Augsburg
Entscheidende Geniestreiche

Zwei Traumtore von Borussia Dortmund besiegeln Augsburger 1:2-Niederlage

01.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:25 Uhr

Augsburg (DK) Die Leistung des FC Augsburg hat wieder gestimmt, das Endresultat dagegen nicht. Mit einer Niederlage gegen den souveränen Spitzenreiter Borussia Dortmund war im Vorfeld ja schon zu rechnen gewesen - aber das 1:2 (1:2) der Schwaben kam dann doch etwas unnötig zustande.

Gemeinhin ist Manuel Baum ein angenehmer Zeitgenosse, stets mit besten Manieren ausgestattet. Aber am Samstag, unmittelbar nach dem Schlusspfiff, konnte der FCA-Cheftrainer nicht anders. Da musste beim Gang in die Mannschaftskabine das mit "Sch" beginnende Wort einfach raus - lautstark, mehrmals, unüberhörbar. Die Gesichtsfarbe des Niederbayern: knallrot. Sein Blick: regelrecht angsteinflößend.

Ein paar Minuten später hatte sich der 38-Jährige wieder gefangen. Sauer war er aber dennoch weiterhin. "Ein Remis hätten wir definitiv verdient gehabt", lautete seine unumstößliche Meinung. Womit er nicht alleine dastand. "Aber was nutzen uns nach einer Niederlage nun Gratulationen für eine starke Leistung", fragte Manager Stefan Reuter. "Nein, das habe ich nicht gerne. Natürlich hat unser Team ein Kompliment dafür verdient, dass es auch gegen diesen top besetzten BVB nie aufsteckte und bis zum Schluss selbstbewusst auftrat - aber trotzdem wissen wir sehr wohl, dass wir vor allem Punkte brauchen."

Weshalb es dazu gegen eine Dortmunder Mannschaft nicht reichte, die nach Ansicht ihres Trainers Peter Bosz "das schlechteste Spiel" zeigte, seitdem er für die Westfalen verantwortlich ist? Zunächst einmal lag es an zwei Geniestreichen des Tabellenführers bei den Toren. So erzielte der Ukrainer Andrey Yarmolenko das 1:0 spitzbübisch per Hackentrick im Anschluss an einen Eckstoß (4.), und Shinji Kagawas Lupfer zum 2:1 war schlichtweg Weltklasse (23.).

"Ärgerlich, dass wir uns bei beiden Gegentreffern überhaupt nicht gut anstellten", meinte Reuter. Gerade das Missverständnis von Martin Hinteregger und Philipp Max, zwölf Minuten nach dem Augsburger Ausgleich durch Caiuby (12.), hatte etwas von Slapstick - nur darüber lachen konnte niemand im FCA-Lager. "Dieses Tor zum 1:2 ging klar auf meine Kappe. Ich hätte da durchziehen müssen, egal, was passiert - und jetzt kann ich mich nur bei der Mannschaft dafür entschuldigen", meinte Hinteregger geknickt. Max ergänzte: "Wir waren uns in dieser Situation beide sicher, dass wir den Ball bekommen - am Schluss hatte ihn leider niemand von uns."

Pierre-Emerick Aubameyang bereitete das siegbringende 2:1 schließlich vor - standesgemäß für einen Angreifer von Weltformat, für den sich der extrovertierte Gabuner ja gerne hält. Ansonsten aber erwischte der 28-Jährige einen komplett gebrauchten Tag in der WWK-Arena. So meinte Aubameyang zunächst, mutterseelenallein vor Augsburgs Torhüter Marwin Hitz noch zwei Übersteiger einstreuen zu müssen (32.) - und scheiterte prompt ebenso kläglich am Schweizer wie Mitte der zweiten Halbzeit, als er aus sechs Metern Entfernung unbedrängt zum Kopfball kam (71.). Die absolute Krönung in Sachen Versagen des Gabuners gab es in der 77. Minute zu bestaunen, als er einen Foulelfmeter cool in die Mitte des FCA-Tors chippen wollte. Nur dumm für ihn, dass Hitz einfach stehenblieb - und den Ball deshalb mühelos fing.

Die Augsburger nahmen es indes erstaunlich locker, dass dem Strafstoß ein Novum in der deutschen Fußballgeschichte vorausging: Zwischen dem Trikotvergehen von Ja-Cheol Koo an Lukasz Piszczek und dem Anwenden des Videobeweises durch Referee Marco Fritz vergingen stolze 95 Sekunden, weil es zwischenzeitlich schlichtweg keine Spielunterbrechung gegeben hatte. "Wir sind vor der Saison geschult worden, dass so etwas mal passieren kann - auch wenn es für die Zuschauer vielleicht ein bisschen verwirrend ist", meinte Innenverteidiger Hinteregger. "Ich jedenfalls finde es weiterhin gut, dass es den Videobeweis gibt."

Warum der TV-Beweis dann nicht auch bei den Trikotvergehen von Dortmunds Sokratis an Alfred Finnbogason (3.) und in der zweiten Halbzeit gegen Caiuby angewandt wurde? Diese Frage blieb am Samstag unbeantwortet. Allgemein waren die Schwaben mit der Spielleitung nicht ganz glücklich. "Alles, was ein bisschen nach Zweikampf aussah, wurde zugunsten der Dortmunder entschieden", schimpfte etwa Jeffrey Gouweleeuw. Finnbogason pflichtete ihm bei: "Wir hatten diesmal das Gegenteil von einem Heimschiedsrichter. Es ist schade, wenn du gegen mehr als nur elf spielen musst."

BVB-Trainer Bosz war der sechste Saisonsieg im siebten Spiel fast schon peinlich: "Normalerweise hast du zwei so schlechte Matches pro Saison, aber normalerweise verlierst du sie auch. Dementsprechend glücklich sind wir nun über das Ergebnis in Augsburg, denn gerade in der zweiten Halbzeit haben wir überhaupt keinen Fußball mehr gezeigt."