Ingolstadt
Festival der vergebenen Chancen

FC Ingolstadt stellt beim 1:1 gegen Wolfsburg das bessere Team, lässt aber selbst beste Möglichkeiten aus

27.11.2016 | Stand 02.12.2020, 18:59 Uhr

Artistischer Einsatz: Im Zurückfallen erwischt Anthony Jung (Zweiter von rechts) den Kopfball vor VfL-Verteidiger Paul Seguin (rechts) und erzielt das 1:0 für den FC Ingolstadt. - Foto: Bösl

Ingolstadt (DK) Auf den ersten Heimerfolg müssen die Fans des FC Ingolstadt weiter warten. Beim 1:1 (1:0) gegen den VfL Wolfsburg sahen die 13 521 Zuschauer aber ein starken Auftritt der Schanzer, die bei einem Elfmeter, drei Aluminiumtreffern und weiteren guten Chancen den Sieg auf dem Fuß hatten.

Einem möglicherweise aufkommenden Ärger über den verpassten Sieg wollte Trainer Maik Walpurgis offenbar früh entgegensteuern. Bereits im Spielerkreis auf dem Platz hatte er zu einer positiven Bewertung des aufgrund der Chancenverteilung sicher nicht zufriedenstellenden Unentschiedens geraten. "Der Coach hat gesagt, wir sollen nicht zu viel über zwei verlorene Punkte nachdenken, schließlich sind wir auf einem guten Weg und haben zweimal hintereinander nicht verloren, erklärte Mathew Leckie.

Kurz darauf verdeutliche Walpurgis selbst, wohin er die Denkweise des Klubs, den er nach zehn sieglosen Spielen gerade erfolgreich stabilisiert, lenken möchte. "Ich will den Fokus nicht zu sehr auf negative Dinge lenken. Wichtig war, wie die Mannschaft aufgetreten ist, dass sie mit großer Leidenschaft agiert und auch nach Rückschlägen den Kopf oben behalten hat. So müssen wir weitermachen, dann werden wir uns auch belohnen."

Tatsächlich hatten die FCI-Anhänger einen über weite Strecken gut organisierten und engagierten Auftritt ihrer Elf gesehen. Ganz im Gegensatz zur dürftigen Darbietung der mit Nationalspielern gespickten VfL-Auswahl, die wie ein Haufen zusammengewürfelter Einzelspieler auftrat. "Es war erschreckend, dass wir in einem Duell gegen den Abstieg auf die Mittel von Ingolstadt keine Antwort gefunden haben", erklärte VfL-Manager Klaus Allofs. Trainer Valerien Ismael reagierte ähnlich sorgenvoll. "Wir können uns bei Torhüter Diego Benaglio bedanken, dass wir einen Punkt mitnehmen."

Am Ende war die fehlende Effektivität vor dem Tor aus FCI-Sicht der Hauptgrund für die zwei vergebenen Punkte. Nachdem die Schanzer im bisherigen Saisonverlauf ja nicht gerade durch ihre Torgefährlichkeit aufgefallen waren, erarbeiteten sie sich am Samstag nämlich gleich acht (!) hochkarätige Chancen - erzielten aber nur einen Treffer. Anthony Jung, der im linken Mittelfeld eine starke Partie ablieferte, setzte nach einem Zuspiel von Florent Hadergjonaj seinen Kopfball in der 31. Minute ins rechte Toreck.

Bis dahin hätten die Ingolstädter allerdings schon mit 3:0 führen können. Pechvogel Moritz Hartmann köpfte jedoch an den Pfosten (10.) und scheiterte wenig später auch beim von Ricardo Rodriguez an Leckie verschuldeten Strafstoß (18.) an VfL-Keeper Benaglio. In der Vorsaison hatte Hartmann achtmal vom Punkt getroffen.

Fast schon dramatische Züge nahmen die Versuche von Leckie an, der gleich dreimal vergab. Erst drosch er ein Zuspiel von Hadergjonaj aus acht Metern über den Kasten (28.), dann scheiterte er allein vor Benaglio (38.). Und in Durchgang zwei traf der Australier nach einem prima Konter nur den rechten Pfosten (86.). "Das war unglücklich, an jedem anderen Tag geht der Ball rein", meinte er nachher. Auch Marcel Tisserand (58.), der einen Aufsetzer aus fünf Metern nicht nutzen konnte, und Pascal Groß (87.) hatten kein Glück. Den Groß-Schuss lenkte Benaglio noch ans Lattenkreuz.

Dass die Ingolstädter trotz ihrer Überlegenheit nicht als Sieger vom Feld gingen, lag an einer kuriosen Situation in der 78. Minute, als die Gäste in ihrer stärksten Phase nach einem zweimal abgefälschten Ball plötzlich das 1:1 erzielten. Markus Suttner streifte das Zuspiel von Joshua Guilavogui, bevor Tisserand schließlich den schwachen Schuss von Daniel Caligiuri ins eigene Tor lenkte.

Trotz des verpassten Sieges zogen die Spieler jedoch Zuversicht aus der Partie, was vor allem an der Rückkehr zum Pressing-Fußball lag: "Man fühlt sich an die Vorsaison erinnert. Wir haben zu den alten Tugenden zurückgefunden und jeder weiß jetzt wieder, wo er hinlaufen muss", erklärte Suttner. Jung sieht es ähnlich: "Wir haben wieder mehr Ballgewinn in der gegnerischen Hälfte. So sind wir gefährlicher."

Entsprechend zog Trainer Walpurgis ein überwiegend positives Fazit: "Die Unterstützung der Fans war großartig. Gerne hätten wir unseren Anhängern einen Sieg geschenkt. Im Grunde hat nur ein Tor gefehlt, dann wäre der Tag rund gewesen."