Ingolstadt
Völlig neben der Spur

Kopfloser FC Ingolstadt kassiert beim 2:4 gegen Regensburg erste Pleite im Donauderby seit zehn Jahren

20.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:37 Uhr
Antonio Colak (links) verlässt den FC Ingolstadt. −Foto: Oliver Strisch

Ingolstadt (DK) Hängende Köpfe, Pfiffe und Ratlosigkeit im Lager des FC Ingolstadt, Jubel bei Zweitliga-Aufsteiger Jahn Regensburg und dessen Anhang: Die Schanzer verloren gestern vor 13 060 Zuschauern das Donauderby im Audi-Sportpark verdient mit 2:4 (0:1) und stecken tief in der Krise.

Trotz einer 2:1-Führung, die die Schanzer mit einem deutlichen Aufbäumen nach dem Seitenwechsel herausholten, gingen sie am Ende als Verlierer vom Platz. Das lag vor allem an der schwachen Defensive des Bundesliga-Absteigers, die zahlreiche Möglichkeiten der Oberpfälzer zuließ.

FCI-Vereinsboss Peter Jackwerth war über den Auftritt des Teams entsetzt. "So habe ich die Mannschaft noch nicht gesehen. Das war schon ein peinlicher Auftritt. Der Sieg für Regensburg war hochverdient", sagte Jackwerth. Auch FCI-Trainer Maik Walpurgis haderte mit der Leistung seiner Mannschaft. "Wir sind sehr enttäuscht. Wir sind nicht gut in die Partie gekommen und haben entscheidende Zweikämpfe verloren. Nach der Pause haben wir es 20 Minuten lang besser gemacht. Wir erzielen zwei Tore, und ich war der Überzeugung, dass wir in der Zweiten Liga angekommen sind. Aber danach haben wir zu viel nach vorne riskiert", meinte Walpurgis. Sieht man vom 2:1-Sieg im DFB-Pokal gegen den Regionalligisten 1860 München ab, wartet der 43-Jährige nun bereits seit 9. April (3:2 gegen Darmstadt) auf einen Sieg. In neun Ligaspielen seither gab es fünf Niederlagen und vier Unentschieden.

Im ersten Donauderby seit vier Jahren war von Beginn an kein Unterschied zwischen dem Bundesliga-Absteiger und dem Zweitliga-Aufsteiger zu erkennen. Die Gäste wirkten homogen und verfolgten konsequent das Ziel, den Favoriten früh zu stören. Die Schanzer wiederum taten sich im Spielaufbau schwer, folglich kamen sie kaum zu Chancen. Und wenn, dann zögerten die Ingolstädter mit dem Abschluss oder es fehlte die Präzision.

So kamen die Regensburger nach einer kurzen Anfangsoffensive der Gastgeber immer besser in die Partie. Jann George (11. Minute) und Joshua Mees (15.) scheiterten zunächst noch an FCI-Keeper Martin Hansen. Doch nach einem Steilpass waren die FCI-Verteidiger Romain Bregerie und Hauke Wahl nicht auf der Höhe, zudem eilte auch noch Hansen zum falschen Zeitpunkt aus seinem Tor, sodass Mees wenig Mühe hatte, den Ball vom rechten Strafraumeck aus zum 0:1 ins Netz zu heben (28.) - der Aufsteiger führte nicht unverdient.

Der FCI tat sich nun noch schwerer, die Gäste unter Druck zu setzen. Zu unpräzise waren ihre Aktionen, zu wenig Ideen kamen aus dem Mittelfeld. Und wenn der Ball dann einmal gefährlich in Strafraumnähe war, zielten sie wie Sonny Kittel daneben (36.) oder trafen wie Wahl den Ball nicht (42.). In die Halbzeit wurden die Schanzer mit Pfiffen und "Wir wollen euch kämpfen sehen"-Rufen begleitet.

Walpurgis, der bis auf Torwart Örjan Nyland und Robert Leipertz dieselbe Startelf wie beim Pokalsieg gegen die Löwen aufgeboten hatte, ließ sein Team unverändert. Trotzdem steigerten sich die Schanzer nach Wiederbeginn. Vor allem Kittel und Dario Lezcano zeigten nun mehr Zug zum Tor. Nach einem geblockten Versuch Lezcanos (48.) tauchte Kittel nach einem Doppelpass mit dem Paraguayer im Fünfmeterraum vor SSV-Keeper Philipp Pentke auf und überwand diesen mit einem Schuss ins kurze Eck (52.). Nur fünf Minuten später köpfte Kapitän Marvin Matip eine präzise Freistoßflanke Kittels sogar zum 2:1 ein - die Partie schien gedreht.

Doch die Gastgeber marschierten danach oft ohne Absicherung weiter nach vorne und ließen sich auf einen offenen Schlagabtausch ein. Selbst ein Lattenknaller von Sargis Adamyan (59.) war ihnen keine Warnung, zumal auch von der Seitenlinie mit den offensiven Einwechslungen des Japaners Takahiro Sekine (61.), der zu seinem Debüt im FCI-Trikot kam, und Stefan Kutsche (67.) für Stefan Lex und Antonio Colak das Signal zum weiteren Vorwärtsgang kam.

Die unvermindert engagierten Oberpfälzer schlugen jedoch zurück. Auf Flanke von Jahn-Kapitän Marco Grüttner köpfte der starke Antreiber George zunächst zum 2:2-Ausgleich (73.) und wenig später nach einer Vorlage des eingewechselten Albion Vrenezi zum 2:3 ein (79.). In der Nachspielzeit erzielte Jonas Nietfeld gegen die entblößte FCI-Abwehr sogar noch das 2:4.

"Wir haben nur in eine Richtung gespielt. Wir waren drauf und dran, das 3:1 zu erzielen und für eine Vorentscheidung zu sorgen, aber dafür sind wir eiskalt bestraft worden", meinte Walpurgis zum Fußball-Harakiri seines Teams. Abwehrchef Bregerie sagte drastisch: "Wir töten im Strafraum die Bälle nicht, weder vorne noch hinten. Jahn hat uns gezeigt, wie man es machen muss."

Während die Regensburger für ihre Offensive mit dem zuletzt vereinslosen Routinier Sebastian Freis (früher Fürth) weitere Verstärkung erhalten, müssen es die bereits gut besetzten Ingolstädter mit einer veränderten Einstellung richten. "Wir müssen das schnell abhaken. Vielleicht ist es gut, dass wir gleich schon am Freitag wieder spielen. Heute war es kein Spaß", meinte Bregerie und blickte auf das nächste Derby bei der ebenfalls noch punktlosen SpVgg Greuther Fürth voraus. Es wird wohl der erste Krisengipfel der neuen Saison in der 2. Bundesliga.