Augsburg
Schwäbische Isländer?

Stürmer Finnbogason sieht Parallelen zwischen dem FCA und seinem Heimatland

13.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:21 Uhr

Augsburg (DK) Nicht nur die Einwohnerzahl ist beinahe identisch, Augsburg und Island haben auch sportliche Parallelen. Keiner weiß das besser als Alfred Finnbogason, der das Märchen aus der WM-Qualifikation von nun an gerne auf den FCA übertragen würde.

Von der rauschenden Nacht in Reykjavik hatte sich Alfred Finnbogason gut erholt. Logisch also, dass die Augsburger Verantwortlichen ihr momentan gefragtestes Pferd im Stall auswählten, um vor dem nächsten Bundesligaspiel Auskunft zu erteilen. Am Montag hatten Finnbogason und seine Teamkollegen das isländische Fußballmärchen perfekt gemacht, danach ausgiebig gefeiert. "Das ist auch ein Teil des Lebens", sagt der Stürmer. An diesem Samstagnachmittag (15.30 Uhr) steht wieder der ernste Teil auf dem Programm. Mit einem Sieg bei der TSG Hoffenheim könnte der FCA auf einen Champions-League-Platz springen. Und da Finnbogason ein kluger Kopf ist, hat der 28-Jährige trotz der Partystimmung bereits die Schlüsse aus der Sensation mit seiner Nationalmannschaft gezogen und auf seinen Verein übertragen. "Es ist ein Märchen für alle kleinen Länder und Vereine. Eine Motivation für alle", sagt der 28-Jährige. "Man sieht, was du mit Teamgeist, Laufbereitschaft und einer guten Stimmung innerhalb der Mannschaft alles schaffen kannst." Der FC Augsburg, also so etwas wie das Island der Bundesliga?

Knapp 290.000 Einwohner hat Augsburg, nur rund 50.000 weniger als Island. Doch nicht nur in dieser Hinsicht ähneln sich die Stadt im Süden Deutschlands und der Inselstaat im Nordwesten Europas offenbar. "Man kann Augsburg und Island durchaus vergleichen", findet auch Stefan Reuter. "Die Isländer stehen zusammen. Ähnliches erlebt Alfred auch in Augsburg", sagt er. Auch der FCA müsse sich laut seinem Manager in dieser Saison "weiter festbeißen und immer wieder Nadelstiche setzen".

Mit eben dieser Taktik möchte Manuel Baum heute Nachmittag nun auch in Hoffenheim punkten, wobei dem Trainer das "Nadelstiche setzen" besonders wichtig ist. "Wenn man nur verteidigt, wird man zu passiv, und dann schlägt es irgendwann ein", sagt der 38-Jährige. Die Defensivarbeit dürfe daher nur ein Mittel zum Zweck sein, "um Bälle zu erobern und danach selbst ein Tor zu erzielen", erklärt der FCA-Trainer. Für diesen Job ist auch in Hoffenheim wieder Finnbogason vorgesehen, der bereits viermal getroffen hat. "Ich hoffe, er kann den Schwung aus der Nationalmannschaft mitnehmen", sagt Reuter. Im Gegensatz zum Isländer kehrten Dong-Won Ji (Südkorea), Konstantinos Stafylidis (Griechenland) und Sergio Córdova (Venezuela) leicht angeschlagen von ihren Auswahlteams zurück. Martin Hinteregger, der verletzungsbedingt von der österreichischen Nationalmannschaft abreisen musste, ist wohl rechtzeitig fit, und auch Rani Khedira nach seiner Bauchmuskelzerrung womöglich wieder eine Option für Hoffenheim.

Dass der FCA gegen den Tabellendritten in der Außenseiterrolle ist - für seinen besten Stürmer ist es wohl eher Ansporn als Belastung. "Genau wie wir mit Island gegen viel größere Länder spielen, spielen wir beim FCA gegen Mannschaften, die das dreifache oder vierfache Budget haben", sagt Finnbogason und ergänzt: "Auf dem Platz heißt es dann trotzdem immer elf gegen elf." Um also in Hoffenheim etwas mitzunehmen, müsse aus FCA-Sicht "schon alles klappen", so Finnbogason. Dass alles möglich ist, daran glaubt der Isländer nach der vergangenen Woche sowieso.