1:1 im Derby: FC04 verschenkt Sieg

Viele Torchancen ungenutzt

20.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:13 Uhr

Ingolstadt/München (dk) Trotz drückender Überlegenheit und etlicher Torchancen hat es der FC Ingolstadt verpasst, drei Punkte aus der Allianz-Arena zu entführen. Der TSV 1860 München und die Schanzer trennten sich 1:1 (1:1). Groß brachte die Gäste nach 16 Minuten in Führung, Löwen-Torjäger Okotie glich vier Minuten später aus.

Das bayerische Derby in der Allianz-Arena, eine Stunde nach dem Auftakt des 181. Oktoberfests ein paar Kilometer entfernt: Es ist angerichtet für das Duell zwischen 1860 München und dem FC Ingolstadt, seines Zeichens Tabellenführer in der 2. Bundesliga. Das Motto der Schanzer: Never change a winning team - sprich: zum vierten Mal in Folge vertraut Trainer Ralph Hasenhüttl der Startformation Özcan - da Costa, Matip, Hübner, Danilo - Roger, Groß, Morales - Lex, Hinterseer und Leckie. Sportdirektor Thomas Linke erwartet "ein Spiel auf Augenhöhe". 
 
Unmittelbar nach dem Anstoß haben die Schanzer die erste Chance. Stefan Lex sprintet einem weiten Pass hinterher. Der Ingolstädter Offensivmann erwischt das Leder zwar noch, doch der Winkel war dann doch zu spitz. Die Schanzer treten in den ersten Minuten mit dem Selbstbewusstsein des Spitzenreiters auf. Die Sechzger bislang nur wegen ihres Outfits auffällig. Zum Wiesn-Auftakt sind die Trikots blau-weiß-kariert und die Hosen Krachledernen nachempfunden. Das kann man originell nennen. 

 
Lukas Hinterseer hat nach Unsicherheiten in der Löwen-Abwehr die nächste Chance, die Münchner klären zur Ecke (10.). Gut 20.000 Zuschauer (darunter 1500 Schanzer Fans) in der Allianz-Arena, wo es kurz vor dem Anstoß zu regnen aufgehört hat, sehen einen munteren Auftakt. Erneut Hinterseer hat eine sehr gute Möglichkeit, verpasst aber die präzise Hereingabe von rechts knapp (12.). Wenige Sekunden später ist es Lex, der in guter Position vorm Tor der Sechzger auftaucht (13.).  Erst nach einer knappen Viertelstunde kommt der Gastgeber erstmals vors Tor des FC04, aber Özcan hat die Kugel (14.). 

Groß trifft nach 16 Minuten, die Löwen gleichen aus

 
Und da scheppert's, ein toll herausgespielter Treffer. Groß köpft nach 16 Minuten eine genau getimte Hereingabe von Morales zum 1:0 für den FC04 ein, das zweite Saisontor des Spielmachers.  Diese Führung ist hochverdient, die Schanzer sind die tonangebende Mannschaft in dem Derby. 
 
Aber nur vier Minuten später treffen auch die Löwen. Valdet Rama, der Ex-Schanzer, ist auf dem linken Flügel mit Ball schneller als da Costa ohne und flankt nach innen. Rubin Okotie hält den linken Fuß hin und macht mit seinem bereits fünften Saisontreffer das 1:1 (20.). Da hat die Abwehr des FC04 nicht gut ausgesehen - erst da Costa, dann Hübner, der viel zu weit von Okotie weg stand.
 
Ein wacher Moment reicht dem Gastgeber zum Gleichstand nach einer halben Stunde. Weiterhin ist Ingolstadt das bessere Team, hat aber jetzt nicht mehr die zwingenden Chancen. Groß spielt Hinterseer am Fünfer den Ball zu, doch 1860 steht gut in der Defensive - Hinterseer fällt hin und hätte gern einen Elfmeter, es gibt aber stattdessen Freistoß für die Löwen, weil der Österreicher den Ball mit der Hand berührt (37.). Dann kontern die Schanzer und Stark begeht ein taktisches Foul an Morales, sieht Gelb - und greift dann auch noch Groß an den Nacken, nachdem der sich lautstark bei ihm beschwert (39.). Schiedsrichter Sven Jablonski (Bremen) ermahnt den heißblütigen Löwen. Dunkelgelb quasi. 
 
1860 München tritt im eigenen Stadion im Stil einer Auswärtsmannschaft auf. Die Giesinger lassen Ingolstadt das Spiel machen und konzentrieren sich aufs Kontern. Ist das die Marschroute ihres Trainers? Aus der Sicht des Gastgebers ist das Unentschieden nach dem ersten Durchgang eher schmeichelhaft. 
 

FC04 auch im zweiten Durchgang das aktivere Team

 
Die zweite Hälfte läuft, beide Teams stehen unverändert auf dem Rasen. Die erste Chance hat Leckie, aber eine Hereingabe von rechts tropft ihm von der Brust zu weit nach vorn ab und Ortega kann den Ball aufnehmen (50.). Dann zieht Hinterseer mit rechts kurz vorm Sechzehner ab, sein Schuss geht einen halben Meter über die Querlatte (54.).  Auch in Durchgang zwei sind die Spieler mit den roten Trikots die aktiveren. Zwei Minuten später fällt Danilo acht Meter vor dem Gästetor eine hohe, abgefälschte Hereingabe direkt vor die Füße, doch seine Volleyabnahme geht weiter übers Tor der Löwen (56.). 
 
Moniz wechselt aus, bringt mit Rodri einen Stürmer für Bedia, einen Mittelfeldspieler - erhöht also den Druck. Wie im ersten Durchgang: 1860 viel zu passiv, als wär's ein Auswärtsspiel. Vorne Torjäger Okotie und sonst nichts. Ist der Respekt vor den Gästen aus Ingolstadt so groß? Dann wechselt auch Hasenhüttl aus. Für Lex, der unter der Woche mit dem Training aussetzen musste und heute unauffällig spielte, kommt Moritz Hartmann, der Toptorjäger des FC04 in der vergangenen Saison. Der Ex-Kölner brennt sicherlich brennen auf seinen Einsatz (63.). Zahlreiche kleine Fouls in diesem Spiel. Keine gröberen Fouls, aber Nickligkeiten, die den Spielfluss unterbrechen. Souverän tritt der Unparteiische Jablonski hier nicht auf.
 

Manko: die mangelhafte Chancenverwertung

 
Der FC04 macht das richtig gut heute. Einziges Manko ist die mangelhafte Chancenverwertung, sonst wären die Chancer mit ein bis zwei Toren Abstand vorn. Eigentlich ist ein Remis bei den Löwen ein gutes Resultat - legt man den Spielverlauf zugrunde, sollte es für die Gäste heute aber mehr sein. 
 
Wieder eine gute Chance für den FC04: Groß und da Costa spielen sich im Doppelpass in den Strafraum der Löwen, da Costa passt von der Grundlinie zurück und Hartmann zieht ab, trifft aber Hinterseer (75.). Der wäre sicher gefährlich aufs Sechzger-Tor gekommen! Schiri Jablonski steht einen Meter daneben, als Danilo kurz vorm Strafraum abgeräumt wird - und lässt weiterlaufen (78.). Jetzt ist es definitiv eine mäßig Darbietung des Unparteiischen. Zehn Minuten vor Schluss bringt Hasenhüttl Tomas Pekhart, den Neuzugang vom 1. FC Nürnberg, für den fleißigen, aber insgesamt glücklosen Lukas Hinterseer. Es ist das Debüt des 19-fachen tschechischen Nationalspielers in einem Pflichtspiel der Schanzer.
 
Dann zirkelt Pascal Groß vom linken Strafraumeck einen Freistoß aufs lange Toreck, 1860-Schlussmann Ortega kann ihn gerade noch mit den Fingerspitzen über den Querbalken lenken (82.). Eckenverhältnis übrigens 6:1 für Ingolstadt - das sagt einiges aus. Dann stehen sich zwei Schanzer nach einer Flanke von Groß im Weg - wäre Hübner mit dem Kopf an den Ball gekommen, hätte es geklingelt, jede Wette (83.).  Nach wie vor machen die Gäste Druck, 1860 igelt sich hinten ein. Schanzer, belohnt euch - macht das Ding! Noch vier Minuten.
 
Dann ist Morales allein vor dem Gästekeeper, trifft den Ball aber nicht, als Ortega hochspringt - und dann schnappt der sich dankbar den Ball (87.). Schindler muss verletzungsbedingt ausgewechselt werden, es gibt drei Minuten drauf. Am Ergebnis ändert sich nichts mehr. Fazit: Ein sehr schmeichelhafter Punktgewinn für 1860 München, das seine einzige Torchance genutzt hat. Der FC Ingolstadt hat es verpasst, aus seinen zahlreichen Möglichkeiten mehr zu machen, hat einen Sieg, der absolut verdient gewesen wäre, verschenkt. 

FC Ingolstadt jetzt auf Platz zwei hinter Bochum

 
Weil der VfL Bochum sein Spiel beim FSV Frankfurt überraschend hoch mit 5:1 gewonnen hat (Lautern unterlag in Fürth mit 1:2), müssen die Schanzer den Platz an der Spitze an den Neururer-Klub abgeben; der VfL hat das knapp bessere Torverhältnis (aktuelle Tabelle). Das nächste Spiel steht bereits am kommenden Dienstag an. Dann erwartet der FC Ingolstadt im heimischen Audi-Sportpark Schlusslicht Erzgebirge Aue, das seit Kurzem von Tommy Stipic, Ex-Trainer der U23 des FC04, trainiert wird. Anstoß ist um 17.30 Uhr.
 
1860 München

Ortega - Angha, Kagelmacher, Schindler (90. Bülow), Wojtkowiak - Stark, Sanchez, Bedia (60. Rodri) - Leonardo, Rama (77. Wood) - Okotie
 
FC Ingolstadt
 
Özcan - da Costa, Matip, Hübner, Danilo (92. Engel) - Roger, Groß, Morales - Lex (63. Hartmann), Leckie, Hinterseer (80. Pekhart)
 
Tore
 
0:1, 16., Groß
1:1, 20., Okotie
 
Schiedsrichter: Sven Jablonski (Bremen); Gelbe Karten: Stark, Angha - Pekhart; Zuschauer: 22.000