Augsburg
Erst Depp, dann Held

Kevin Danso wird zur Augsburger Hauptfigur beim 1:1 gegen Bayer Leverkusen

05.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:15 Uhr

Augsburg (DK) Auch im 13. Erstliga-Duell mit Bayer Leverkusen ist's nun nichts mit einem Augsburger Sieg geworden. Aber immerhin, zu einem 1:1 (0:0)-Remis reichte es am Samstag ja doch für den FCA - weil plötzlich ein junger Österreicher in den Mittelpunkt rückte, der das eigentlich so gar nicht mag.

Sein Name: Kevin Danso. Ein g'standener steirischer Bua, geboren in Voitsberg unweit von Graz, 1,90 Meter groß, stolze 89 Kilogramm schwer - und mittlerweile schon vierfacher Nationalspieler für die rotweißrote Auswahl. Nun gut, mit Kommentaren in schönstem österreichischen Slang kann der Sohn ghanaischer Eltern nicht ganz dienen - dafür kickt er eben richtig gut. Beziehungsweise kompromisslos, mannschaftsdienlich, sich ja nicht in den Vordergrund stellend. Ein Typ eben, wie ihn Cheftrainer sowie Teamkollegen lieben.

Bloß dann das, nur schlappe 72 Sekunden nach der Halbzeitpause in der Partie gegen die Leverkusener: Danso rutschte zunächst anfängerhaft in der Rückwärtsbewegung aus, verlor anschließend auch noch einen entscheidenden Zweikampf gegen Kevin Volland - und schon lag der FCA quasi aus dem Nichts mit 0:1 im Hintertreffen. Ja, am liebsten hätte sich der 19-jährige Innenverteidiger nun irgendwo verkrochen, er schämte sich regelrecht. "Es ist meine Hauptaufgabe, Tore zu verhindern - und das habe ich in dieser Szene nicht gemacht", sagte er auch weit nach dem Schlusspfiff immer wieder - extrem traurig, zutiefst enttäuscht.

Was sich nur rund zwei Minuten nach dem Gegentreffer ereignete - für den Youngster dagegen kaum erwähnenswert. Dabei war es ihm in jener 49. Minute gelungen, seinen allerersten Bundesliga-Treffer zu erzielen - nach einer zu kurzen Abwehr von Keeper Bernd Leno rammte er die Kugel aus kurzer Distanz unwiderstehlich in die Maschen. "Egal, wer mir da im Weg gestanden wäre - ich wollte den Ball unbedingt reinmachen", so Danso: "Ich musste doch etwas gutmachen."

Und anschließend auch dieses besondere Erlebnis feiern? Mitnichten! "Das war schon komisch. Ich wusste gar nicht, wie ich reagieren soll. Ich habe mir nach dem 1:1 nur gedacht: ,Zurück in die Verteidigung und weiterspielen'", erzählte der 19-Jährige - ohne eine Miene zu verziehen. Bloß nach seinem Tor hatte das Talent die Rechnung ohne seine Mitspieler gemacht: Nahezu euphorisch stürzten sie sich auf Danso - und nötigten ihn fast schon dazu, wenigstens kurz zum jubelnden Volk in die Fankurve zu gehen.

So ist er eben, der gebürtige Steirer. Auch wenn es nicht jeder versteht. "Das gibt's doch net. Der machte sein erstes Tor und setzte ein Gesicht auf, als hätte er die Kugel frei stehend über den leeren Kasten gehaut", schüttelte etwa sein österreichischer Teamkollege Michael Gregoritsch lachend den Kopf. Fol-genlos bleibt das Ganze für Danso jedenfalls nicht: "Keine Frage, dafür wird er jetzt, bei der Nationalmannschaft, schon a bissl aufgezogen."

Ja, sie mögen ihn einfach in Augsburg - ihren 19-Jährigen, der noch so herrlich anders, so herrlich bescheiden wirkt. "Kevin ist in der Tat extrem bodenständig", so die Einschätzung von Philipp Max - während Cheftrainer Manuel Baum ihn als "ausgesprochen selbstkritisch" einschätzt: "Er hat am Samstag gar nicht richtig registriert, dass er selbst ein Tor geschossen hat - vor lauter Ärger über seinen Fehler zuvor."

Apropos Ärger: Auch Stefan Reuter war am Samstag kurzzeitig sauer - wieder einmal wegen des Videobeweises. Nach Ansicht des FCA-Managers war den Seinen nämlich ein glasklarer Elfmeter geklaut worden, nachdem Leverkusens Panagiotis Retsos die Kugel mit der Hand erwischt hatte (40.). "Ich hätte zumindest erwartet, dass sich Schiedsrichter Christian Dingert das Ganze nochmals an der Mittellinie anschaut", schimpfte der 51-Jährige wie ein Rohrspatz: "Es macht keinen Spaß mehr. Ich sah die Szene mittlerweile 20-mal im Bildschirm, und auch nach dem 20. Mal ist das für mich zwingend ein Strafstoß."

Der so kritisierte Unparteiische aus Lebecksmühle in der Pfalz sah's freilich anders ("Das war ein unabsichtliches Handspiel, was ich sofort so ahndete und was mir dann per Kopfhörer aus Köln auch so bestätigt wurde.") - während FCA-Stürmer Gregoritsch, der in besagtem Moment direkt neben Retsos stand, zumindest von "keinem hundertprozentigen Muss-Elfmeter" sprach. Trotzdem ließ sich Reuter kaum beruhigen. "In Sachen Videobeweis ist ein runder Tisch nun zwingend notwendig", so seine Forderung: "Es gibt Redebedarf."

Über die Leistungen sowie die Punkteausbeute des FCA muss hingegen nicht groß diskutiert werden, sie sind bislang höchst zufriedenstellend. "16 Zähler nach elf Partien, das ist geil, das ist brutal", so Goalgetter Gregoritsch - und Cheftrainer Baum ("Wir haben ganz viel ganz gut gemacht") pflichtete ihm gerne bei. Aber deswegen gleich ein bisschen von der Europa League 2018/19 träumen? Nein, das geht aus Sicht der Schwaben nun wirklich nicht: "In dieser Bundesliga darfst du dich in keiner Sekunde ausruhen, ansonsten geht es sehr schnell in die andere Richtung", hob Baum sofort warnend den Zeigefinger - allerdings auch mit einem zufriedenen Lächeln in seinem Gesicht.