Alcantarilha
Mit Verlängerung und Elfmeterschießen

FCI-Chefcoach Leitl gestaltet das Training abwechslungsreich - Die Profis sind mit Ehrgeiz dabei

07.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:59 Uhr
Neue Trainingsformen und viel Neues: Das Trainerteam setzt stets Themenschwerpunkte und fordert die Profis bei den täglichen Einheiten im Trainingslager. −Foto: SYSTEM

Alcantarilha (DK) Es ist Stefan Leitls erstes Trainingslager als Chefcoach des FC Ingolstadt. Und man sieht, dass sich der 40-Jährige etwas vorgenommen hat. Er arbeitet mit seinen fünf Kollegen oft in kleinen Gruppen, hält seine Spieler stets in Bewegung und spricht viel mit ihnen. Ein Trainingstag im Überblick.

Vielleicht ist's ein Geschenk für Sonny Kittel und Marcel Hagmann, die am Samstag beziehungsweise Sonntag Geburtstag feierten - jedenfalls kehrt die Sonne an die Algarve zurück und sorgt nach den trüben Tagen für leuchtende Farben. Nur der Wind bleibt kalt und hält die Temperaturen niedrig, aber das kann den schwitzenden FCI-Profis nur recht sein.

Bereits um 9 Uhr beginnt für sie am Sonntag der Trainingstag. Das Thermometer zeigt sieben Grad, während sich die Schanzer im Kraftraum für die Einheit warm machen. Nach einer halben Stunde geht es raus auf den Platz. Zu Beginn haben auch hier noch die Fitnesstrainer Jörg Mikoleit und Jan-Philipp Hestermann das Kommando. Stets mit Ball geht es weiter, entweder mit einem Aufwärmspiel fünf gegen zwei im Kreis oder einem Stangenparcours, in dem die Spieler den Ball am Fuß führen und passen müssen.

Danach holen Leitl und sein Assistent Andre Mijatovic die Spieler zusammen, erklären die nächsten Übungen und definieren die Ziele. Und die haben es in sich. Dribbling, Zweikämpfe, Torabschluss und Abwehrverhalten werden am Vormittag geschult. Die Spieler werden in Gruppen aufgeteilt und üben nach genau definiertem Ablauf zweimal 20 Minuten. Erst ist Tempodribbling angesagt mit zwei gegen zwei und Torabschluss, danach wechseln die Spieler zum Fitnessparcours und absolvieren Sprints, Richtungswechsel, Ballannahme und erneut Torabschluss. Leitl steht mit der Stoppuhr mittendrin, spielt Bälle zu und gibt Anweisungen. "Bleib drauf, gut so, Junge", spornt der frühere Offensivallrounder die Angreifer an. Auch Mijatovic, der einstige Abwehrspieler, gibt lautstarke Kommandos an die Defensivleute: "Lass ihn nicht mehr drehen", schreit er.

Kurze Trinkpause, neues Spiel. Nun schnappt sich Leitl die Offensivkräfte und übt den schnellen Spielaufbau über außen und den Torabschluss durch die im Zentrum lauernden Dario Lezcano, Stefan Kutschke, Moritz Hartmann und Nachwuchsmann Fatih Kaya. "Legt mal die Kugel in die Box, dass wir Abschlüsse bekommen", fordert Leitl, dem die Abläufe nicht präzise genug sind. "Wir brauchen ein besseres Timing und ich will eine saubere Kontrolle", schreit der Chefcoach und wird dann noch lauter: "Ich will, dass ihr den Ball querlegt." Danach wird's besser. "Jawoll Männer, gut so", lobt er. Derweil nutzt Mijatovic die andere Hälfte des Platzes, um mit jeweils sieben Defensivspielern lange Flach- und Diagonalpässe zu üben und simuliert den Spielaufbau.

Es ist 11 Uhr und immer noch nicht Schluss. Jetzt geht's noch ums Dribbling, und das jüngste Talent im Kader, der 17-jährige Patrick Sussek, erhält den nächsten Tipp. "Wenn du den Ball immer mit dem linken Fuß nimmst, geht das nicht", erklärt Leitl und macht es vor. Danach klappt's auch beim Ingolstädter Nachwuchsspieler. "Du musst lernen, lernen, lernen", sagt Mijatovic hinterher und nimmt sich den Youngster nochmals zur Brust. Als dreifache Familienväter wissen sowohl Leitl als auch Mijatovic mit den Heranwachsenden umzugehen. Dann ist Mittagspause, doch wer mag, kann mit Individualtrainer Hagmann immer noch Extraübungen machen. Doch dieses Mal sind alle ausgepowert und freuen sich nach dem Essen auf etwas Ruhe.

Um 15 Uhr geht es weiter. Wieder aufwärmen, danach folgen Spielformen. Es geht um schnellen Spielaufbau, Kurzpässe und Gegenpressing. Allmählich greifen die einzelnen Übungen ineinander und fügen sich immer mehr zu einem Gesamtbild. Um 17 Uhr ist auch die zweite Einheit geschafft, und die Spieler sind es auch.

Am Tag zuvor mussten sich zwei Teams Standardvarianten überlegen. Die Gegenpartei sollte verteidigen und schnell umschalten. "Da war Feuer drin, so macht Training Spaß", sagte Christian Träsch, der am Ende zum Siegerteam gehörte. Denn stets geht es um Tore oder Punkte, auch im Training. "Bei der U21 haben wir solche Aufgabenstellungen schon häufiger gemacht, bei den Profis war es das erste Mal. Die Jungs sollen mitarbeiten und sich Gedanken machen", erklärte Leitl seinen Ansatz und meinte zum enormen Ehrgeiz seiner Spieler, die selbst Verlängerung und Elfmeterschießen forderten. "Wir wollen im Training Wettkampfcharakter. Ich bin sehr zufrieden. Die Jungs waren voll bei der Sache."

Nach zwei weiteren Einheiten heute und regenerativem Training am Dienstag stehen am Mittwoch die beiden Testspiele im 150 Kilometer entfernten Huelva gegen den belgischen Erstligisten KV Mechelen und den Drittligisten VfL Osnabrück auf dem Programm. Dann ist der einwöchige Portugal-Trip der Schanzer auch schon wieder vorüber.

FCI IN KÜRZE

Jubilare: Gut, dass die Schanzer so viel trainieren. Ansonsten wäre es um die schlanke Linie der Profis wohl schlecht bestellt. Mit Physiotherapeut Christian Haser (45), Individualtrainer Marcel Hagmann (35) und FCI-Topscorer Sonny Kittel (25) feiern gleich drei Akteure in Portugal ihren halbrunden Geburtstag - schön verteilt mit je zehn Jahren Abstand. Klar, dass es da vom Hotel stets eine schöne Torte gibt und das Team ein Ständchen singt. Abtrainiert ist ja das kleine Stück schnell wieder.

Pechvogel: Paulo Otávio ist der Unglücksrabe im Schanzer Team. Erst reiste er mit einem grippalen Infekt erkrankt an, nun hat er eine schwere Mandelentzündung, bekommt Antibiotika und kann bisher nicht am Trainingsprogramm teilnehmen.