Ingolstadt
Rückkehr ins Wohnzimmer

Verteidiger Tobias Levels spielte zwölf Jahre in Gladbach Am Samstag will er mit dem FCI dort punkten

23.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:16 Uhr

Wichtige Größe im FCI-Team: Tobias Levels (Mitte) ist aktuell der beste Zweikämpfer der Ingolstädter. Am Samstag kommt es für den 29-Jährigen zu einem Wiedersehen mit seinem Ex-Klub Borussia Mönchengladbach, bei dem er zwölf Jahre unter Vertrag stand. - Foto: Bösl

Ingolstadt (DK) Tobias Levels spricht von einem "Wohnzimmer-Gefühl", das ihn erwartet, wenn er zu seinem Ex-Klub Borussia Mönchengladbach zurückkehrt. Sein aktueller Verein FC Ingolstadt geht die Auswärtspartie am Samstag (15.30 Uhr) indes nüchtern an: Nach nur einem Punkt aus vier Spielen muss dringend ein Erfolgserlebnis her.

Er ist mit 122 Bundesliga-Spielen der Ingolstädter Profi mit der meisten Erfahrung im Oberhaus. Sein Wort hat Gewicht, weshalb Levels wenig überraschend vor Saisonbeginn auch in den Mannschaftsrat gewählt wurde. Überdies hat der 29-Jährige bei seinen Profistationen in Düsseldorf und Gladbach schon einige schwierige Situationen überstanden. Wie man da rauskommt, wie der FC Ingolstadt nach vier Partien ohne Sieg wieder in die Erfolgsspur findet - Routinier Levels hat da eine klare Vorstellung und nimmt kein Blatt vor den Mund.

"Mir geht das ehrlich gesagt ein bisschen auf den Nerv, dass intern und extern immer wieder über die Vorsaison gesprochen wird. Wir stehen längst in einer neuen Saison. Jetzt haben wir mal ein bisschen Gegenwind - diese Situation muss man einfach mal akzeptieren und konzentriert weiterarbeiten", sagt Levels.

Entsprechend mag sich der Rechtsverteidiger auch nicht lange mit seiner Vergangenheit in Gladbach, wo er von 1999 bis 2011 unter Vertrag stand und immerhin 83 Erstliga-Partien bestritt, aufhalten. "Natürlich ist in Gladbach alles sehr, sehr vertraut für mich. Schließlich habe ich dort die Jugendabteilung durchlaufen und bin dort Profi geworden. Aber am Samstag ist unser Ziel, dort mit dem FC Ingolstadt zu gewinnen."

2006 hatte Levels in Gladbach unter Trainer Jupp Heynckes sein Bundesliga-Debüt gefeiert, erlebte dann den Abstieg mit der Borussia ebenso wie den sofortigen Wiederaufstieg, ehe er 2011 als Stammspieler von Neu-Trainer Lucian Favre plötzlich ohne Begründung aussortiert wurde. Eine ganz bittere Erfahrung.

"Es hat mich lange beschäftigt, warum es in Gladbach nicht weiterging, sogar noch, als ich später in Düsseldorf war. Das war brutal schwer zu akzeptieren", hat Levels vor einiger Zeit im Gespräch mit unserer Zeitung erzählt. Sportliche Krisen zu überstehen - auch mit Düsseldorf ging es in die zweite Liga und wieder nach oben - damit kennt sich Levels aus.

"Das Wichtigste ist, die Ruhe zu bewahren und sich im Training das Selbstvertrauen für die Spiele zu holen", sagt er. Auch wenn der FCI die Partien in Hamburg und München hätte gewinnen können, "es lohnt sich nicht, zurückzuschauen. Man muss einfach versuchen, im nächsten Spiel noch wacher zu sein, weniger Fehler zu machen, wieder Chancen zu kreieren und die dann auch mal eiskalt reinmachen. Fertig". Dabei macht sich Levels vor dem Vergleich mit den saisonübergreifend in den letzten neun Heimspielen siegreichen Borussen um die eigene Mannschaft keine wirklich großen Sorgen. "Wenn wir angstgesteuert wären und die Spieler den Ball nicht mehr haben wollten, dann hätten wir ein Problem. Aber so ist es ja nicht. Die Mannschaft ist absolut intakt und muss sich nur darauf konzentrieren, die Details besser zu machen."

Dazu gehört neben dem Herausspielen von Chancen natürlich auch deren Verwertung. Aktuell weisen die Ingolstädter hier mit einer Trefferquote von 11,1 Prozent bei 18 Torchancen gemeinsam mit dem FC Schalke 04 (9) den schlechtesten Wert auf. Zum Vergleich: Gastgeber Gladbach liegt in dieser Statistik mit 36,4 Prozent (22) auf Rang fünf. Gegen Ingolstadt haben die "Fohlen" in den bisher zwei Erstliga-Vergleichen allerdings noch kein Tor erzielt.

"Wir werden uns in Gladbach sicher nicht einigeln, sondern ähnlich wie in München auch offensiv agieren", kündigt Trainer Markus Kauczinski unterdessen an. Einen Grund, in der Offensive mit Robert Leipertz oder Stefan Lex vielleicht auch mal auf andere Kräfte zu setzen, sieht er nicht. "Die Abstände sind gering, aber Lezcano, Hinterseer, Leckie und Hartmann haben ihre Sache bisher ordentlich gemacht", sagt Kauczinski dazu.

Bleibt noch die Defensive, die bei beiden Gegentoren im Spiel gegen Frankfurt zu nachlässig agierte. "Da fehlte uns der Killerinstinkt", schimpfte Marvin Matip, der ebenso wie seine Kollegen damit hadert, dass der FCI noch in keinem Spiel ohne Gegentor geblieben ist. In der Vorsaison lag hier die Stärke der Ingolstädter, die zehnmal zu null spielen konnten.

Entsprechend dürfte in Gladbach eine konsequente Zweikampfführung die Voraussetzung für den erhofften Erfolg sein. Levels geht da mit gutem Beispiel voran. Er hat mit 59,1 Prozent die bislang beste Zweikampfquote aller Ingolstädter.