Ingolstadt
"Das wird ein enormer Kraftakt"

Der personelle Aderlass und seine Folgen: FC Ingolstadt will mit den Transfer-Millionen neue Spieler holen

19.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:47 Uhr

Leistungsträger vor dem Absprung: Ramazan Özcan (vorne) und Benjamin Hübner werden den FCI verlassen. - Foto: Meyer

Ingolstadt (DK) Irgendwann würde der große Umbruch kommen. Das war den Verantwortlichen des FC Ingolstadt klar. Für Sommer 2017, so die ursprüngliche Erwartung, hatte man sich darauf eingestellt: Weil der Vertrag mit Trainer Ralph Hasenhüttl bis dahin datiert war, und weil zahlreiche wichtige Spieler wie Marvin Matip, Benjamin Hübner, Pascal Groß, Mathew Leckie, Lukas Hinterseer, Danny da Costa und Moritz Hartmann Vereinbarungen bis zum Ende der kommende Saison besaßen.

Längst ist klar, daraus wird nichts. Das erfolgreiche Team droht schon in diesem Sommer auseinanderzufallen. Vier der genannten Akteure haben entweder bereits den Verein gewechselt oder stehen unmittelbar davor. Mit Pascal Groß, der von der "Sportbild" mit Mainz 05 in Verbindung gebracht wird, könnte ein fünfter folgen.

Als Erster hatte Trainer Hasenhüttl (zu RB Leipzig) verkündet, dass er sein Vertragsende nicht abwarten will. Eine Entscheidung mit Signalwirkung. "Durch den Trainerwechsel findet der Umbruch jetzt ein Jahr früher statt", hatte Vereinsboss Peter Jackwerth bereits vor einigen Tagen erklärt. Danny da Costa und Ramazan Özcan (beide Leverkusen) folgten, gestern wurde der Wechsel von Benjamin Hübner nach Hoffenheim offiziell bestätigt (Vertrag bis 2020). Damit gehen drei Stammspieler vorzeitig von Bord.

Franz Spitzauer, Geschäftsführer im Bereich Finanzen, sieht einiges auf den Klub zukommen. "Wenn der Umbruch geplant gewesen wäre, hätten wir alles besser vorbereiten können. So wird das jetzt ein enormer Kraftakt", sagt er.

Die zu erwartenden Transfereinnahmen sind für Ingolstädter Verhältnisse allerdings beachtlich. Auch wenn von offizieller Seite keine Zahlen genannt werden, so kann dennoch davon ausgegangen werden, dass die Ingolstädter zwischen 2,5 und 3 Millionen Euro für ihr vorzeitig verabschiedetes Personal erhalten werden. Glaubt man Vereinsboss Jackwerth, dann sollen diese Einnahmen ganz sicher nicht auf dem Festgeldkonto geparkt werden. "Geld, das in unsere Kassen fließt, wird grundsätzlich dazu genommen, die Mannschaft zu verstärken", stellte der 58-Jährige im Interview mit unserer Zeitung klar.

Der neue Trainer Markus Kauczinski - aktuell noch für knapp zwei Wochen im Urlaub - ist natürlich längst in die Kaderplanungen eingebunden. "Wir stehen mit ihm im Austausch", erklärte Harald Gärtner. Nach Vorstellung des Sport-Geschäftsführers müssen die neuen Spieler "hungrig sein und zu uns wollen". Da nach Stand der Dinge mindestens drei Leistungsträger ersetzt werden müssen (bei Özcan wird noch die Ablösesummen verhandelt), kann der Klub in seiner zweiten Bundesligasaison aber nicht mehr nur Talente verpflichten. Sportdirektor Thomas Linke bleibt gelassen: "Wir werden auch in der kommenden Saison einen schlagkräftigen Kader haben", sagt er. Einfach wird das aber nicht.

Beim Thema Personalien gibt es derweil auch positive Nachrichten. So bestätigte Gärtner noch einmal, dass der bisherige Co-Trainer Michael Henke in neuer Funktion beim Verein bleiben soll. Ebenfalls bleiben werden Torwarttrainer Martin Scharrer und Fitnesscoach Jörg Mikoleit.