Aue
"Wir werden uns an jeden Strohhalm klammern"

Tommy Stipic, ehemaliger U 23-Trainer des FC 04, kehrt mit Schlusslicht Aue nach Ingolstadt zurück

22.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:12 Uhr

Aue (DK) Noch vor knapp zwei Wochen war Tommy Stipic beim FC Ingolstadt unter Vertrag. In seinem dritten Jahr als Trainer bei den Schanzern belegte er mit der U 23 nach neun Spielen den dritten Tabellenplatz in der Regionalliga Bayern, als die Anfrage von Fußball-Zweitligist Erzgebirge Aue kam.

Der vierfache Vater überlegte nicht lange und übernahm sofort die bis dahin sieglosen Sachsen. Nach einer Niederlage (0:2 beim SV Darmstadt) und einem Sieg (3:0 gegen den FC St. Pauli) trifft Stipic heute Abend mit Aue auf seinen Ex-Verein. Vor der Rückkehr an die alte Wirkungsstätte haben wir uns mit dem 35-Jährigen unterhalten.

Herr Stipic, gegen St. Pauli haben Sie den ersten Sieg eingefahren. War das der Startschuss zur Aufholjagd?

Tommy Stipic: Das Spiel kann wichtig werden, klar. Wenn man diese rund 10 000 Leute im Stadion sieht, ein Großteil davon mit freiem Oberkörper – die Freude war schon riesig. Auf der sportlichen Seite haben wir aber gar keine Zeit das Spiel groß zu analysieren. Wir genießen ein Stück weit die Euphorie, für uns bleibt bis Weihnachten aber jedes Spiel ein Endspiel.

Was waren Ihre ersten Maßnahmen in Aue, um die Wende einzuleiten?

Stipic: Ich bin keiner, der zurückschaut. Alles, was vor meiner Zeit hier passiert ist, werde ich nicht kommentieren. Für mich war wichtig, so schnell wie möglich die aktuelle Situation zu erfassen. Dazu gehört nicht nur die Mannschaft, sondern auch das Umfeld, der Hausmeister, der Greenkeeper und all die anderen. Ich habe fast genauso viel mit den Leuten drum herum gesprochen, wie mit der Mannschaft.

Der Spielplan will es so, dass Sie schon in Ihrem dritten Spiel auf den FC Ingolstadt treffen. Sind Sie froh, dass dieses Spiel so schnell kommt?

Stipic: Sicher, für mich ist es ein besonderes Spiel. Der FC Ingolstadt ist mein Verein, ich war dort drei Jahre Trainer und habe die Chance bekommen, meinen Traum zu verwirklichen. Zudem war ich bei Audi und kenne auch dort viele Menschen bis zum Vorstand hinauf. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie viele Leute sich bei mir gemeldet haben und heute auch wegen mir im Stadion sein werden.

Dann geht es für Sie um mehr als nur drei Punkte.

Stipic: Ich kontrolliere jetzt meine Emotionen, keine Ahnung, was dann beim Spiel passiert. Für die Menschen hier im Verein geht es aber vor allem um die drei Punkte, weil sie um ihre Existenz kämpfen.

Wie war in Ingolstadt eigentlich Ihr Verhältnis zu Ralph Hasenhüttl? Gab es Vorgaben für Ihre Arbeit als Trainer der U 23-Mannschaft?

Stipic: Der Kontakt war immer sehr respektvoll, allerdings auch nicht so intensiv. Die Nachwuchsabteilung hat ihre eigene Spielphilosophie, sodass es da keine Vorgaben von oben gab.

Ingolstadt ist außergewöhnlich gut in die Saison gestartet. Sind Sie überrascht?

Stipic: Nein, bin ich nicht. Wenn man allein sieht, wie viele Nationalspieler dort im Kader stehen, wird klar, dass sie eine gute Rolle spielen können.

Werden Sie aufgrund der englischen Woche personelle Wechsel vornehmen?

Stipic: Nils Miatke und Thorsten Schulz fallen sicher aus, Thomas Paulus hat Probleme. Darüber hinaus kann es schon sein, dass ich den einen oder anderen Spieler austausche.

Wie groß sind die Chancen von Erzgebirge Aue in Ingolstadt?

Stipic: Für mich ist schon klar, dass Ingolstadt in diesem Spiel Favorit ist. Aber wir haben in Aue aktuell keine einfache Situation, deshalb werden wir uns an jeden Strohhalm klammern, den wir kriegen können.

Das Gespräch führte Norbert Roth.