Ingolstadt
Viel Arbeit in der Länderspielpause

Nach der Erleichterung über den ersten Saisonsieg in Fürth muss der FCI nun Personalfragen lösen

27.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:35 Uhr

Kollektiver Jubel: Nach dem 1:0-Erfolg in Fürth, dem ersten Punktspielsieg des FC Ingolstadt seit dem 9. April, freuen sich Spieler, Trainer und Betreuer gleichermaßen. Im Vordergrund ballt Interimstrainer Stefan Leitl die Fäuste. - Foto: Zink/Imago

Ingolstadt (DK) Nach dem 1:0-Sieg des FC Ingolstadt im Krisenduell bei der SpVgg Greuther Fürth zählen nur die harten Fakten. Und das heißt: Die Schanzer haben die ersten drei Punkte auf der Habenseite - die Franken nicht. Darum ist Fürth nun Tabellenletzter in der 2. Fußball-Bundesliga, der FCI 15..

Entsprechend fielen nach dem Schlusspfiff die Reaktionen aus. Hier der erleichterte FCI-Interimstrainer Stefan Leitl, der kurz beide Fäuste ballte und seine Freude hinausschrie, dort der nachdenkliche Kleeblatt-Chefcoach Janos Radoki, der beim Tabellenschlusslicht Erklärungen für den anhaltenden Negativlauf liefern muss.

Vor allem den Schanzern und ihrem jubelnden Anhang war es zunächst einmal egal, wie der Sieg zustande kam. Sie feierten den ehemaligen Kapitän und möglichen neuen Cheftrainer bereits mit Sprechchören. Leitl wiederum wurde auf dem Spielfeld von Vereinsboss Peter Jackwerth, dem neuen Sportdirektor Angelo Vier, FCI-Geschäftsführer Harald Gärtner und vom ganzen Trainer- und Betreuerteam gratuliert. Leitl seinerseits herzte auf dem Rasen die Spieler. Allen voran Torwart Örjan Nyland, der für den angeschlagenen Martin Hansen einsprang, weil dieser im Abschlusstraining einen Schlag auf das Becken bekommen hatte. Für den Norweger, der wenig geprüft wurde und nur in einer kurzen Drangphase der Fürther unter Druck geriet, war der Erfolg eine Premiere. Im 19. Punktspiel im Schanzer Trikot blieb er erstmals in 90 Minuten ohne Gegentor und feierte seinen ersten Sieg.

"Großes Kompliment an meine Mannschaft. Es war eine schwierige Phase für sie. Wir wollten unbedingt die Null halten, das ist den Jungs gelungen", meinte Leitl und stellte verständlicherweise das Ergebnis über den fürchterlich unansehnlichen Kick, was auch die Beteiligten einräumten. "Das Spiel war nicht schön anzuschauen, aber das ist egal. Wir haben gewonnen und ein Zeichen gesetzt, dass wir da sind. Wenn wir so weitermachen, werden wir uns von Spiel zu Spiel steigern", sagte Max Christiansen, der nach seinem Muskelfaserriss erstmals in dieser Saison zum Zug kam.

Für den einzigen Höhepunkt in der Partie sorgte Sonny Kittel. Nach einer nicht endgültig geklärten Ecke leitete FCI-Kapitän Marvin Matip einen Flankenwechsel ein, Kittel nahm die Kugel an und schoss mit einem strammen Linksschuss ins kurze Eck zum Tor des Abends ein (55.). "Mein Gedanke war, den Ball gut zu verarbeiten und mit in den Strafraum zu nehmen. Dann hatte ich ihn gut liegen und habe einfach mal abgezogen", beschrieb der 24-Jährige die spielentscheidende Szene. "Es war wichtig, dass wir die ersten drei Punkte eingefahren haben. Wir haben versucht, über die Zweikämpfe, Herz und Leidenschaft in die Partie reinzukommen und haben in Kauf genommen, dass das Spiel nicht sehr ansehnlich war", meinte Kittel, der aber auch selbstkritisch zugab: "Danach müssen wir in Überzahl die Konter besser fahren und das 2:0 machen. Vielleicht spielt momentan eine gewisse Unsicherheit eine Rolle, aber wir haben trotzdem so viel Qualität in unseren Reihen, dass wir das besser lösen müssen."

Die spielerischen Defizite traten angesichts des Ergebnisses in dieser besonderen Drucksituation aber in den Hintergrund. Insofern war auch FCI-Gründer Jackwerth zufrieden. "Es war ein reines Kampfspiel. Die eine Phase nach der Halbzeit, in der wir auch das Tor erzielten, war ganz vernünftig. Aber man hat gesehen, dass noch eine gewisse Unsicherheit da ist. Wir haben schließlich seit April kein Punktspiel gewonnen", meinte der 60-Jährige und sprach sich für die Ernennung von Leitl zum Chefcoach aus. "Für mich persönlich ist er keine Notlösung, sondern durchaus ein Mann für die Zukunft. Man hat gesehen, dass alle zusammenstehen. Wir sehen uns das jetzt in der Länderspielpause an und entscheiden dann alle gemeinsam, wie es weitergeht", sagte Jackwerth.

Alle gemeinsam beinhaltet nun neben dem Geschäftsführer und Aufsichtsrat auch den neuen Sportdirektor Angelo Vier. Der bisherige Spielerberater hatte seit 2015 nebenher den Regionalligisten BFC Dynamo gemanagt. "Er hat dort einen guten Job gemacht. Er ist kein Sportdirektor mit einem großen Namen, sondern war selbst Fußballer. Er passt zu uns", sagte Jackwerth und nannte ein weiteres wichtiges Kriterium, was für Vier sprach: "Wichtig ist, dass er sich mit der Mannschaft identifiziert, weil er sie ja nicht zusammengestellt hat. Er wird jetzt das Amt, das Harald Gärtner in Doppelfunktion ausgeübt hat, übernehmen und Schritt für Schritt Informationen sammeln und den Verein kennenlernen."

Die Zeit während der Länderspielpause bis zum nächsten Spiel am 9. September gegen Erzgebirge Aue (13 Uhr) wird beim FCI also eine intensive Arbeitsphase. Einmal gilt es für Leitl und sein Team, eine neue Ausrichtung zu finden und diese einzustudieren. Dazu bestreiten die Schanzer am kommenden Donnerstag - allerdings unter Ausschluss der Öffentlichkeit - ein Testspiel beim VfB Stuttgart.

Zum anderen werden bis zum Ende der Transferperiode noch letzte Personalentscheidungen gefällt. So ist die Rückkehr von Robert Leipertz (Vertrag bis 2020), der am Freitag in der U 21 spielte, zum 1. FC Heidenheim weiter ein Thema. Außerdem soll noch ein Innenverteidiger verpflichtet werden, und auch die Bestätigung von Christian Träschs Wechsel zum FCI steht immer noch aus.

Nach dem ersten Sieg in der neuen Saison ist man im Lager der Ingolstädter aber immerhin erleichtert. Das ist auch für Jackwerth zunächst ausschlaggebend. "Wichtig ist, dass wir nicht mehr als Tabellenletzter unten drinstehen. Jetzt müssen wir eine Aufholjagd starten. Wie weit wir kommen, werden wir sehen. Aber Fakt ist, dass wir da unten nicht bleiben wollen."