Ingolstadt
Ein Trikot, das keiner haben will

Thomas Pledl trägt beim FC Ingolstadt derzeit das "Opferleibchen" - Trotzdem ist er vor dem Aue-Spiel guter Dinge

08.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:50 Uhr

Zweifelhafte Auszeichnung: Thomas Pledl trägt in dieser Woche das Opfertrikot beim FC Ingolstadt. - Foto: Sterner

Ingolstadt (DK) Ein Tag noch, dann hat Thomas Pledl die "Tortur" überstanden. Der Außenstürmer des FC Ingolstadt muss in dieser Trainingswoche nämlich das "Straftrikot" tragen. Er ist ein Opfer, und das sogar in doppelter Ausführung.

Tunnelopfer und Laufopfer steht in Großbuchstaben auf dem ansonsten optisch gegenüber den Mitspielern nicht hervorgehobenen Laibchen - eine Strafe, die sich verkraften lässt. Und so macht der 23-jährige Niederbayer nur gespielt böse Miene zum nicht ganz ernst gemeinten Spiel. "Eine Woche lang den Pulli tragen, damit kann ich leben. Man hat auch Spaß dabei, und es kommt ein bisschen Geld in die Mannschaftskasse", sagt Pledl, der dann allerdings doch noch anmerkt, dass er nicht so ganz einverstanden ist mit seiner Nominierung. "Ich bezweifle, dass da alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Soweit ich weiß, hat die Anzahl nicht gestimmt", meint Pledl schmunzelnd. Vor allem, dass er gleich beide "Titel" auf sich vereint, stößt dem Flügelflitzer sauer auf. Üblicherweise werden die Opfertrikots getrennt vergeben.

Verdient hat sich Pledl das rote Leibchen mit den Schriftzügen, das monatlich vergeben wird, beim beliebten Aufwärmspielchen Fünf gegen Zwei im Kreis. Gezählt wird, wer am häufigsten den Ball durch die Beine gespielt bekommt, sprich, getunnelt wird, und wer zu lange im Kreis ist, ohne an den Ball zu kommen, also viel laufen muss. Pro Lauf oder Tunnel muss jeder Spieler zwei Euro in die Mannschaftskasse zahlen, die Stefan Lex verwaltet.

Im Training selbst ließ sich Pledl von seinem Pulli nicht bremsen. Vielmehr drückte er auf dem in der Schneelandschaft grün leuchtenden Rasen gewohnt aufs Tempo. "Wir sind voll fokussiert und lassen uns von dem guten Spiel gegen Fürth nicht blenden. Auch da gab es Dinge, die nicht so gut geklappt haben, da müssen wir uns immer noch verbessern", sagt Pledl, der mit seinen Teamkameraden am Sonntag von der Dienstreise zu Erzgebirge Aue (13.30 Uhr) drei Punkte mitnehmen will. "Wir haben etwas gutzumachen. Im Hinspiel hatten wir 30:5 Torschüsse, das können wir so nicht stehen lassen", erinnert sich Pledl nur ungern an die 1:2-Heimniederlage Anfang September.

Zudem hat er sich vorgenommen, seine nach der Winterpause gute persönliche Ausbeute mit einem Tor und zwei Vorlagen weiter zu steigern. "Das war zuletzt ganz ordentlich, aber da muss noch mehr kommen. Ich will auf alle Fälle mehr Scorerpunkte als in der vergangenen Saison", sagt Pledl. Der in der Vorsaison für Sandhausen aktive Außenbahnspieler kam dort auf vier Tore und sieben Vorlagen. Derzeit steht Pledl, der seit der Amtsübernahme von Stefan Leitl jedes Spiel bestritten hat, bei zwei Treffern und fünf Assists. Wichtiger ist ihm aber, dass die Mannschaft Erfolg hat - und, dass er sich die Frotzeleien wegen seines Opfertrikots nicht mehr anhören muss.

Straftrikots und Ehrenhelme

Nicht nur beim FC Ingolstadt ist ein „Straftrikot“ in Mode: In seiner Zeit als Trainer des damaligen Bundesligisten Darmstadt 98 kürte Dirk Schuster einen „schlechtesten Mitarbeiter des Monats“. Der musste im Training ein rosafarbenes Trikot mit den Aufschriften „Tussi“, „0“ und „Fehleinkauf“ tragen. Zuvor hatte schon St. Paulis Coach Holger Stanislawski einen „Brösel“ (Depp) ausgewählt, der bei Fehlleistungen in Rosa trainieren musste. Ähnliches wurde 2014 vom schottischen Klub Partick Thistle bekannt: Wegen mangelnden Trainingsfleißes absolvierte ein Jungprofi die Übungen in einem pinken Ballerina-Kostüm. Im Eishockey ist das Gegenteil beliebt: Wer sich in einem Spiel ausgezeichnet hat – durch Tore, Paraden oder besonderen Einsatz – bekommt eine spezielle Kopfbedeckung verliehen: Bei der deutschen Nationalmannschaft ist es in Erinnerung an den legendären Bundestrainer Xaver Unsinn der Pepita-Hut, beim ERC Ingolstadt war es einst bei Trainer Rich Chernomaz ein gelber Bauarbeiter-Helm – und bei den Kölner Haien ist es aktuell ein Ritterhelm aus Plastik.?alp