0:0 ab, als dieser noch für den FCI stürmte. Entsprechend heiß ist der Ingolstädter auf das Duell, er will unbedingt gewinnen. „Den Jubel habe ich schon seit Jahren im Kopf. Ich hoffe sehr, dass es am Samstag so weit ist“, sagt Roger im Vorfeld der Partie.

Die besondere Beziehung zwischen ihm und Caiuby hat eine lange Vorgeschichte. Beide kennen sich nämlich seit ihrer Kindheit und haben in São Paulo schon in U 13- und U 15-Mannschaften zusammen gespielt. „Mein Vater und sein Onkel standen auch in einer Mannschaft. Unsere Familien kennen sich ganz lange. Wir wohnen nur etwa eine Autostunde voneinander entfernt“, erzählt der aus Rio Claro stammende Roger.

Für den lebensfrohen Brasilianer, der stets ein Lächeln auf den Lippen trägt, geht in dieser Saison ohnehin ein Traum in Erfüllung. „Die Bundesliga ist die beste Liga der Welt. Da wollte ich immer hin“, sagte Roger, der nach einem langen Anlauf sein Ziel nun erreicht hat.

Mit 18 hatte er den Sprung nach Deutschland schon einmal gewagt. Doch bei Arminia Bielefeld kam er damals nicht richtig zum Zug und kehrte nach nur einem halben Jahr wieder in seine Heimat zurück. Fünf Jahre später versuchte er es erneut, dieses Mal beim Bundesliga-Absteiger Energie Cottbus. Zwei Jahre lang zählte Roger dort zum Stammpersonal, doch als Trainer Rudi Bommer nicht mehr auf den robusten, kopfballstarken Defensivmann setzte, wechselte er zum FC Ingolstadt. Auch hier tat sich der Brasilianer zunächst schwer, galt als Bruder Leichtfuß, der sich immer wieder schwere Fehler leistete.

„Früher habe ich häufig Gelb gesehen, weil ich nicht hundertprozentig fit und konzentriert war. Deshalb bin ich öfter mal zu spät in den Zweikampf gekommen“, gibt Roger zu. Doch dann kam unter Trainer Ralph Hasenhüttl die Wende. Auf der Sechserposition wurde der Brasilianer zur festen Größe und sogar zum Vizekapitän. „Es ist schön, dieses Vertrauen zu bekommen. Dafür kann ich nur danke sagen“, meint Roger dazu und erfährt im Verein eine enorme Wertschätzung. „Er ist ein Garant dafür, dass die Mannschaft so oft zu null gespielt hat. Seine Entwicklung zu einer Persönlichkeit ist der Grund, warum wir vor der Saison so um ihn gekämpft haben“, sagt beispielsweise Geschäftsführer Harald Gärtner und ergänzt: „Ich bin gespannt auf das Wiedersehen mit Caiuby und wie sie auf dem Platz miteinander umgehen.“

Wenn es nach Roger geht, steht der Spielfilm für die Partie fest. „Ich hoffe, dass ich zu einem Freistoß oder einem Kopfball komme und dann das entscheidende Tor erzielen kann“, sagt Roger und lacht. Es wäre sein erster Treffer für die Schanzer überhaupt.

Wie Roger läuft nun auch Markus Suttner mit einem strahlenden Lächeln durch die Gegend. Verständlich. Der Österreicher steht in Augsburg vor seinem Startelfdebüt. „Es war schon eine Umstellung für mich, darum habe ich mein Spiel ein bisschen anpassen müssen. Aber ich habe mir deshalb keinen Stress gemacht. Jetzt ist die Zeit gekommen und ich will zeigen, dass ich zu Recht in der Startelf stehe“, sagt Suttner, der sich auf das Derby freut. „Derbystimmung kenne ich ja schon aus Wien. Umso neugieriger bin ich, wie das hier abläuft“, sagt der einstige Austria-Profi, der in Augsburg ein Wiedersehen mit seinem Landsmann Alexander Manninger feiert. Suttners Ziel ist klar. „Wir wollen unsere Sache gut machen und versuchen zu gewinnen. Aber wenn am Ende ein Punkt herausspringt, sind wir wahrscheinlich auch alle zufrieden“, meint der 28-Jährige.