Ingolstadt
An ihm kommt keiner vorbei

Marvin Matip, Kapitän des FC Ingolstadt, ist der beste Zweikämpfer der 2. Bundesliga

23.04.2015 | Stand 02.12.2020, 21:23 Uhr

Immer mit vollem Einsatz: Kapitän Marvin Matip (rechts), hier beim Hinspiel gegen Union Berlins Torwart Mohamed Amsif, steht mit dem FC Ingolstadt vor dem Aufstieg in die Bundesliga. - Foto: Bösl

Ingolstadt (DK) Marvin Matip verzieht kaum eine Miene. Auch als er zum dritten Mal die Stufen des Audi-Sportparks erst hinauf- und dann sofort wieder hinunterlaufen muss, macht der Kapitän des FC Ingolstadt dies, ohne zu murren. Der Fernsehsender Sky ist mit drei jungen Damen erschienen, weil er Bilder und ein Interview für die Berichterstattung am Wochenende braucht.

 Nicht der einzige Grund, weshalb der Abwehrchef des Zweitliga-Tabellenführers gestern schon zwei Stunden vor Trainingsbeginn auf der Anlage seines Klubs erschienen ist. Der ORF, der Bayerische Rundfunk und die schreibende regionale Presse wollen schließlich auch noch etwas von ihm.

 
Erst am Tag zuvor hat er in einem kleinen Werbespot mitgespielt. "Nein, das nervt noch nicht", sagt Matip mit überzeugter Stimme, "die zunehmende Resonanz ist eher eine Art Anerkennung für das, was wir geleistet haben". Der FC Ingolstadt steigt schließlich gerade in die Bundesliga auf.
 
Der Anteil von Matip an diesem Erfolg, zu dem angesichts von acht Zählern Vorsprung auf Rang drei bei noch fünf ausstehenden Spielen vermutlich nur noch zwei Siege fehlen, besteht natürlich nicht nur im Absolvieren von Interviews. Erst in der Vorwoche hat der Innenverteidiger beim 3:2 gegen Düsseldorf mit seinem Siegtor in der Nachspielzeit Ingolstadt einen der schönsten Fußball-Momente seit langer Zeit beschert. In der Partie gegen die Rheinländer haben Statistiker für Energiebündel Matip überdies eine Zweikampfquote von 91 Prozent gemessen. Nicht zum ersten Mal der Bestwert für den einsatzfreudigen 29-Jährigen, der auch ligaweit in dieser Kategorie ganz vorne steht.
 
Jedes Lob dafür reicht Matip als vorbildlicher Mannschaftskapitän gleich weiter. „Ich glaube, ich war noch nie ein schwacher Zweikämpfer. Vielleicht treffe ich aufgrund meiner Erfahrung jetzt ab und an bessere Entscheidungen. Am wichtigsten ist aber, dass wir uns in der Viererkette seit Saisonbeginn prima verstehen und jeder Spieler noch selbstbewusster in die Zweikämpfe gehen kann.“
 
Überhaupt dieser Teamgeist: Verglichen mit seinem ersten Bundesligaaufstieg im Jahr 2008, als der erstligareife Kader des 1. FC Köln doch eher einer Zweckgemeinschaft glich, sei der bevorstehende Aufstieg mit der Ingolstädter Mannschaft für ihn „irgendwie überraschender“. Matip nennt ein Beispiel für das besondere Miteinander: „Wenn wir ins Kino gehen, sind 28 von 29 Spielern dabei – und der eine, der fehlt, sagt auch noch persönlich ab.“

Gründe für die Vorfreude auf die Bundesliga, wo Matip für Köln und Bochum schon 46-mal gespielt hat, gibt es aus seiner Sicht einige. „Die größeren Stadien, die noch besseren Gegner“, nennt der Verteidiger als Erstes. Ein weiterer ist das Wiedersehen mit seinem sechs Jahre jüngeren Bruder Joel, der bei Schalke 04 unter Vertrag steht. „Es wäre das erste Mal, dass wir gegeneinander spielen. Ich würde mich natürlich sehr freuen, wenn das klappt, und hoffe, dass wir dann mit Ingolstadt gewinnen.“

Auf dem Weg dorthin geht es vorher noch mal zu Union Berlin (Sonntag, 13.30 Uhr). Genau da hin, wo der FC 04 bei vier Anläufen noch nie gewinnen konnte und Matip in der Vorsaison die schwärzeste Stunde seiner Karriere erlebte. „Der Schlüsselbeinbruch war die schlimmste Verletzung meiner Karriere“, erinnert sich der gebürtige Bochumer. Rund zehn Wochen musste er pausieren. Jetzt hofft er natürlich auf einen komplett anderen Verlauf. „Wir werden alles daran setzen, unsere große Chance zu nutzen. Deshalb werden wir in Berlin wieder alles raushauen“, sagt er zum Abschluss. Dann ist auch dieses Interview vorbei, und Matip kann sich endlich wieder auf sein Kerngeschäft konzentrieren. Er geht zum Training.