Ingolstadt
"Das ist nicht nur Pech"

Chancenwucher bringt FCI in immer größere Not: Trainer Walpurgis fordert im Abstiegskampf mehr Mut

19.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:28 Uhr

Ingolstadt (DK) Die 84. Minute der Partie bei Borussia Dortmund offenbarte das ganze Dilemma des FC Ingolstadt im Abstiegskampf. Kapitän Marvin Matip hatte plötzlich die große Chance zum Ausgleich, nahm Maß, schob den Ball mit seinem linken Fuß aus rund zwölf Metern Torentfernung aber drei bis vier Meter neben den BVB-Kasten. "Ich hätte einfach nur das Tor treffen müssen, dann geht er rein", ärgerte sich Matip anschließend. Doch daraus wurde nichts. Und so kassierten die Ingolstädter mit dem 0:1 (Aubameyang, 14. Minute) ihre nächste unnötige Niederlage.

Matip blieb anschließend bemerkenswert ehrlich, als er versuchte, sein Scheitern vor dem BVB-Tor zu erklären. "Das spielt sich definitiv im Kopf ab, bei mir auf jeden Fall. Wenn man etwas so unbedingt will wie wir, wenn man so viel investiert, dann trifft man nun mal nicht immer die besten Entscheidungen." Dortmund habe die Punkte behalten, weil sein Team vor dem Tor der Borussia den "Killerinstinkt und die Kaltschnäuzigkeit" vermissen ließ.

Nun kann Matip für sich immerhin in Anspruch nehmen, gelernter Verteidiger zu sein. Doch auch die Ingolstädter Stürmer offenbarten in Dortmund einmal mehr die schon bekannte Abschlussschwäche, die den FCI im Abstiegskampf entscheidende Punkte kostet. 14 Torschüsse hatte der FCI beim BVB abgegeben, mehr schaffte in Dortmund in dieser Saison nur der FC Bayern. Doch die Spieler des Tabellen-17. schossen überall hin - nur nicht ins Tor.

Hinzu kam das Pech, dass Dario Lezcano, mit vier Treffern der Toptorjäger der Schanzer, in der 53. Minute nach dem Foul von BVB-Torwart Roman Bürki ein Elfmeter verweigert wurde. Heraus kam somit ein schmeichelhafter Sieg für die Borussia.

Angesprochen auf die folgenschwere Treffermisere, sehnt sich inzwischen auch FCI-Trainer Maik Walpurgis öffentlich nach einer Verbesserung. "Das ist nicht nur Pech. Wir sind in den entscheidenden Momenten zu unkonzentriert oder zu zaghaft", stellte er fest. Sein Fazit fiel deshalb gemischt aus: "Wir können mit dem Spiel sehr zufrieden sein, leider nicht mit dem Ergebnis." Wieder einmal.

Neben der fehlenden Entschlossenheit kamen in Dortmund auch technische Unzulänglichkeiten hinzu, die im Fall von Mathew Leckie zeitweise tragische Züge annehmen. 41 Schüsse hat der Australier in dieser Saison schon auf die gegnerischen Tore abgegeben, getroffen hat er kein einziges Mal. Ein negativer Spitzenwert in der Bundesliga.

In Dortmund hebelte er in der 52. Minute allein vor dem BVB-Tor den Ball aus 15 Metern in den Oberrang. Zuvor hatte er eine Kopfballchance vergeben (19.). "Ich habe in wichtigen Momenten falsche Entscheidungen getroffen", gab der 26-Jährige zu. Die mentale Seite spielt offensichtlich auch bei ihm zunehmend eine Rolle. Seinem Naturell entsprechend will er dennoch weiter "hart arbeiten" und hofft, dass so irgendwann der Knoten platzt. "Wenn der erste reingeht, komme ich da raus", sagte Leckie.

Doch die Zeit drängt für den FCI. Nicht zuletzt auch deshalb, weil die Konkurrenz aus Wolfsburg (1:0 gegen Darmstadt), Bremen (3:0 gegen Leipzig) und Hamburg (0:0 in Frankfurt) am Wochenende erneut davonzog. "Das erschwert unsere Situation", erklärte Sportdirektor Thomas Linke am Sonntag angesichts der inzwischen acht Zähler Rückstand auf den Relegationsplatz. "Aber wir müssen ohnehin auf uns schauen. Nach der Länderspielpause brauchen wir Siege und haben in der Englischen Woche die Chance, innerhalb kurzer Zeit wieder ranzukommen."

Nach außen haben die Ingolstädter Spieler den Glauben an den Klassenerhalt noch nicht aufgegeben. "So spielt kein Absteiger", erklärte Matip, schließlich habe sein Team auch in Dortmund wieder einen "aufopferungsvollen Kampf" geliefert. Nun soll es auch Punkte geben. "In zwei Wochen gegen Mainz gibt es keine Entschuldigungen mehr. Dann will ich in der Interviewzone stehen und sagen: Wir haben das Ding erzwungen!", tönte der Kapitän. Eine bessere Chancenverwertung dürfte dabei helfen.