Ingolstadt
"Ich habe totales Vertrauen in die Jungs"

Ersatzkapitän Roger geht mit dem FCI trotz der Personalprobleme optimistisch in die Partie gegen Bremen

19.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:17 Uhr

Abschiedstour: Roger bestreitet noch fünf Partien für den FCI - dann kehrt er nach Brasilien zurück. - Foto: Bösl

Ingolstadt (DK) Er sagt, dass er beim FC Ingolstadt "die beste Zeit" in seiner Karriere hat. Dennoch geht Roger im Sommer zurück in seine Heimat Brasilien. "Meine Frau und ich, wir vermissen die Familie", sagt der 31-Jährige. Vorher will er mit dem FCI aber noch den Klassenerhalt schaffen. "Das wäre etwas Besonderes", sagt er.

Beim FC Ingolstadt gehört er seit fünf Jahren zu den Stammkräften. Roger, der voraussichtlich schon im Juni für den brasilianischen Erstligaklub Atletico Mineiro an der Seite der Nationalspieler Fred und Robinho sowie der ehemaligen Bundesligaprofis Felipe Santana und Carlos Eduardo auflaufen wird, spielt nur noch fünfmal für die Schanzer. "Ingolstadt ist für mich und meine Frau zu einer zweiten Heimat geworden, das werden wir nie vergessen. Ich sage immer: Leider müssen wir gehen. Aber ich bin 31 Jahre und ich muss an meine Zukunft denken", erklärt der Defensivallrounder.

Auf dem Feld meist unnachgiebig und robust, ist der kräftige 1,84-Meter-Mann neben dem Platz stets ein Garant für gute Laune. Sein positiver Charakter hilft der Mannschaft - und Roger hilft gerne. "Ich war in fast jedem Klub eine Art Leader. Ich versuche immer, vor allem jungen Spielern wie Max Christiansen, Maurice Multhaup, Sonny Kittel oder Florent Hadergjonaj zu helfen - nicht nur in guten Momenten", sagt Stammkraft Roger, der seit 2012 in jeder Saison mindestens 24 Spiele bestritten hat.

Am Samstag, bei seinem 150. Einsatz für den FCI, wird er sogar als Kapitän auflaufen, nachdem Marvin Matip aufgrund der fünften Gelben Karte gesperrt ist. "Kein Problem", sagt Roger, "aber ich brauche keine Binde. Ich versuche ohnehin immer etwas Positives zu geben." Das Spiel gegen den seit neun Partien ungeschlagenen Tabellen-Achten Werder Bremen (15.30 Uhr) dürfte derweil eines der wichtigsten in seiner Ingolstädter Zeit werden.

Angesichts der vier Zähler Rückstand auf den Relegationsplatz 16 steht der FCI ohnehin mächtig unter Druck. Zusätzliche Brisanz erhält die Partie aber durch die Tatsache, dass mit Matip, Markus Suttner (beide gelbgesperrt) und Romain Bregerie (Rotsperre) gleich drei Verteidiger ausfallen. Entsprechend wächst die Verantwortung, die der brasilianische Defensivmann in diesem Spiel übernehmen muss. Für den stets optimistischen Verteidiger scheint dies keine Belastung zu sein. "Der Trainer muss ein paar schwierige Entscheidungen treffen. Aber egal wer spielt, ich habe totales Vertrauen in die Jungs", sagt er.

Da neben Roger mit Marcel Tisserand nur noch ein Stammverteidiger zur Verfügung steht, bietet sich in taktischer Hinsicht gegen Bremen eine Rückkehr zur Viererkette an. Roger und Tisserand könnten dann die Innenverteidigung bilden, während Florent Hadergjonaj und Anthony Jung (für Suttner) auf den Außenpositionen zum Einsatz kämen. Vor der Abwehr könnten mit Almog Cohen und Alfredo Morales ebenfalls etablierte Kräfte auflaufen, während die in der Bundesliga noch völlig unerfahrenen Nachwuchskräfte, U 19-Spieler Lukas Gerlspeck (18 Jahre) und U 23-Stammspieler Giuseppe Leo (22) - beide regelmäßige Trainingsgäste bei den Profis -, maximal auf der Bank sitzen würden.

"Kein Problem", sagt Roger zu der möglichen Umstellung, verschweigt aber nicht, dass die zuletzt angewandte Dreierkette für ihn Vorteile hat. "Wir spielen seit einigen Wochen in dieser Formation und haben in Verbindung mit dem Mittelfeld so immer einen Mann mehr zum Verteidigen. Außerdem haben wir bis zum Spiel nicht viel Zeit, um etwas Neues zu trainieren."

Gegen Bremen fehlt für die Dreierkette allerdings der dritte erfahrene Spieler. Es ist kaum anzunehmen, dass FCI-Chefcoach Maik Walpurgis ausgerechnet in einem derart bedeutenden Spiel einen der Nachwuchsakteure ins kalte Wasser schmeißt. Das Risiko wäre einfach zu groß. Die Reaktivierung des in die U 23 verbannten Tobias Levels ist im Übrigen ausgeschlossen.

Dass sein Team nach dem 0:3 von Wolfsburg möglichst schnell wieder in die Erfolgsspur zurückkehren muss, weiß Roger. "Wolfsburg war eine Katastrophe. Wir hatten keine Körpersprache und keine Konzentration. Aber wir wissen, dass wir es viel besser machen können", sagt er. Mit neun Punkten aus den verbleibenden fünf Partien "erreichen wir die Relegation", glaubt der Techniker. Schon am Samstag soll der Vier-Punkte-Rückstand auf die Ränge 16 und 15 verkürzt werden. "Wir spielen zu Hause. Es ist wichtig, dass wir gegen Bremen gewinnen", sagt Roger.

Ein Erfolgserlebnis und der rechtzeitige Klassenerhalt wären auch für ihn persönlich nicht ganz unwichtig. Da in Brasilien im Sommer durchgespielt wird, will er nach Möglichkeit schon am 1. Juni in den Flieger steigen, um dann eine Woche später für Mineiro auflaufen zu können. Nur aus einem Grund würde er diesen Termin verschieben: Wenn der FCI am 25. und 29. Mai die Relegationsspiele bestreitet. "Dann buche ich einen Flug für 5. Juni, kein Problem", sagt Roger.