Ingolstadt
"Ich will nie wieder absteigen"

Der Ex-Paderborner Hauke Wahl arbeitet hart für sein Bundesliga-Debüt beim FC Ingolstadt

19.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:31 Uhr
Hauke Wahl −Foto: Bösl

Ingolstadt (DK) Für Hauke Wahl ist ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen. Drei Jahre spielt der 22-Jährige erst als Profi im Herrenbereich Fußball: zwei davon in der 3. Liga bei Holstein Kiel, dann eine Saison bei Zweitligist SC Paderborn, ehe er sich nun dem FC Ingolstadt angeschlossen hat. "Die Bundesliga ist das, wo ich immer hinwollte", sagt er. Der gebürtige Hamburger glaubt fest daran, dass er sich auch im Oberhaus durchsetzen kann. "Ich habe mich eigentlich immer recht schnell an das neue Niveau angepasst", erzählt der Innenverteidiger gestern nach dem Vormittagstraining. Anstrengend sei es, klar. "Aber nicht so extrem, dass ich es nicht schaffen könnte."

Trotz seines jungen Alters hat Wahl im Fußball schon einiges erlebt. Zwei Dramen - die Relegation zur 2. Bundesliga im Jahr 2015 und der Abstieg im Vorjahr mit dem SC Paderborn - stechen dabei heraus. "Der Aufstieg mit Kiel wäre genial gewesen. Die ganz Stadt war elektrisiert, sogar der Handball rückte mal für eine gewisse Zeit in den Hintergrund - und dann kassieren wir in der Nachspielzeit noch ein Tor", fängt Wahl an zu erzählen. 180 schöne Minuten habe er erlebt, alles schien gut. Die Erinnerung an die letzten Sekunden der zweiten Relegationspartie, als Löwen-Spieler Kai Bülow mit dem 2:1 in der 91. Minute den Kielern den Aufstieg quasi im letzten Moment noch aus den Händen riss, wühlt ihn heute noch auf. Ein Blick auf seinen Oberarm bestätigt, was der Blondschopf dann auch sagt: "Ich bekomme jetzt noch Gänsehaut, wenn ich daran denke."

Kaum weniger intensiv der Verlauf der Vorsaison. Als Neuling erkämpfte er sich bei Paderborn gleich einen Stammplatz, konnte den Gang in die 3. Liga aber auch nicht verhindern. "Es hat gebraucht, bis ich das verarbeitet hatte. Wenn man sieht, wie die Fans leiden und dass beim Verein Mitarbeiter entlassen werden müssen - das ist überhaupt kein schönes Gefühl. Ganz ehrlich, absteigen will ich nie wieder."

In Ingolstadt mag der 1,89 Meter große Verteidiger nun ein neues Kapitel aufschlagen. Die ersten Eindrücke sind dabei auf beiden Seiten positiv. "Hauke ist ein cooler Junge, der auch unter Druck richtig gut Fußball spielt", lobt Trainer Markus Kauczinski den Neuzugang nach den ersten Einheiten. An das höhere Spieltempo muss sich Wahl möglicherweise noch etwas gewöhnen, auch könne er körperlich "noch etwas zulegen". Insgesamt nennt der Chefcoach seinen neuen Innenverteidiger aber "richtig abgezockt".

Auch Wahl selbst ist von Ingolstadt angetan. "Die Stadt habe ich schon ein bisschen kennengelernt, die gefällt mir wirklich gut. Und der Klub, eben weil er ein relativ ruhiges Umfeld hat, passt genau zu mir", sagt er. Beeindruckt hat ihn zudem, dass sich Kapitän Marvin Matip schon vor dem ersten Training mit ihm in Verbindung gesetzt hat. "Das ist sicher nicht alltäglich und hat mir den Einstieg natürlich erleichtert", sagt Wahl, der ansonsten keinen seiner neuen Teamkollegen näher kennt.

Dass er in sportlicher Hinsicht vielleicht noch etwas Zeit für die Anpassung braucht, ist ihm klar. "Ich kann mich in allen Bereichen verbessern. Aber genau das mache ich gerne, ich nehme jede Hilfe an", sagt Wahl nach den ersten schweißtreibenden Einheiten mit seiner neuen Mannschaft. Auch wenn er keine direkten Vorbilder nennt, so versucht er sich nicht nur von den Kollegen, sondern auch von den Besten der Zunft immer etwas abzuschauen. "Die Aggressivität von Sergio Ramos, die langen Anspiele von Jerome Boateng oder die Spieleröffnung von Mats Hummels - man kann bei jedem etwas lernen", sagt er.

Hinsichtlich der Umstellung hakt es bei Nordlicht Wahl lediglich noch an einer Stelle: "Wenn ich die Urbayern reden höre, tue ich mich im Moment doch noch sehr schwer", bittet er um Verständnis. Ob sich das irgendwann ändert, ist wohl am schwersten vorherzusagen.