Ingolstadt
FC Ingolstadt ist für liberale 50+1-Regel

Geschäftsführer Franz Spitzauer: Man sollte die Entscheidung den Vereinen überlassen

14.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:49 Uhr
FCI-Geschäftsführer Franz Spitzauer. −Foto: Bösl

Ingolstadt (DK) In der Debatte um die Reform oder Abschaffung der 50+1-Regel im deutschen Profifußball nimmt der FC Ingolstadt eine liberale Haltung ein.

"Man sollte die Entscheidung jedem Verein selbst überlassen, ob und inwieweit er Investoren bei sich zulässt", sagt FCI-Finanz-Geschäftsführer Franz Spitzauer und meint: "Deshalb halte ich wenig von der Regel und denke auch, dass sie fallen wird."

Um die Regel und damit auch die Satzung z ändern, ist eine Zwei-Drittel-Mehrheit unter den 36 Klubs der 1. und 2. Bundesliga nötig. Derzeit ist in Deutschland, im Übrigen als einzigem Fußballland, vorgeschrieben, dass der Verein mindestens die Hälfte plus einen Stimmenanteil an einer ausgegliederten Profiabteilung halten muss. Beim FCI sind derzeit 19,9 Prozent der Fußball GmbH in Händen der Audi Sport GmbH.

Seine Haltung begründet Spitzauer mit dem Blick auf einen faireren Wettbewerb. Dabei geht es ihm nicht um den internationalen Spitzenfußball, sondern um die Situation in den Bundesligen. "Man muss jedem die Chance geben, sich entwickeln zu können. Wenn sich aber Vereine mit Bürgen im Hintergrund hoch verschulden und damit Spieler verpflichten, ist das auch eine Art Wettbewerbsverzerrung. Damit wird die 50+1-Regel meiner Meinung nach bereits umgangen. Seriös wirtschaftende Klubs werden durch die Regel aber eingeschränkt, sich Investoren ins Boot zu holen, um dieses Defizit ausgleichen zu können", kritisiert Spitzauer die bestehende Regelung.

Beim FCI ist im Übrigen - einst von Vertretern der Fanszene initiiert - bereits in der Satzung verankert, dass zwei Drittel der Mitglieder zustimmen müssen, wenn weitere der 80,1 Prozent Anteile des Vereins an einen Investor veräußert werden sollen. Also auch, wenn es sich nur um einen Anteil handeln sollte.

Einem weiteren Partner stünde Spitzauer daher aufgeschlossen gegenüber. "Ich glaube, die meisten von uns wären froh, wenn sich noch ein Gesellschafter wie Audi finden würde. Wir sollten dann alles versuchen, um die Gremien und Mitglieder von diesem Schritt zu überzeugen", sagt der Finanzexperte der Schanzer, der bei bisherigen Anfragen und Gesprächen in dieser Richtung registriert hat, dass der Verein durchaus im Fokus steht. "Wir sind ein interessanter Partner, weil wir eine rasante, kontinuierliche und positive Entwicklung vorweisen können, stabil und seriös wirtschaften und keine Unruhe im Verein haben. Wir haben ein interessantes Sponsorenumfeld und liegen auch strategisch sehr günstig für mögliche Investoren. Deswegen werden wir schon beobachtet", sagt Spitzauer.

Der 53-Jährige betrachtet den FCI aber nicht als Unternehmen, sondern als kompliziertes Gebilde, das sich in einem knallharten Wettbewerb behaupten und sowohl die Interessen von Fans als auch Sponsoren bedienen muss. "Und es hängen Arbeitsplätze an unserem Verein", sagt Spitzauer, da die Fußball-GmbH mittlerweile 137 Festangestellte beschäftigt, 31 davon in der Geschäftsstelle. Zudem betont er die gesellschaftliche Verantwortung des Vereins, der über seine soziale Initiative "SchanzenGeber" zahlreiche Projekte in der Stadt und Region anstößt. Gerade deshalb stößt es Spitzauer sauer auf, wenn er immer wieder vergeblich um Unterstützung kämpft. "In Regensburg oder Aue werden die Stadien von den Kommunen finanziert, und wir erhalten nicht einmal für unser Jugendhaus eine Förderung. Daran sieht man, dass wir in Ingolstadt in manchen gesellschaftlichen Bereichen noch ankommen müssen", meint Spitzauer.

IN KÜRZE

Der FCI leidet weiter unter dem derzeit im Team grassierenden Magen-Darm-Virus. Nun hat es Kapitän Marvin Matip erwischt, der in dieser Woche noch nicht trainiert hat, heute jedoch wieder einsteigen soll. Der Einsatz des Abwehrchefs am Samstag (13 Uhr) gegen St. Pauli ist bisher aber nicht gefährdet. | gst