Ingolstadt
Es könnten sechs Zähler mehr sein

Der FCI fühlte sich beim 2:2 in Dresden erneut vom Schiedsrichter benachteiligt - nicht ganz zu Unrecht

16.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:21 Uhr
Schockmoment: Schiedsrichter Sven Jablonski (Zweiter von rechts) entscheidet in Dresden auf Elfmeter gegen den FC Ingolstadt. Niklas Kreuzer (links), der den Strafstoß mit einer "Schwalbe" herausgeholt hatte, beglückwünscht den Unparteiischen. −Foto: Imago

Ingolstadt (DK) Der Ärger über die falsche Elfmeterentscheidung bestimmte die Analysen nach dem 2:2 des FC Ingolstadt bei Dynamo Dresden.

Zum wiederholten Mal fühlten sich die Schanzer benachteiligt. Blickt man auf die bisherige Saison, könnte der FCI bei günstigerem Verlauf tatsächlich einige Zähler mehr auf dem Konto haben.

Das Gefühl, von den Unparteiischen nicht unbedingt bevorzugt zu werden, tragen die Ingolstädter schon länger mit sich herum. Ein gefährlicher Ansatz. Schließlich gilt Schiedsrichter-Schelte in Fußballerkreisen nicht gerade als besonders gelungene Entschuldigung. Vor allem, weil sie den Verdacht nahelegt, dass man von anderen Unzulänglichkeiten ablenken will. Erst recht, wenn die Ergebnisse hinter den Erwartungen bleiben.

Wohl auch deshalb beeilte sich FCI-Trainer Stefan Leitl schon in Dresden um die korrekte Einordnung der Ereignisse. "Sicher, die Sache mit den Schiedsrichterentscheidungen zieht sich schon recht hartnäckig durch die Saison. Sie darf aber natürlich keine Entschuldigung sein", erklärte der 40-Jährige.

Wie berichtet, hatte die Partie in Dresden, in der die Ingolstädter nach einer 2:0-Führung schon wie der Sieger aussahen, durch die "Schwalbe" von Niklas Kreuzer und den von Peniel Mlapa verwandelten Elfmeter eine nicht für möglich gehaltene Wendung erfahren.

Bemerkenswert indes, wie stark sich die Leitl-Elf, die auch nach dieser Fehlentscheidung immer noch mit 2:1 führte, von den Abläufen aus dem Konzept bringen ließ. So stark, dass den Dresdnern am Ende auch noch der 2:2-Ausgleich gelang.

"Es war ja nicht das erste Mal", versucht Marvin Matip, den Frust auf dem Feld zu erklären. "Natürlich haben wir uns danach auch erst mal alle schütteln müssen. Dass so eine Entscheidung wehtut, ist doch menschlich."

Dabei ließ der Kapitän durchblicken, dass er und seine Kollegen schon das gesamte Spiel über das Gefühl hatten, im Nachteil zu sein. "Wenn man gesehen hat, wie oft die sogenannten 50:50-Entscheidungen gegen uns ausgingen, wie oft der Schiedsrichter abgepfiffen hat, wenn ein Gegner am Boden lag, bei uns aber weiterspielen ließ - da bleibt schon ein fader Beigeschmack."

So ganz wollte der 32-Jährige dann auch nicht ausschließen, dass der Ruf der FCI-Akteure zu diesen Abläufen beiträgt. "Irgendjemand muss den Schiedsrichtern mal gesagt haben, dass sich die Ingolstädter nur fallen lassen. Das haben die Unparteiischen offenbar im Hinterkopf. Wir haben sicher auch schlechte Spiele gemacht, die Schiedsrichter haben aber auch nicht immer die glücklichste Figur gemacht."

Dennoch ist Matip zuversichtlich, dass die Mannschaft die Ereignisse von Dresden schnell aus dem Köpfen bekommt: "Wir werden uns auch dagegen wehren. Wenn wir das nächste Mal 2:0 führen, geben wir das nicht mehr aus der Hand."

Bemerkenswert ruhig reagierte unterdessen Harald Gärtner. Der Sport-Geschäftsführer des FCI, in der Regel nicht dafür bekannt, dass er einer Schiedsrichter-Diskussion aus dem Weg geht, sprach betont sachlich von einer "erneuten Situation, die wir nicht im Griff haben können, von der wir aber verunsichert werden". Die Option, dass die Mannschaft in Zukunft nach strittigen Entscheidungen erneut aus dem Tritt kommt, ist wohl auch die größte Hypothek aus dem Dresden-Spiel.

Wir haben einige Szenen, in denen die Ingolstädter durch Schiedsrichterentscheidungen Punkte eingebüßt haben, zusammengetragen. Auch wenn dies nur ein theoretischer und sicherlich auch sehr einseitiger Ansatz ist: Wäre tatsächlich in allen Situationen zugunsten der Schanzer gepfiffen worden, hätten sie sechs Zähler mehr auf dem Konto.

 

1. Spieltag: FCI - Union Berlin (Endstand: 0:1): Stürmer Dario Lezcano wird in der vierten Minute der Nachspielzeit von Felix Kroos im Strafraum attackiert, der Elfmeterpfiff bleibt jedoch aus. Mit einem verwandelten Strafstoß hätte der FCI einen Zähler holen können.

 

5. Spieltag: FCI - Erzgebirge Aue (1:2): Nach einem Konter erzielt Stefan Lex in der 32. Minute das 1:0, wird aber irrtümlich wegen Abseits zurückgepfiffen. Auch hier wäre ein Punktgewinn drin gewesen.

 

7. Spieltag: FCI - MSV Duisburg (2:2): Lezcano wird beim Stand von 0:1 im Strafraum von Gegenspieler Nico Klotz gehalten und so am Torschuss gehindert. Einen erfolgreich verwandelten Elfmeter vorausgesetzt, hätte der FCI hier zwei Zähler mehr ergattern können.

 

10. Spieltag: Dynamo Dresden - FCI (2:2): Beim Stand von 2:0 bringen eine Schwalbe und der anschließende Elfmeter die Gastgeber zurück ins Spiel. Möglich, dass die Schanzer ohne diese Szene die Partie gewonnen und damit zwei Zähler mehr geholt hätten.

FC INGOLSTADT IN KÜRZE

Ausfall: Der 1. FC Heidenheim muss beim Spiel in Ingolstadt am Freitag auf Verteidiger Mathias Wittek verzichten. Der 28-Jährige wurde nach seiner Roten Karte gegen Kiel für eine Partie gesperrt. Wittek, von 2009 bis 2011 beim FCI unter Vertrag, absolvierte bislang neun Saisonspiele für den FCH.

 

Cheftrainer: Argirios Giannikis, in der Vorsaison unter Chefcoach Markus Kauczinski Co-Trainer beim FCI, ist neuer Trainer des Regionalligisten RW Essen. | DK