Ingolstadt
"Wir geben uns nicht auf"

Stürmer Lukas Hinterseer kündigt gegen den 1. FC Köln ein FCI-Team mit Wut im Bauch an

08.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:32 Uhr

Kein Vorbeikommen: Lukas Hinterseer (links) wird in dieser Szene von Hoffenheims Abwehrhünen Niklas Süle gestoppt. Der Österreicher kämpft derzeit um mehr Einsatzzeit im FCI-Team. - Foto: Bösl

Ingolstadt (DK) Die beiden freien Tage hat Lukas Hinterseer ganz seinem Hund gewidmet. Mit dem eineinhalb Jahre alten Labrador-Beagle-Mischling Louie durchstreifte er die Gegend. "Die Feldwege um Gaimersheim kenne ich jetzt ganz gut", sagt der 25-jährige Stürmer des FC Ingolstadt, der auf diese Weise den Kopf nach der 2:5-Niederlage gegen 1899 Hoffenheim freibekommen wollte. Am Samstag (18.30 Uhr) soll es mit neuem Mut gegen den 1. FC Köln gehen.

Herr Hinterseer, haben Sie das vergangene Wochenende verarbeitet?

Lukas Hinterseer: Mittlerweile schon. Wir haben alles analysiert. Es geht jetzt mit vollem Elan Richtung Köln.

 

Fiel die Analyse ausführlicher aus als sonst?

Hinterseer: Die Videositzung hat ein wenig länger gedauert, was normal ist, wenn man 2:1 in Führung liegt und dann das Spiel so aus der Hand gibt und 2:5 verliert. Wir haben auch generell noch über die Situation gesprochen. Und es war gut, dass wir nach dieser Klatsche mal richtig ausgesprochen haben, was falsch gelaufen ist, damit wir uns jetzt noch mehr fokussieren. Hamburg hat es uns vorgemacht. Die haben in München acht Tore gegen Bayern kassiert und dann gegen Hertha 1:0 gewonnen. Das wollen wir jetzt auch machen.

 

Mit Wut im Bauch?

Hinterseer: Ja, nicht dumm aggressiv, sondern richtig schön dagegenhalten und zeigen, dass es bei uns nichts zu holen gibt.

 

Gibt es in der Situation des FC Ingolstadt Niederlagen, die besonders wehtun?

Lukas Hinterseer: Jede Niederlage tut weh. Vor allem solche wie gegen Schalke oder Bayern, wenn einem jeder auf die Schulter klopft und sagt: ,Ihr wart gut dabei'. Das ist noch gefährlicher, weil man dennoch mit null Punkten dasteht. Es gab etliche knappe Spiele, die aber gefühlt immer in Richtung des Gegners gingen.

Was ist gegen Hoffenheim schiefgelaufen?

Hinterseer: Dass wir das Spiel gedreht haben und uns nach der 2:1-Führung noch die Butter vom Brot haben nehmen lassen, war schon sehr bitter. Vielleicht waren wir nach dem 2:2 auch zu gierig, um das 3:2 zu erzwingen, und haben unsere Defensive etwas vernachlässigt. Das darf uns einfach nicht passieren. Da hätten wir Ruhe bewahren müssen und vielleicht auch nur den Punkt mitnehmen, auch wenn wir gerne drei gehabt hätten.

 

Gab es durch die offensiven Wechsel das Signal an die Mannschaft, auf Sieg zu spielen?

Hinterseer: Nein, das waren ja positionsgetreue Wechsel auf den Außenbahnen mit Lex für Groß und Kittel für mich. Das ist auch wichtig, weil unser Spiel sehr kräftezehrend ist. Ich habe das auch gespürt, vielleicht, weil mir ein wenig die Matchpraxis fehlt, weil ich länger nicht gespielt habe.

 

Beim 3:2 konnten Sie Demirbay nicht stoppen. Nehmen Sie das Tor auf ihre Kappe?

Hinterseer: Ja, natürlich. Da habe ich nicht richtig reingeschoben. Aber es waren mehrere Fehler, die werden von einer Topmannschaft eiskalt ausgenützt. Das 3:2 war leider der Genickbruch für uns. Das muss ich auch auf meine Kappe nehmen.

 

Sie standen unter Trainer Maik Walpurgis erst zum zweiten Mal in der Startelf. Welches Feedback bekommen Sie von ihm?

Hinterseer: Der Trainer hat einiges mit mir besprochen, was er sehen will, daran arbeite ich. Es geht ihm generell um die körperliche Präsenz, um Willen, Härte und Ausstrahlung. So wie es zum Beispiel Almog Cohen derzeit vormacht. Der geht immer vorne weg, pusht und steht seinen Mann.

 

Haben die Offensivkräfte im Team jetzt mehr Chancen, weil Ihr Team jetzt noch mehr Spiele gewinnen muss?

Hinterseer: Das ist die Entscheidung des Trainers. Wir trainieren auch immer wieder mal im 4-2-3-1. Aber das Wichtigste ist immer noch, dass wir defensiv gut stehen und kein Gegentor kassieren. Das war auch in der vergangenen Saison der Schlüssel.

 

Sie sehen also, dass man nach wie vor ein dosiertes Risiko gehen muss?

Hinterseer: Ich denke schon. Wir haben in Hoffenheim zwei Tore geschossen, das muss normalerweise für einen Sieg oder Punkt reichen. Wir sind bei Standards sehr gefährlich. Wenn wir mal 1:0 führen, haben wir schon öfters bewiesen, dass wir das über die Zeit bringen können.

 

In Hoffenheim haben Sie außen gespielt. Würden Sie sich wünschen, mal wieder gemeinsam mit Darío Lezcano in der Spitze zu spielen wie beim 3:3 gegen Dortmund?

Hinterseer: Gegen Dortmund war das ganz okay. Ich verstehe mich gut mit dem Darío und kann auch mit ihm zusammenspielen. Aber das ist eine Trainerentscheidung.

 

Wie gehen Sie mit dem Druck im Abstiegskampf um?

Hinterseer: Ich habe das in Innsbruck ja schon mal mitgemacht und habe einiges dazugelernt. Ich verfolge einfach nichts mehr in den Medien und versuche, den Kopf freizubekommen. Zum Beispiel, in dem ich mit meinem Hund spazieren gehe oder die Zeit mit meiner Freundin, meinen Freunden und meiner Familie verbringe. So kann ich am besten abschalten.

 

Wie ist die Stimmung in der Mannschaft?

Hinterseer: Wir sind ein eingeschworener Haufen. Natürlich gibt es im Training auch mal Auseinandersetzungen. Das gehört dazu, jeder will gewinnen und die Klasse halten. Wir geben uns nicht auf.

 

Ihr Vertrag läuft am Saisonende aus. Wollen Sie unabhängig vom sportlichen Ausgang in Ingolstadt bleiben?

Hinterseer: Dieses Thema steht bei mir außen vor. Ich will davon jetzt gar nichts wissen, weil ich keine Ablenkung brauchen kann. Ich will mich ganz auf das Ziel Klassenerhalt konzentrieren. Aber jeder weiß, dass ich ein Familienmensch bin und mich hier mich wohlfühle und die Nähe zu meiner Heimat schätze. Ich hatte schöne zweieinhalb Jahre. Wir werden das nach der Saison besprechen.

 

Wie sieht der Plan gegen den 1. FC Köln aus?

Hinterseer: Drei Punkte sind das große Ziel. Man hat im Training gemerkt, dass richtig Zug drin ist und jeder voll konzentriert ist. Man merkt schon die Spannung, selbst bei einfachen Passübungen. Ich bin zuversichtlich und ganz heiß auf das Spiel.

 

Das Interview führte

Gottfried Sterner.