Ingolstadt
"Das ist mein zweites Lebenswerk"

Vereinsgründer Peter Jackwerth ist nach dem Aufstieg des FC 04 erleichtert und glücklich

18.05.2015 | Stand 02.12.2020, 21:17 Uhr

Gelöster Klubpräsident: Als der Aufstieg des FC Ingolstadt feststand, ließ sich Vereinsboss Peter Jackwerth am Sonntag vor der Haupttribüne des Audi-Sportparks feiern. - Foto: Schiffmann

Ingolstadt (DK) Als sich die erste Anspannung gelegt hatte, lief Peter Jackwerth erst einmal ein paar Schritte über den Rasen des Audi-Sportparks. Der Vereinsgründer und Präsident des FC Ingolstadt nutzte die Gelegenheit, um den Bundesliga-Aufstieg seines Klubs nach dem 2:1 gegen RB Leipzig ein wenig zu genießen. „Ich habe schon wieder einen Puls von 40, bin aber leicht angetrunken“, ließ er augenzwinkernd und mit heiserer Stimme wissen. In der Stunde des Erfolges merkte man ihm nach der Anspannung der vergangenen Tage die wohlige Genugtuung an. Im bierdurchtränkten Sakko und mit verklebten Haaren zog der 57-Jährige sein ganz persönliches Fazit der Aufstiegssaison, erinnerte im Gespräch aber auch an einen Weggefährten, der nicht mitfeiern konnte.

 

Herr Jackwerth, Sie sind jetzt Präsident eines Bundesligisten. Wie fühlt sich das an?

Peter Jackwerth: Für uns alle ist das ein Traum, einfach geil. Man muss sich nur mal vor Augen halten, dass wir mit Ingolstadt jetzt zu den 18 besten Mannschaften Deutschlands zählen. Das Stadion war heute schon voll und wird es nächste Saison in jedem Spiel sein. Fantastisch.

 

Wie haben Sie das Meisterstück gegen Leipzig erlebt?

Jackwerth: Durch den frühen Rückstand war der Start bei uns ja schon wieder chaotisch. Egal, nach dem Ausgleich ging es dann ja besser. Ich habe die ganze Zeit auf dem Handy die anderen Spiele verfolgt. Die liefen zwar gut für uns, aber wirklich runter kommst du da nicht. Auch nach unserem 2:1 nicht. Die letzte Viertelstunde auf der Tribüne war die Hölle.

 

Mit dem Moment, als Sie die Schale hochhalten durften, ging dann aber doch ein Traum in Erfüllung, oder?

Jackwerth: Ja. Perfekt, perfekter geht’s nicht. Ich glaube, die Schale schaut in der Vitrine im Eingangsbereich des Stadions sehr gut aus (lacht).

 

Was bedeutet es Ihnen, dass der Aufstieg zu Hause unter Dach und Fach gebracht wurde?

Jackwerth: Das ist für die Feier natürlich perfekt. Aber ehrlich gesagt, mir ist es komplett egal. Intern war es für die Nerven schon eine Zerreißprobe, weil jeder wusste: Wenn es auf ein Endspiel in Kaiserslautern ankommt, kann alles passieren. Und wenn wir es nach dieser Runde am Ende gar nicht geschafft hätten, wären wir die Deppen der Nation gewesen.

 

Wem ist der Aufstieg als Erstes zu verdanken?

Jackwerth: Viele sagen, mit Ralph (Trainer Ralph Hasenhüttl, Anmerk. d. Red.) kam das Glück. Und das stimmt auch. Er musste das Ganze sportlich zusammenhalten, und das hat er überragend gemacht. Deshalb ist er auch der Vater des Erfolges. Aber natürlich fallen mir auch noch Co-Trainer Michael Henke oder Sportdirektor Thomas Linke ein. Dazu kommt seit nunmehr neun Jahren Geschäftsführer Harald Gärtner, der gemeinsam mit unserem zweiten Geschäftsführer Franz Spitzauer unglaublich viel leistet. Unterm Strich ist es ein gutes Team, das diesen Erfolg geschafft hat.

 

Der FC Ingolstadt ist Ihr Baby. Fühlen Sie sich auch ein bisschen als Vater des Erfolges?

Jackwerth: Ja natürlich, ein bisschen darf ich mir den Erfolg vielleicht auch an die Fahne heften. Ich bin einfach nur glücklich, nachdem wir vor elf Jahren mit dem ESV noch in der Bezirksoberliga gespielt haben. Irgendwo habe ich das Ganze dann ja aus der Taufe gehoben. Der Verein ist nach meiner Familie mein zweites Lebenswerk – und damit sind wir jetzt am Ziel. Aber ich bin heute auch ein bisschen traurig.

 

Warum das?

Jackwerth: Die Arbeit hier hat immer auch das besondere Teamwork im Aufsichtsrat ausgemacht. Und aus diesem Kreis fehlt heute einer, nachdem Andreas Schleef leider im Krankenhaus liegt. ,Andi, wir drücken dir die Daumen, dass alles gut geht’, möchte ich ihm nur sagen. Dass er nicht dabei sein kann, ist wirklich sehr schade.

 

Ihren Klub haben über die Jahre auch immer einige Zweifler begleitet. Wem würden Sie heute am liebsten mal „Ätsch, wir haben es doch geschafft“ ins Gesicht sagen?

Jackwerth: Ach, wirklich nachtragend bin ich ja eigentlich nicht. Aber ich erinnere mich noch an meine erste Pressekonferenz vor zehn Jahren im Le Café, da bin ich für meine Ideen ausgelacht worden. Diese Leute haben wir heute Lügen gestraft. Diese ganzen Dummschwätzer und Dummschreiber, die immer wieder vom Werksklub und dem ganzen Sch . . . erzählt haben, die sollen sich mal anschauen, was hier heute im Stadion los war. Hier denken alle zuerst an Ingolstadt und nicht nur an unseren Hauptsponsor.

 

Wie sollte der nächste Schritt des Vereins aussehen, wie werden Sie die Bundesliga angehen?

Jackwerth: Wir werden, ähnlich wie Paderborn in diesem Jahr, darum fighten, drinzubleiben. Ich wünsche mir, dass wir wenigstens so erfolgreich sind, dass eine echte Chance auf den Klassenerhalt besteht. Dann sehen wir weiter.

 

Und worauf freuen Sie sich in der Bundesliga am meisten?

Jackwerth: Erst einmal darauf, dass das Stadion vermutlich 17-mal ausverkauft sein wird. Ob mein persönlicher Traum in Erfüllung geht, weiß ich noch gar nicht. Jeder kennt meine Verbindung nach Stuttgart, sodass zwei Duelle mit dem VfB für mich natürlich der Hammer wären. Schau’n wir mal, ob es dazu kommt.

 

Das Gespräch führte

Norbert Roth.