Ingolstadt
"Natürlich schaue ich mich um"

Vertragsverhandlungen stocken: Alfredo Morales steht nach fünf Jahren beim FC Ingolstadt offenbar vor dem Abschied

26.04.2018 | Stand 23.09.2023, 3:02 Uhr

−Foto: Bösl

Ingolstadt (DK) Alfredo Morales gehört seit Jahren zu den Stammkräften beim FC Ingolstadt. 2013 kam der heute 27-Jährige zu den Schanzern, stieg 2015 mit dem Klub in die Bundesliga auf und blieb auch, als es im vergangenen Sommer wieder runter ging. "Wir fühlen uns als Familie sehr wohl in Ingolstadt", hat der ehemaliger Berliner Morales immer wieder betont. Nach nunmehr fünf Jahren und bisher 148 Spielen für den FCI könnte es nach dieser Saison aber zur Trennung kommen.

Nach einer guten Vorbereitung hatte die Saison für Morales eigentlich vielversprechend begonnen. Zunächst unter Trainer Maik Walpurgis, aber auch bei dessen Nachfolger Stefan Leitl war der technisch und läuferisch starke Mittelfeldspieler eine feste Größe. Mit vier Treffern zeigte er sich überdies torgefährlicher als in den Jahren zuvor - es schien eine ordentliche Saison zu werden.

Der Einbruch kam dann vor rund sechs Wochen. Seitdem muss Morales um seine Spielanteile kämpfen. Aus mehreren Gründen: Als erstes ist da die Systemumstellung. Seit Leitl sein Team im 4-2-3-1 mit nur noch zwei defensiven Mittelfeldspielern auflaufen lässt, sitzt Morales häufig auf der Bank. Nur noch einmal in den vergangenen sechs Partien schaffte er es in die Startelf, da war Konkurrent Christian Träsch allerdings gesperrt. Hinzu kam vor knapp drei Wochen ein unangenehmer Virus, durch den er zwischenzeitlich fast vier Kilo Gewicht einbüßte und länger mit dem Training aussetzen musste. Unabhängig davon halten sich hartnäckig Gerüchte, dass sein im Sommer auslaufender Vertrag nicht mehr verlängert wird.

Da passte es nur ins Bild, dass der ehemalige US-Nationalspieler zuletzt gegen Nürnberg nur auf der Bank saß und in Düsseldorf nicht mal im Kader stand. Nach den Gründen befragt, ließ Trainer Leitl Raum für Spekulationen. "Ich habe lange mit ,Alfi' gesprochen und bin mir sicher, dass er höchst motiviert zum Training erscheinen wird", erklärte der 40-Jährige in Düsseldorf. Die Aussage von Co-Trainer Andre Mijatovic, wonach Morales "zuletzt nicht so performt hat, wie in den Wochen zuvor", belegt ebenfalls, dass der Spieler aktuell nicht wie gewünscht bei der Sache ist.

Morales selbst zeigt sich einsichtig. "Meine Trainingsleistungen waren zuletzt nicht so gut", erklärte er gestern im Gespräch mit unserer Zeitung. Deshalb habe er auch Verständnis für die längere Unterredung mit dem Chefcoach. Ob seine Leistungsschwankungen daran liegen, dass er sich gedanklich bereits mit einem anderen Klub beschäftigt? "Da ist noch nichts entschieden. Im Moment weiß ich noch nicht, was ich machen möchte", sagte Morales.

Ein klares Bekenntnis zum FCI rutscht ihm aber auch nicht raus. Vielmehr entsteht der Eindruck, die Gespräche seien ins Stocken geraten. "Natürlich habe ich dem Verein signalisiert, dass ich mich umschaue und sehen will, was es für mich gibt. Das ist doch normal im Fußballgeschäft." Fraglich ist natürlich, wie lange der Verein seinem Zögern zusieht. Nach fünf Jahren bei den Schanzern ist eine Trennung jedenfalls nicht mehr ausgeschlossen.

Das anstehende Heimspiel gegen Holstein Kiel (Sonntag, 13.30 Uhr) soll von diesen Überlegungen natürlich so wenig wie möglich beeinflusst werden. "Jeder Spieler muss realisieren, dass die Saison noch nicht vorbei ist und wir noch den einen oder anderen Punkt brauchen", hält Leitl die Spannung vor dem Aufeinandertreffen mit dem Tabellendritten deshalb bewusst hoch. Für den sicheren Klassenerhalt dürften die Ingolstädter noch einen Sieg benötigen.

Nach zwei Spielen als Zuschauer ruft sich Morales noch einmal in Erinnerung: "Ich will spielen, das ist mein Anspruch!" Die Aufstellung der Schanzer am kommenden Sonntag wird zeigen, inwieweit beide Seiten noch aufeinander bauen können und wollen.
 

Lezcano fehlt

Stürmer Dario Lezcano wird dem FC Ingolstadt am Sonntag (13.30 Uhr) im vorletzten Heimspiel der Saison gegen Holstein Kiel nicht zur Verfügung stehen. Wie der Verein gestern bestätigte, ist der Paraguayer aus familiären Gründen in seine Heimat geflogen und wird erst in der kommenden Woche zurück erwartet. nor

Norbert Roth