Ingolstadt
Folgenschwerer Rückzug

FCI verliert beim 2:4 gegen Bremen erst den Mut und dann das Spiel Christiansen dennoch optimistisch

24.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:15 Uhr

Kämpft um seinen Platz: Max Christiansen (rechts) kam nach langer Pause gegen Bremen wieder in der Startelf zum Einsatz und bot eine ordentliche Vorstellung. In der 75. Minute wurde er allerdings ausgewechselt, weil er Gelb-Rot-gefährdet war. - Foto: Strisch

Ingolstadt (DK) Auch wenn sich der FCI weiter optimistisch gibt, das 2:4 gegen Werder Bremen tat weh - und hat die Sorgen im Abstiegskampf erneut vergrößert. Dabei wurden die Schanzer am Samstag Opfer ihrer dünnen Personaldecke und offenbarten in der Schlussphase überdies mentale Probleme.

Abstiegskampf ist Kopfsache, heißt es im Fußball gerne. Die Fähigkeit, sich auch nach Rückschlägen immer wieder aufzurichten, die Zuversicht nicht zu verlieren und den Glauben an die eigene Stärke zu bewahren, ist in solchen Drucksituationen stets eine besondere Herausforderung.

Gerade in diesem Punkt zeigte der von Positiverlebnissen nicht gerade verwöhnte FC Ingolstadt bislang eine erstaunliche Widerstandsfähigkeit. Dass diese mentale Stärke irgendwann auch mal aufgebraucht sein kann, konnte man am Samstag beobachten: "Natürlich spielt da die Psyche eine Rolle. Wenn du 2:1 führst, hast du etwas zu verlieren. Da ist es normal, dass du auch mal einen Schritt zurück machst", analysierte Sportdirektor Thomas Linke die Schlussphase, in der sein Team immer passiver wurde und den möglichen Sieg noch aus der Hand gab.

Das Gefühl auf dem Feld beschrieb Max Christiansen so: "Bremen musste kommen, während wir eher nach hinten geguckt haben. Wir sind in den letzten 20 Minuten einfach nicht mehr in unser Pressing gekommen und standen zu tief. Das war unser Problem."

Prompt verlagerten sich die Spielanteile. Streng genommen schon ab der 2:1-Führung in der 62. Minute hatte der FCI auf Fehlervermeidung umgeschaltet und erarbeitete sich keine klare Torchance mehr. Als dann das durch einen Torwartfehler verursachte 2:2 (81.) fiel, knickte das Team ein. Weitere Fehler ermöglichten Werders Vierfachtorschützen Max Kruse (45., 81., 87., 90. +4) schließlich die Treffer zum 2:4-Endstand. Die Treffer von Dario Lezcano (32.) und Pascal Groß (62.) waren Makulatur.

Christiansen, der aufgrund der Ausfälle gegen Bremen zu seinem erst zweiten Startelf-Einsatz gekommen war, blieb dennoch optimistisch. "Wir wissen, dass noch nichts gelaufen ist. Es gibt jetzt eben ein Spiel weniger, in dem wir punkten können." Durch die Niederlage der Augsburger beträgt der Abstand auf den Relegationsplatz tatsächlich auch weiterhin vier Punkte.

Dass er nach langer Pause mal wieder gefragt war, tat Christiansen unterdessen sichtlich gut. "Es war ein gutes Gefühl. Ich habe versucht, die gesperrten Spieler, so gut es geht, zu vertreten. Das ist mir ganz gut gelungen. Aber es geht natürlich noch mehr." Erst achtmal kam er in dieser Saison zum Einsatz. Kein Wunder, dass der Youngster (Vertrag bis 2018) zwischenzeitlich schon über einen Wechsel nachdachte.

Gegen Bremen merkte man dem technisch versierten ehemaligen Rostocker die fehlende Spielpraxis zwar an, das Potenzial des 20-Jährigen ist allerdings noch längst nicht ausgeschöpft. Als er in der 75. Minute nach zwei Fouls gegen Serge Gnabry Gelb-Rot-gefährdet vom Platz musste, stand es im Übrigen noch 2:1 für den FCI.

Für Christiansen kam dann Lukas Hinterseer, während der nur noch humpelnd umher trabende Stürmer Lezcano weitere zehn Minuten auf dem Feld blieb. Dies kostete Ingolstadt nicht nur zusätzliche Stabilität, es offenbarte zugleich die Personalprobleme an diesem Tag.

Trainer Maik Walpurgis erlöste den Paraguayer erst in der 85. Minute und verwies darauf, dass dies mit dem Teamarzt abgesprochen war: "Dario hatte nur eine starke Prellung." Stefan Lex kam, während Robert Leipertz und Maurice Multhaup erneut keine Alternative darstellten. Ansonsten saßen nur noch die Nachwuchsspieler Giuseppe Leo (22) und Patrick Sussek (17) auf der Bank. Das Fehlen von Marvin Matip, Markus Suttner, Romain Bregerie und Anthony Jung wollte anschließend dennoch niemand als Grund für die Niederlage anführen. "Den Jungs, die gespielt haben, kann man nicht allzu viel vorwerfen", erklärte Linke und beklagte stattdessen die fehlende Cleverness und die zu einfachen Gegentore. Trainer Walpurgis merkte an, dass "heute einige Stützen gefehlt haben. Ich bin froh, dass sie gegen Leipzig zurückkehren". Inwieweit mit diesen Akteuren die fehlende Abgeklärtheit und der Mut zurückkommen, bleibt abzuwarten.

Dabei sind die Voraussetzungen für das Spiel am Samstag (15.30 Uhr) klar: Ingolstadt muss punkten, während Leipzig den nächsten Schritt zur bevorstehenden direkten Champions-League-Qualifikation machen will. "Wir können jedes Spiel gewinnen", sagte Christiansen dennoch. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.