Ingolstadt
"Ich habe meine Chance genutzt"

FCI-Verteidiger Hadergjonaj blüht unter Trainer Walpurgis auf und hofft in Bremen auf den nächsten Einsatz

02.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:58 Uhr

Auf dem Weg zum Stammspieler: Florent Hadergjonaj (rechts) machte als Vertreter von Tobias Levels zuletzt eine gute Figur, sodass er auch in Bremen wieder zur Startelf des FC Ingolstadt gehören dürfte. - Foto: Hübner

Ingolstadt (DK) Der Aufschwung des FC Ingolstadt ist auch mit seinem Namen verbunden: Florent Hadergjonaj, 21-jähriger Neuzugang aus Bern, kam unter Coach Maik Walpurgis zweimal zum Einsatz und dürfte nach guten Leistungen auch am Samstag (15.30 Uhr) im Kellerduell bei Werder Bremen erste Wahl sein.

Für Florent Hadergjonaj ist ein Traum in Erfüllung gegangen. "Ich habe als Kind schon immer Bundesliga geschaut, da wollte ich immer hin", erzählt der junge Rechtsverteidiger des FC Ingolstadt. Als dann vor der Saison das Angebot der Schanzer kam, musste er nicht lange überlegen - obwohl er mit seinem Klub Young Boys Bern in der Europa League hätte spielen können. "Wenn du in der Schweiz spielst, bekommst du nicht oft solche Chancen. Deshalb war mir sofort klar, dass ich das mache."

Auch wenn er statt internationalem Fußball nun Abstiegskampf erlebt - bereut hat der Blondschopf seinen Wechsel noch nicht. "Mit Bern war ich natürlich erfolgsverwöhnt, habe in der Schweiz immer um die ersten drei Plätze gespielt. Aber diese Erfahrung in Ingolstadt bringt mich auf jeden Fall weiter", sagt Hadergjonaj. Auch dass er sich in Ingolstadt seinen Platz erkämpfen musste und weiterhin muss, ist für ihn keine Überraschung. "Die Zeit am Anfang war schon hart, weil ich nur auf der Bank, manchmal sogar auf der Tribüne saß. Aber ich habe versucht, mich nie hängenzulassen, im Training immer Gas zu geben und auf meine Chance zu warten."

Die scheint jetzt gekommen zu sein. Und das hat zwei Gründe: Zum einen flog sein direkter Konkurrent Tobias Levels gegen den FC Augsburg mit Rot vom Platz und musste zwei Spiele pausieren, zum anderen kommt das Pressing-System des neuen Trainers Maik Walpurgis seiner Spielweise entgegen. "Ich hatte sicher etwas Glück, dass Tobi gesperrt war und mir der Trainer das Vertrauen geschenkt hat. Ich denke, ich habe meine Chance ganz gut genutzt, auch wenn natürlich der Coach entscheidet, wer in Bremen spielt", sagt Hadergjonaj.

Die Sperre von Levels ist nämlich abgelaufen, und Walpurgis deutete bereits an, dass er vor einer schweren Entscheidung steht. "Florent hat seine Sache zuletzt sehr, sehr gut gemacht. Aber ich weiß auch um die Klasse von Tobi und welche Führungsverantwortung er übernimmt. Das ist nicht leicht für mich." Hadergjonaj, der gegen Wolfsburg nicht nur Weltmeister Julian Draxler nahezu ausschaltete, sondern auch immer wieder Zeit für gefährliche Vorstöße fand, dürfte in seiner aktuellen Form allerdings kaum zu verdrängen sein.

Zumal seine Spielweise auch genau in die Vorstellung von Trainer Walpurgis passt. "In der Schweiz hat mich mein offensives Pressing ausgezeichnet, das ist mein Ding", sagt Hadergjonaj. "Klar, dass ich mich unter dem neuen Trainer wohler fühle, weil ich jetzt meine Stärken einsetzen kann."

An der Pressing-Variante, daran lässt Walpurgis vor dem dritten Spiel in Folge gegen einen direkten Abstiegskonkurrenten keinen Zweifel, wird der FCI auch in Bremen festhalten. "Wir haben im Training an einigen Details gearbeitet. Aber unsere Art zu spielen wird natürlich gleich bleiben. Egal wie der Gegner heißt." Dabei überlassen die Ingolstädter dem Gegner gerne den Ball, stören dessen Spielaufbau spätestens auf Höhe der Mittellinie und wollen bei Ballgewinn mit schnellen Kontern gefährlich werden. Beim 1:0 in Darmstadt, wo der FCI nur 42 Prozent Ballbesitz hatte, und gegen Wolfsburg (1:1, 39) funktionierte das sehr ordentlich.

Von der Bedeutung des Spieles - schließlich treffen die Ingolstädter als 17. auf den Tabellen-16. - lässt sich Hadergjonaj nicht aus der Ruhe bringen. "Natürlich ist die Partie wichtig. Aber wir schauen nicht so viel auf die Tabelle, wir haben eh' noch 22 Endspiele", sagt er. Aktuell ist das rettende Ufer nur noch zwei Zähler entfernt.

Sollte er erneut eine Chance bekommen, wartet in Bremen mit Top-Talent Serge Gnabry vermutlich der nächste Nationalspieler auf Hadergjonaj. Um sich vorzubereiten, will sich der gebürtige Schweizer mit kosovarischen Wurzeln von Nebenmann und Kapitän Marvin Matip letzte Tipps holen. "Zu viel darfst du dich aber nicht auf den Gegner konzentrieren, sonst vergisst du dein eigenes Spiel", sagt der Schweizer U 21-Nationalspieler, der neben dem Klassenerhalt mit dem FCI noch ein weiteres Ziel hat. "Die Nationalmannschaft", sagte er selbstbewusst, "das ist der nächste Schritt für mich."