''Es wird noch knüppelhart''

Nach dem 0:2 von Wolfsburg rechnet FCI-Torwart Özcan mit einem heißen Saisonfinale

15.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:12 Uhr
Antreiber des FCI: Torwart Ramazan Özcan. −Foto: Oliver Strisch

Ingolstadt (DK) Auf die Frage, ob er die Niederlage von Wolfsburg habe kommen sehen, wollte der Trainer des FC Ingolstadt, Ralph Hasenhüttl, eine klare Antwort vermeiden. „Jein“, sagte er stattdessen, weil ihm ein Ja wohl auch zu deutlich gewesen wäre. Dabei hatte er im Vorfeld des Auswärtsspieles beim Tabellenachten extra noch gesagt, dass „es für uns darum geht, nach einem Heimsieg wieder richtig scharf zu sein“. Eine Woche nach dem 2:1 gegen Augsburg schien sich mit der 0:2-Pleite beim VfL eine Vorahnung bestätigt zu haben.

Die Statistik zeigt, dass dieser Verlauf kein Einzelfall war. Und das weiß natürlich auch Hasenhüttl. Denn sein Team hat es nach den bisher sieben Saisonsiegen noch kein Mal geschafft, einen zweiten Erfolg nachzulegen. Sechsmal folgte eine Niederlage. Nur einmal, beim 0:0 in der Hinrunde gegen Wolfsburg, das auf den 1:0-Sieg in Augsburg folgte, gelang immerhin ein Punktgewinn.

FCI-Präsident Peter Jackwerth hatte am vergangenen Samstag zu große Selbstsicherheit ausgemacht. Kapitän Marvin Matip verwies auf die Underdog-Rolle des Aufsteigers. „Wir haben beim FC Ingolstadt nie gesagt, dass wir in der Bundesliga auf jeden Fall zweimal hintereinander gewinnen müssen. Mir ist auch egal, wann wir punkten. Hauptsache wir punkten.“ Er räumte aber auch ein: „Wir haben die Spannung und die Euphorie aus dem Augsburg-Spiel nicht mitnehmen können.“

Gründe für das Phänomen der ständigen Ergebniswechsel – der FC Ingolstadt hat auch noch nicht häufiger als zweimal hintereinander verloren – gibt es einige. Zum Beispiel der Spielplan: Wenn auf die Partie gegen Mainz die gegen Dortmund folgt, auf die Partie gegen Augsburg die gegen Wolfsburg, dann sind Siegesserien für einen Aufsteiger gewiss schwer. Aber es gab eben auch andere Kombinationen: Frankfurt/Stuttgart zum Beispiel oder Darmstadt/Hannover.

Eine zu große Erleichterung nach dem Erfolg, verbunden mit einem Spannungsabfall könnte eine weitere Erklärung sein. Matip widersprach dem in Wolfsburg jedoch und lieferte stattdessen einen anderen Ansatz: „Wir haben eine junge Mannschaft, die möglichst schnell den nächsten Schritt gehen und auswärts auch mal einen Großen besiegen will. Aber da müssen wir noch viel lernen.“ Mit Max Christiansen (19), Danny da Costa (22), Robert Bauer (20) und dem nach 22 Minuten eingewechselten Maurice Multhaup (19) standen in Wolfsburg tatsächlich einige Talente auf dem Feld. „Jugend forscht“, bemerkte Hasenhüttl dazu und hatte zum Beispiel bei Multhaup gesehen, dass „da noch ein bisschen was fehlt“.

Die Fehler machten in Wolfsburg allerdings die Etablierten. Am folgenschwersten war sicher der Fehlpass von Pascal Groß vor dem ersten Wolfsburger Tor durch Julian Draxler (29. Minute). „Ich habe sofort die Hand gehoben und ,Das war meiner’ zu den Jungs gesagt“, erzählte der Übeltäter. Hasenhüttl tat sich schwer, seinen insgesamt unglücklich agierenden Mittelfeldmann in Schutz zu nehmen. „In Wolfsburg haben wir nur eine Chance, wenn alle Topleistungen bringen. Das war nicht der Fall.“ Ramazan Özcan wurde etwas deutlicher. „Es war sinnbildlich für unser Spiel in der ersten Halbzeit, dass wir durch einen individuellen Fehler in Rückstand geraten“, sagte er. Der Torhüter, der in der Halbzeit in der Kabine das Wort ergriff, hatte mehrfach Schlimmes befürchtet. „Die Wolfsburger hatten zu viele Räume. Wenn Jungs wie Draxler oder Kruse den Ball annehmen, sich drehen und auf unsere Viererkette zulaufen können, kannst du darauf warten, dass etwas passiert.“ Beim 0:2 durch Robin Knoche (39.) kamen dann Roger, Benjamin Hübner und Bauer jeweils einen Schritt zu spät. Kleine Fehler, die ein Team wie Wolfsburg natürlich gerne annimmt.

„Wolfsburg war leider noch eine Nummer zu groß für uns, aber wir werden unsere Punkte in anderen Spielen holen“, versuchte Hasenhüttl den Blick schnell nach vorne zu richten. Am Samstag (15.30 Uhr) gegen Werder Bremen werden die Ingolstädter für einen Erfolg ohne Zweifel wieder konsequenter und konzentrierter zu Werke gehen müssen. Mut machen die bereits erspielten 26 Punkte und der sehr ordentliche Saisonverlauf. „Aber es wird noch knüppelhart“, prophezeit Özcan. Er weiß, warum es sich lohnt, weiter hart für den Klassenerhalt zu arbeiten: „Wir wollen alle in der nächsten Saison wieder in diesen Stadien spielen.“