Ingolstadt
Augen zu und durch

FC Ingolstadt tritt als klarer Favorit bei Schlusslicht 1. FC Kaiserslautern an Zeitreise für Ex-Pfälzer Gaus

08.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:05 Uhr

Ingolstadt (DK) Schon direkt nach dem 0:2 gegen Eintracht Braunschweig hatte Stefan Leitl, Trainer des Fußball-Zweitligisten FC Ingolstadt, "eine Reaktion" seiner Mannschaft gefordert. Am Sonntag (13.30 Uhr), im Spiel bei Schlusslicht 1. FC Kaiserslautern, soll Wiedergutmachung betrieben werden.

Für Marcel Gaus wird die Partie an diesem Sonntag eine Reise in die Vergangenheit. Schließlich hat der 28-jährige Linksverteidiger des FCI von 2013 bis 2017 94-mal für die Pfälzer gespielt. "Die vier Jahre dort werde ich nicht vergessen. Ich habe in Kaiserslautern viel erlebt, Positives und vielleicht auch Dinge, die nicht ganz so schön waren. Als Mensch bin ich in dieser Zeit aber auf jeden Fall sehr gereift und würde sagen, dass mich so leicht nichts mehr erschrecken kann", sagt er.

Das emotionale Umfeld der Roten Teufel gilt auch in Spielerkreisen als ein besonderes. Durch die große Tradition, verbunden mit zahlreichen Erfolgen vor allem auf nationaler, aber auch auf internationaler Ebene, bekommen die Spieler immer wieder die enorm hohe Erwartungshaltung der Anhänger zu spüren. "Ehrlich gesagt möchte ich aktuell nicht dort spielen. Das ist als Spieler nicht immer leicht, die Wut der Leute auszublenden, wenn es mal nicht so läuft", erklärt Gaus. Als Liga-Schlusslicht, mit bereits neun Zählern Rückstand zum rettenden 15. Tabellenplatz, stehen die Pfälzer mit dem Rücken zur Wand.

FCI-Cheftrainer Stefan Leitl hofft natürlich darauf, genau diesen Umstand für sich und sein Team ausnutzen zu können. "Die Situation ist im Vorfeld schwierig. Unruhe im Verein kann eine Mannschaft auch zusammenschweißen. Deshalb müssen wir auf dem Betzenberg von Anfang an dagegenhalten, damit dort erst gar keine Stimmung aufkommen kann. Ob wir dort bestehen, liegt zu allererst an uns selbst", stellt er klar.

Dass sich sein Team vom 0:2 gegen Braunschweig - dem ersten Rückschlag nach zuvor acht Spielen ohne Niederlage - nicht aus der Bahn werfen lässt, davon ist Leitl überzeugt. "Braunschweig ist abgehakt. Im Training sehe ich ein hohes Engagement, wir freuen uns auf Kaiserslautern", sagt er. Das liegt nicht zuletzt an der traditionell guten Atmosphäre auf dem Betzenberg. "Ich habe in den vergangenen Jahren dort immer vor mindestens 30 000 Zuschauern gespielt. Das waren immer besondere Partien", sagt FCI-Stürmer Robert Leipertz.

Auch Gaus hat positive Erinnerungen an seine Zeit in Kaiserslautern: Zum Beispiel an die Halbfinalteilnahme im DFB-Pokal im Jahr 2014, sowie an die beiden vierten Plätze in der Saison 2012/13 und 2013/14. "Wir hatten damals einen richtig guten Kader, mit Spielern wie Konstantinos Fortounis, Marc Torrejon, Karim Demirbay, Amin Younes oder Willi Orban, die alle inzwischen in der Bundesliga und zum Teil auch international spielen", sagt Gaus.

Mit Rang zehn und 13 begann in den beiden Folgejahren dann aber der langsame Abstieg des Traditionsklubs. Gaus erkannte die Tendenz und schloss sich im Sommer dieses Jahres dem FCI an. "Wenn ich ein gutes Gefühl gehabt hätte, hätte ich ja bei Lautern verlängert", erklärt er.

Die Perspektiven der Schanzer bewertet der frischgebackene Vater - Sohn Robin kam Ende Oktober zur Welt - dann doch deutlich günstiger. "Natürlich ist mein Ziel, irgendwann Bundesliga zu spielen. Ingolstadt ist auf dem richtigen Weg", sagt Gaus. Das Wort Aufstieg vermeidet der 176-fache Zweitliga-Spieler dabei ganz bewusst. Lieber sagt er: "Wir wollen oben mitspielen."

Dazu gehört natürlich, dass die Schanzer beim Schlusslicht die Punkte holen. "Es tut mir leid für Lautern, für den Klub und die Fans, aber wenn ein Gegner taumelt, musst du ihn leider zu Boden hauen", sagt Leipertz. Der 24-jährige Stürmer hofft nach der jüngsten Torflaute der Stammkräfte auf seinen ersten Startelf-Einsatz. Trainer Leitl, der in der Offensive zuletzt regelmäßig auf die Stammkräfte Sonny Kittel, Thomas Pledl, Stefan Kutschke und Dari­o Lezcano vertraute, sagt: "Alle Stürmer haben ihre Möglichkeit, festgelegt ist gar nichts."

Da mit Romain Brégerie (Wade, fällt sicher aus) und Paulo Otavio (Knie, Einsatz fraglich) lediglich zwei Ergänzungsspieler angeschlagen sind, wird es einzig im Mittelfeld eine definitive Umstellung geben. Für Almog Cohen, der nach seiner fünften Verwarnung gesperrt ist, sind Max Christiansen und - als etwas defensivere Variante - Tobias Schröck die denkbaren Nachrücker. 500 FCI-Fans werden die Schanzer in die Pfalz begleiten.