Ingolstadt
"Auch RB Leipzig ist schlagbar"

FCI-Kapitän Marvin Matip setzt auf den Kampfgeist der Schanzer und mehr Abschlussglück

09.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:56 Uhr

FCI-Kapitän Marvin Matip bei der Vorbereitung aufs Spiel: Noch entspannt, aber bereits fokussiert, wie hier vor der Partie in Mainz. - Foto: Bösl

Ingolstadt (DK) Marvin Matip wurde unter Ralph Hasenhüttl zum Kapitän des FC Ingolstadt. Jetzt freut sich der 31-Jährige auf ein Wiedersehen mit dem einstigen Schanzer Erfolgstrainer und darauf, ihm und RB Leipzig die erste Saisonniederlage beizubringen.

Herr Matip, hätten Sie vor Saisonbeginn gedacht, dass Ralph Hasenhüttl mit RB Leipzig als Tabellenführer zum FC Ingolstadt zurückkehrt?

Marvin Matip: Eine gute Punktausbeute hätte ich den Leipzigern zu dem Zeitpunkt auf jeden Fall zugetraut, auch dass sie auf den Champions-League-Plätzen stehen, aber dass sie Tabellenführer sind, ist natürlich Wahnsinn.

 

Was macht Leipzig so stark?

Matip: Sie waren vom ersten Spieltag an, an dem sie etwas Glück hatten, im Flow. Sie machen keine Wunderdinge, spielen ihr Pressing, sind sehr schnell nach Ballgewinn und sind vorne eiskalt. Aktuell leben sie auch davon, dass sie ihre Chancen effektiv verwerten.

 

Klingt fast so, als würden sie vom FC Ingolstadt der vergangenen Saison reden?

Matip: Ja, ich denke, dass es da Parallelen gibt. Aber Leipzig hat auch schon vor unseren beiden guten Saisons so gespielt. Das ist einfach auch das Spiel, das Ralf Rangnick für seine Mannschaften bevorzugt. Sie machen es eben sehr gut und haben diesen berüchtigten Lauf.

 

Trauen Sie RB Leipzig die Meisterschaft zu?

Matip: Warum nicht? Ich wünsche auch unserem ehemaligen Trainer bis auf die Spiele gegen uns alles Gute. Er darf gerne Meister werden. Da habe ich nichts dagegen. Nichtsdestotrotz werden wir RB einen richtig heißen Kampf bieten und alles versuchen, um Leipzig die erste Saisonniederlage zuzufügen.

 

Das ist nochmals eine besondere Motivation?

Matip: Allem voran ist es das Spiel gegen den Tabellenführer. Aber es ist eine kleine zusätzliche Motivation, dass sie ungeschlagen sind. Das wollen wir natürlich ändern. Wir wollen die erste Mannschaft sein, die das schafft. Wenn wir die Ansätze, die wir in den letzten drei Spielen gezeigt haben, über 90 Minuten auf den Platz bringen, dann sind wir dazu definitiv in der Lage.


Ist die Freude uneingeschränkt, den ehemaligen Trainer wiederzusehen?

Matip: Wir hatten in der Vergangenheit eine gute Zeit. Für uns in der Mannschaft ist das jetzt aber alles abgeschlossen. Wir freuen uns, ihn kurz zu sehen, aber danach ist er der gegnerische Trainer. Dann versuchen wir, mit allem was uns möglich ist, den Heimsieg zu erkämpfen.

 

Der Gedanke, dass mit seinem Weggang eine Ära endete und Ralph Hasenhüttl eine Lücke gerissen hat, ist damit nicht verbunden?

Matip: Das ist Quatsch. Da müsste ich auch auf Benni Hübner, Danny da Costa und Rambo (Ramazan Özcan, Anm. d. Red.) sauer sein. Ich bin mit den Jungs befreundet. Sie sahen in ihren Wechseln für sich einfach den nächsten Schritt, auch der Trainer. Damit ist die Sache abgehakt.

 

Wie will der FCI dem Spitzenreiter begegnen?

Matip: Viele Mannschaften versuchen, etwas Besonderes zu machen. Ich glaube, dass wir unsere Stärken einbringen und unser Spiel durchdrücken müssen. Wir müssen kämpferisch eine 100-prozentige Leistung bringen, dürfen Leipzig keine Räume anbieten und nur wenige Fehler machen. Dann ist auch RB Leipzig schlagbar.

 

Jetzt haben Sie mit dem neuen Trainer Maik Walpurgis drei Spiele absolviert und vier Punkte erzielt. Stimmt im Prinzip alles, aber die Ergebnisse nicht?

Matip: Es stimmt nicht alles. Es ist alles noch ausbaufähig, aber es ist der richtige Weg. Es sind definitiv zu wenige Punkte für das, was wir schon auf den Platz gebracht haben. Wir müssen uns die Dinge über eine längere Zeit erarbeiten. Aber wenn wir das tun, werden wir punkten, davon bin ich überzeugt.

 

Mit Ihrer Aufforderung "üben, üben, üben" haben Sie ein Rezept genannt, wie man mehr Tore schießen kann. Wie sah die Trainingswoche aus?

Matip: Die Jungs haben das auch zuvor schon nicht schlecht gemacht. Aber Automatismen sind einfach dafür da, damit sie im Spiel funktionieren. Wir versuchen uns da gerade nach dem Training mit kleinen Sondereinheiten weiter zu verbessern. Ich sehe schon eine Entwicklung.

 

Auch Elfmeter sind eine Möglichkeit, ein Tor zu erzielen. Was denken Sie über den Schwalben-Strafstoß von Leipzigs Timo Werner?

Matip: Das ist ein schwieriges Thema. Das muss jeder Spieler für sich selbst entscheiden. Ich war noch nie in so einer Situation. Aber die Bundesliga hat bei Aaron Hunt schon mal gesehen, dass es auch anders geht (Hunt machte den Schiedsrichter auf den falschen Elfmeterpfiff zu seinen Gunsten aufmerksam, Anm. d. Red). Ich finde, dass das auch der Weg für uns als Fußballer sein sollte.

 

Der Videobeweis könnte in solchen Situationen für mehr Gerechtigkeit sorgen. Sind Sie dafür?

Matip: Warum nicht? Er ist in anderen Sportarten schon gang und gäbe. Es steht bei vielen kleinen Entscheidungen so viel auf dem Spiel. Ich denke auch nicht, dass der Spielfluss großartig unterbrochen wird. Der Videobeweis ist nur in wenigen Situationen vonnöten, beispielsweise bei Abseitstoren. Da sollte man diese technische Hilfe nutzen.

 

Worauf können sich die FCI-Fans im Spiel gegen Leipzig einstellen?

Matip: Wir werden versuchen, da weiterzumachen, wo wir gegen Wolfsburg aufgehört haben. Mit einer leidenschaftlichen Leistung, mit einer Mannschaft, die den Rasen umpflügen wird, um die Punkte in Ingolstadt zu behalten. Mit ein bisschen mehr Abschlussglück wird das klappen.

 

Das Interview führte

Gottfried Sterner.