Darmstadt
Darmstadts Hoffnung heißt Stroh-Engel

Der Torjäger schoss den Aufsteiger mit 27 Treffern in die 2. Bundesliga – Und er trifft weiter

08.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:22 Uhr

Darmstadt (DK) Sie sind die Kirchenmaus im Unterhaus: Mit einem Etat von 4,5 Millionen Euro fürs spielende Personal hat der SV Darmstadt 98 in dieser Zweitliga-Saison weniger Geld zur Verfügung als jeder seiner Konkurrenten. Für die „Lilien“ ist es dennoch ungewohnter Reichtum – 21 Jahre lang pendelten sie bei viel bescheideneren Budgets zwischen Dritt- und Viertklassigkeit, ehe sie im Mai den völlig überraschenden Aufstieg via denkwürdiger Relegation gegen Bielefeld (1:3/4:2) schafften.

Schon in der Vorsaison widerlegten sie die „Geld schießt Tore“-Theorie – und streben am Sonntag (13.30 Uhr) die ersten Auswärtszähler beim FC Ingolstadt an. Mit dem verdienten 1:0 über den SV Sandhausen demonstrierte die Mannschaft von Ex-Nationalspieler Dirk Schuster vergangenen Sonntag: Schneller als im weiter recht improvisierten infrastrukturellen Bereich mit marodem Stadion (der Neubau ist allerdings beschlossen und beginnt an jetziger Stelle Mitte 2015), schlechten Trainingsbedingungen und schmal besetzter Geschäftsstelle sind die Südhessen sportlich in der 2. Bundesliga angekommen. Auf die kompakte Defensive und auf Torjäger Dominik Stroh-Engel war zum Auftakt auch eine Etage höher Verlass.

Stürmer Stroh-Engel, der gerade seinen Vertrag bis 2017 verlängerte, ist Darmstadts momentan heißeste Ware. Mit 27 Treffern traf er in der vergangenen Saison so oft wie kein anderer zuvor in der Geschichte der 3. Liga. „In dieser Saison möchte ich an die zehn Tore herankommen. Das Wichtigste ist aber, dass wir am Ende drei Mannschaften hinter uns lassen“, gibt sich der 28-Jährige bescheiden.

Für große Sprüche und überzogene Ziele sind sie beim SV Darmstadt nicht mehr zu haben. Nach der knapp vermiedenen Insolvenz führten die Präsidenten Hans Kessler und Rüdiger Fritsch sowie auf der Trainerbank der damalige Nobody Kosta Runjaic (inzwischen 1. FC Kaiserslautern) und Schuster den Verein zurück auf die große Fußball-Bühne.

Besonders mit Keeper Christian Mathenia (zuvor Mainz II), Innenverteidiger Romain Brégerie, Mittelfeldmann Tobias Kempe (beide Dresden), Flügelflitzer Maurice Exslager (Köln) und Sturmhüne Ronny König (Aue) haben die 98er ihren aus der Vorsaison weitgehend gehaltenen Kader zumindest verbreitert. Den Nachweis einer klarer Verstärkung brachte in der Vorbereitung zwar noch keiner der Zugänge. Allerdings verstand es Schuster in den bisher 19 Monaten seines Engagements in Darmstadt, auch Durchschnittsspieler zu Leistungsträgern zu entwickeln.

Am Sonntag hat der Coach, der sein Team auch gegen Ingolstadt als „Underdog“ sieht, personell die Qual der Wahl – alle Spieler sind fit. Wahrscheinlich laufen die 98er im 4-4-1-1-System mit Stroh-Engel ganz vorn und dahinter dem auch bei Standards starken Kempe auf. Und auf die Abwehr war in diesem Jahr fast immer Verlass – erst einmal kassierte sie mehr als einen Gegentreffer.