Ingolstadt
Fatale Fehler

Unsicherheiten kosteten Roger den Stammplatz in der Defensive des FC Ingolstadt Rückendeckung von Trainer Walpurgis

23.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:36 Uhr

Fehler mit Folgen: In der Partie in Leverkusen vertändelt FCI-Verteidiger Roger (rechts) gegen Julian Brandt den Ball und kann den Torvorbereiter anschließend nicht mehr stoppen. - Foto: Schmidt/Imago

Ingolstadt (DK) Als Roger im Januar seinen Abschied vom FC Ingolstadt für den Sommer ankündigte, war die Aufregung groß. Schließlich hat sich der 31-jährige Defensiv-Allrounder, seit 2012 bis heute 143-mal für die Schanzer im Einsatz, zum Leistungsträger und Führungsspieler entwickelt.

Auch die Fans mögen den Brasilianer, der bei der Bekanntgabe seines Wechsel zu Atletico Mineiro sogleich versprach: "Ich werde bis zum Saisonende 150 Prozent geben". Das wird jedoch nicht einfach. Denn Roger ist beim FCI plötzlich nicht mehr erste Wahl.

Nach anfänglichen Schwierigkeiten hatte sich Roger besonders unter Trainer Ralph Hasenhüttl den Ruf als zweikampfstarker und vor allem unnachgiebiger Abräumer im defensiven Mittelfeld erworben. Naheliegend, dass der 1,84-Meter-Mann in den Plänen von Neu-Trainer Maik Walpurgis sofort eine zentrale Rolle spielte.

Vor allem, als der Coach im Dezember vor dem Spiel gegen Tabellenführer RB Leipzig auf der Suche nach taktischen Überraschungen war. Die Umstellung auf die Dreierkette - mit einem zupackenden Roger in der zentralen Rolle, wurde nicht zuletzt aufgrund des überraschenden 1:0-Sieges als gelungener Schachzug gefeiert.

Doch schon seine ungewollte Vorlage für Torvorbereiter Julian Brandt beim 2:1 in Leverkusen weckte Erinnerungen. Die leichtsinnigen Aktionen - so dachte man - hatte Trainer Hasenhüttl dem mitunter allzu ballverliebten Roger eigentlich ausgetrieben. Dass sich diese Dinge in der letzten Reihe fatal auswirken können, zeigte wenig später die Partie in Berlin, als Roger am Ende einer Fehlerkette Vorbereiter Salomon Kalou den Ball auflegte und die Hertha prompt zu ihrem frühen Siegtreffer kam.

"Es lag nicht nur an Roger, wir hatten in dieser Szene einige Möglichkeiten, das Tor zu verteidigen", nahm Walpurgis seinen Spieler anschließend in Schutz. Zugleich deutete er im Gespräch mit unserer Zeitung aber erstmals an, dass er die Perspektive Rogers wohl wieder weiter vorne sieht, auf der weniger riskanten Position im defensiven Mittelfeld. Im darauf folgenden Spiel gegen den FC Bayern saß Roger dann jedoch auf der Bank.

Statt Roger rückte Afrika-Cup-Rückkehrer Marcel Tisserand in die Dreierkette - weil er laut Walpurgis "überragend trainiert" hatte. Auch Romain Bregerie, der die Abwesenheit von Tisserand genutzt hatte, um sich ins Team zu spielen, genoss inzwischen mehr Vertrauen.

"Bei ihm denke ich überhaupt nicht über einen Wechsel nach", hatte Walpurgis schon vor dem Vergleich mit dem Rekordmeister die Aufstellung des Franzosen bestätigt. "Sehr gut" sei überdies die Leistung des Duos auf der Sechserposition mit Almog Cohen und Alfredo Morale. Somit war für Roger kein Platz mehr.

Walpurgis versucht unterdessen, seinem Spieler weiter den Rücken zu stärken. "Ich habe ihm klar gesagt, dass die Entscheidung nicht mit seinem Fehler von Berlin zusammenhängt", stellt der Chefcoach klar. Dennoch muss Roger, der aktuell in der Öffentlichkeit nicht über seine Situation sprechen will, aber offenbar auf Ausfälle beim aktuellen Personal hoffen, um eine neue Chance zu bekommen.

So wie in Frankfurt, als bei Tisserand nach rund einer Stunde der Oberschenkel zwickte. "Wie Roger in der letzten halben Stunde da gestanden ist, als absoluter Fels in der Druckwelle der Frankfurter, das war schon klasse", sprach Walpurgis anschließend erneut ein großes Lob aus. Zum Wochenbeginn mussten neben Tisserand auch Cohen und Marvin Matip aussetzen und absolvierten erst gestern ihre erste Einheit. Wird einer der Genannten für die Partie gegen Borussia Mönchengladbach (Sonntag, 15.30 Uhr, Audi-Sportpark) nicht hundertprozentig fit, steigen Rogers Chancen auf einen Einsatz enorm. Erster Nachrücker ist er schließlich immer noch.