Ingolstadt
"Jeder sollte gewarnt sein"

Der Comeback-Sieg bei Union gibt dem FCI Auftrieb vom Aufstieg will aber (noch) niemand reden

17.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:03 Uhr

Freude nach einer sehenswerten Premiere: Robert Leipertz (links) erzielte in Berlin mit dem 1:1 sein erstes Zweitliga-Tor für den FCI. - Foto: Bösl

Ingolstadt (DK) Der Abschluss hätte kaum positiver sein können: Durch den 2:1(0:0)-Erfolg bei Union Berlin beendete der FC Ingolstadt seine Minikrise und rückte im letzten Zweitligaspiel des Jahres bis auf fünf Zähler an den Aufstiegsrang zwei heran. Der Auftritt von Berlin macht Hoffnung für die Rückrunde.

Es gehört zum Understatement, dass Profi-Fußballer große Vorsicht walten lassen, wenn es um die Formulierung großer Ziele geht. Wer etwas länger im Geschäft ist, wie zum Beispiel FCI-Trainer Stefan Leitl, der lässt sich selbst nach einem so beeindruckenden Sieg wie dem von Berlin nicht verführen.

"Sie werden mir nichts herauslocken", erklärte der 40-Jährige in den Katakomben der "Alten Försterei" grinsend gegenüber unserer Zeitung, als er auf die neu entflammten Aufstiegschancen des FCI angesprochen wurde. Vielleicht lag die Vorsicht darin begründet, dass das selbst gesteckte Ziel bis zur Winterpause - intern waren 30 Punkte ausgegeben - um zwei Zähler verpasst wurde. "Wir haben einen guten Punktestand", sagte Leitl lediglich und verwies auf das Pokalspiel in Paderborn morgen Abend (18.30 Uhr). "Danach werden wir alles analysieren und überlegen, ob wir ein neues Ziel kommunizieren."

Den Ingolstädter Spielern merkte man indes an, wie sehr der Sieg gegen Mitkonkurrent Union die Zuversicht stärkte. "Zu wissen, dass wir auch gegen zwölf Mann an der ,Alten Försterei' bestehen können, ist extrem positiv. Dieses Gefühl wollen wir ins neue Jahr mitnehmen und in den verbleibenden 16 Spielen bestätigen", erklärte Marvin Matip.

Der Kapitän der Ingolstädter ließ offen, wen er mit dem 12. Mann meinte. Den Elfmeterpfiff von Schiedsrichter Martin Petersen (Stuttgart), in dessen Folge die Ingolstädter nach 59 Minuten in Rückstand geraten waren, nannte er allerdings "sehr fragwürdig". Die TV-Bilder belegten dann aber das ungeschickte Einsteigen von Alfredo Morales gegen Marcel Hartel, weshalb Trainer Leitl auch meinte: "Das war ein klarer Elfer."

Die Art, wie die Ingolstädter diesen Rückschlag wegsteckten und ein bis dahin für sie sehr schwieriges Spiel noch an sich rissen, war dann das eigentlich Beeindruckende an diesem Abend. Zuvor hatte das Union-Team mit seiner guten Raumaufteilung und einigen gefährlichen Umschaltaktionen das Spiel nämlich beherrscht, weshalb das 1:0 durch den Elfermeter von Steven Skrzybski verdient war.

"Wir hatten große Probleme, uns ist wenig eingefallen", beschrieb Leitl die erste Stunde eines Spieles, das dann plötzlich kippte. Aus zwei Gründen: zum einen, weil sich die Berliner zurückzogen. Zum anderen, weil die läuferisch erneut starken Schanzer in der Schlussphase deutlich mehr zuzusetzen hatten. Mit 125,19 Kilometern lief das Leitl-Team am Ende fast fünf Kilometer mehr als Union (120,63).

Außerdem hatte Leitl Glück mit seinen Einwechselungen. So besorgten mit Thomas Pledl als Vorbereiter und Leipertz als Vollstrecker zwei Joker den sehenswerten 1:1-Ausgleich (73.). Für Leipertz das erste Zweitliga-Tor im Trikot des FCI: "Ich habe immer gesagt: Wenn mir der Ball mal so vor die Füße fällt, überlege ich nicht lange - dann fliegt das Ding auch mal in den Winkel."

Beim starken Flügellauf Pledls vor dem 1:1 hatte sich schon angedeutet, dass Ingolstadt gegen müde Berliner nun immer mehr Räume bekommen würde. Das 2:1, wenn auch durch einen Elfmeter (Unions Toni Leistner senste Almog Cohen um), war so nur eine Frage der Zeit. Dario Lezcano, der drei der letzten fünf Treffer des FCI erzielte, behielt vom Punkt die Nerven (77.) - und innerhalb von 209 Sekunden hatten die Ingolstädter das Spiel gedreht.

"Dieser Sieg zeigt uns den Weg. Man hat gesehen, dass wir von der Bank jederzeit nachlegen und nach Rückschlägen zurückkommen können", erklärte Leipertz und sandte eine Kampfansage an die Konkurrenz: "Jeder sollte gewarnt sein. Ab Mitte Januar werden wir wieder voll angreifen."

Das bezog sich natürlich auf die Liga. Bevor der FCI in die Winterpause gehen kann, steht aber noch das DFB-Pokalspiel beim SC Paderborn an. Morgen können die Ingolstädter zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte ins Viertelfinale einziehen. "Wenn wir dort so spielen wie heute in der letzten halben Stunde, bin ich mir absolut sicher, dass wir weiterkommen", erklärte Matip - ohne die sonst übliche Zurückhaltung.