Ingolstadt
Trainer-Ikone Karsten Wettberg

29.04.2016 | Stand 02.12.2020, 19:53 Uhr

Ingolstadt war schon häufiger ein gutes Sprungbrett. Nicht nur für Spieler, sondern auch für Trainer. FCI-Erfolgscoach Ralph Hasenhüttl ist derzeit das beste Beispiel. Aber es gab in der Ingolstädter Fußballhistorie schon einige Erfolgsgeschichten. Die außergewöhnlichste ist wohl die von Karsten Wettberg. 1980 übernahm er als 38-jähriger Postbeamter den MTV Ingolstadt. Der heute noch in Elsendorf bei Mainburg lebende Wettberg hatte zwar den SV Saal von der A-Klasse in die Landesliga geführt, war aber ansonsten ein unbeschriebenes Blatt. Doch auf Anhieb gewann der ehrgeizige und charismatische Mann mit dem Zweitliga-Absteiger die Meisterschaft in der Bayernliga - der Anfang einer ungewöhnlichen Karriere.

Wettberg war bei 15 verschiedenen Klubs tätig, bei manchen davon mehrfach, und holte alleine sechs Bayernliga-Titel - nach dem MTV mit der SpVgg Landshut (1987), der SpVgg Unterhaching (1988 und 1989), 1860 München (1991) und Jahn Regensburg (2000). Unvergessen natürlich sein Coup mit den Löwen, die er acht Jahre nach dem Zwangsabstieg in den Profifußball zurückführte. Vom damaligen Münchner OB Georg Kronawitter wurde er deshalb bei der Aufstiegsfeier zum "König von Giesing" ausgerufen. All dies erreichte der fußballverrückte Postoberamtsrat, der bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2002 in Ingolstadt tätig war, im Nebenberuf. "Ich bin im Jahr oft über 100 000 Kilometer mit dem Auto gefahren", sagt Wettberg.

Heute ist der Kelheimer SPD-Kreisrat 74 Jahre alt und immer noch aktiv. Beim FC Mainburg, seinem Heimatverein. "Das ist zwar nur die Kreisklasse, aber es geht um mehr als Fußball. Es geht um Integration, und die funktioniert nur, wenn von beiden Seiten die Bereitschaft dafür da ist", sagt Wettberg, dessen Team überwiegend mit Spielern mit Migrationshintergrund besetzt ist.

Für Hasenhüttls Wechselwunsch hat Wettberg deshalb volles Verständnis. "So eine Chance bekommt man nicht oft im Leben", sagt er. "Aber ich finde auch die Entwicklung des FCI insgesamt bemerkenswert. Das ist kein Retortenverein, sondern da wurde mit vergleichsweise wenig Geld viel gemacht", sagt der "König von Giesing", der auch in Ingolstadt beim MTV (1980-83 und 1993/94) und ESV (1983-85) erfolgreich seine Spuren hinterlassen hat. ‹ŒText: gst, Foto: Imago