Ingolstadt
"Mein Garten ist das Spielfeld"

Trotz seiner 65 Jahre sieht sich Nantes-Trainer Claudio Ranieri noch lange nicht reif für den Ruhestand

23.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:45 Uhr

Engagiert an der Seitenlinie: Claudio Ranieri vom FC Nantes. - Foto: Bösl

Ingolstadt (DK) Er sitzt seit mehr als 30 Jahren auf der Trainerbank, bestritt bislang rund 1000 Pflichtspiele und schrieb im vergangenen Jahr mit Leicester City eines der größten Fußballmärchen der Geschichte: Claudio Ranieri.

Bevor sich der 65 Jahre alte Italiener nach dem Testspiel seines FC Nantes beim FC Ingolstadt von Manching aus wieder auf den Heimweg in den Nordwesten Frankreichs machte, sprachen wir mit dem Trainer des Vorjahressiebten aus der Ligue 1 über seinen neuen Klub, die Schanzer und über sein Alter.

 

Herr Ranieri, das 0:2 gegen den FC Ingolstadt war die erste Niederlage für Ihre Mannschaft in der Saisonvorbereitung. Wie fällt Ihr Fazit aus?

Claudio Ranieri: Die erste Halbzeit war gut, wir haben uns zwei gute Chancen herausgespielt, um in Führung zu gehen. Mit dem Beginn der zweiten Halbzeit änderte sich dann aber alles. Wir waren wahrscheinlich noch in der Kabine, als Ingolstadt nur wenige Sekunden nach Wiederanpfiff in Führung ging. Ich wollte dann eigentlich eine Reaktion von meiner Mannschaft sehen, aber das war nicht der Fall.

 

Warum haben Sie sich den FC Ingolstadt als Testspielgegner ausgesucht?

Ranieri: Wir wollten gegen sie testen, da sie schon etwas weiter sind als wir. Wir stecken noch mitten in der Vorbereitung, nachdem wir erst eine Woche später in die Liga starten (am 6. August beim OSC Lille, d. Red.). Wir haben aber gesehen, dass wir uns noch steigern müssen.

 

Der FC Nantes schloss die vergangene Spielzeit auf dem achtbaren siebten Tabellenplatz ab. Ist die Qualifikation für die Europa League in der neuen Saison das erklärte Ziel?

Ranieri: Das ist die Herausforderung, ja. Wir müssen aber noch geduldig sein und abwarten, was wir auf dem Transfermarkt noch machen können. Denn es ist uns schon bewusst, dass wir uns noch verstärken müssen.
 

Ist mit dem FC Nantes ein weiteres Märchen machbar, wie Sie es mit Leicester City in England geschrieben haben?

Ranieri: (lacht) Nein. Märchen heißen Märchen, weil sie einem einmal im Leben passieren. Wir sollten schon bescheiden bleiben.

 

Ihr neuer Klub benötigte für Ihre Verpflichtung eine Sondergenehmigung. Mit 65 Jahren haben Sie die in den Statuten der Ligue 1 festgelegte Altersgrenze für Trainerverpflichtungen bereits überschritten. Was entgegnen Sie Kritikern, die sagen, dass Sie zu alt für diese Aufgabe sind?

Ranieri: Das darf man nicht überbewerten. Ich fühle mich jedenfalls immer noch jung.

 

Nichtsdestotrotz könnten Sie doch auch ihren Ruhestand genießen und es sich beispielsweise irgendwo in Ihrem Garten gemütlich machen . . .

Ranieri: (lacht) Im Garten? Nein. Mein Garten ist das Spielfeld.

 

Aufgezeichnet von

Julian Schultz.