Augsburg
Der Rekordmann

Seit einem Jahr an der Seitenlinie: Manuel Baum hat besten Punkteschnitt aller FCA-Bundesliga-Trainer

15.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:04 Uhr

Augsburg (DK) Nach dem Heimspiel gegen Freiburg endet das FCA-Fußballjahr im schlechtesten Fall auf einem Mittelfeldplatz. Vor allem für Manuel Baum war es ein erfolgreiches. Vor einem Jahr wurde er vom Cheftrainer des Nachwuchsleistungszentrums zum Cheftrainer des Erstligisten.

Als Hertha-Trainer Pal Dardai vor einer Woche, nach dem glücklichen Berliner Ausgleichstreffer in der Nachspielzeit, sein Fazit zum Spiel beendet hatte, blickte er kurz zu Manuel Baum und sagte dann einen Satz, über den sich ohnehin längst alle Beobachter der Fußball-Bundesliga einig waren. "Das, was mein Kollege hier aufgebaut hat, verdient großen Respekt", meinte Dardai. Baum bedankte sich höflich. Die hochverdienten drei Punkte brachte es ihm an diesem Tag nicht ein, dafür aber die verdiente Anerkennung nach einem unerwartet erfolgreichen ersten Jahr als Cheftrainer eines Bundesligisten.

Möglichkeiten, um das zu verhindern, hätte es durchaus gegeben. Zum Beispiel, als der FC Augsburg im Frühjahr drei Spiele in Folge verlor, dem Abstieg bedrohlich nahe kam und Baum in der öffentlichen Wahrnehmung wackelte. In Augsburg blieben sie aber naturgemäß ruhig, hielten an Baum fest und sich somit den besten Trainer der FCA-Bundesliga-Geschichte in ihren Reihen. 1,3 Punkte im Schnitt holte der in 36 Partien mit seiner Mannschaft. Unter Markus Weinzierl, der allerdings wesentlich länger beim FCA tätig war, waren es 1,26. Auch Jos Luhukay (1,12) und Dirk Schuster (1,0) kommen nicht an diesen Wert heran.

Dass Baum, der ehemalige Realschullehrer und Chef des Nachwuchsleistungszentrums, taktisch bestens geschult ist, darüber bestanden eigentlich nie Zweifel. Allerdings daran, ob perfekte Matchpläne, Taktikschulungen und Videoanalysen auch ausreichen, um auf diesem Niveau eine Mannschaft zu führen. Die Skeptiker sind inzwischen ruhig. Mit einem Sieg gegen Hertha wäre am vergangenen Wochenende nach 15 Spieltagen der Sprung auf einen Champions-League-Platz gelungen. Wie gut sich Baums Arbeit auf die Entwicklung einzelner Spieler auswirkt, lässt sich vielleicht am besten an Philipp Max, seinem ehemaligen Schüler an der Realschule in Taufkirchen, verdeutlichen. Unter Baum wurde Max in einem Jahr zu einem der besten Außenverteidiger der Liga, zum besten Vorbereiter (neun Vorlagen) und potenziellen Nationalspieler.

"Mit der Art und Weise, wie wir in dieser Hinrunde Fußball gespielt haben, sind wir zufrieden", sagt Baum nun vor dem letzten Spiel am heutigen Samstagnachmittag (15.30 Uhr) gegen Freiburg. Nur im Auswärtsspiel bei den Bayern war die FCA-Mannschaft klar unterlegen, "ansonsten haben wir 15 gute Partien gemacht", ergänzt Kapitän Daniel Baier. Mit einer durchdachten Spielidee und taktischer Flexibilität macht der Baum-FCA im Vergleich zum defensiven Schuster-FCA vor allem wieder Spaß. Einzig die Punktausbeute hätte noch ein bisschen üppiger ausfallen können, ärgert sich Baum. "Doch das wird jeder Trainer sagen", so der 38-Jährige mit einem Schmunzeln. Mit einem Sieg gegen den Sportclub möchte er sich jetzt noch "ein paar Punkte unter den Weihnachtsbaum legen." Um dann im neuen Jahr die internationalen Plätze anzugreifen? Auch die Einschätzung dazu passt zu Baums Art: Keine Panik in der Krise, keine allzu große Euphorie im Erfolgsfall. "Augsburg und Europa passt für mich momentan so zusammen wie AC/DC und Schlager", sagt Baum, der beim Heimspiel auf Kevin Danso (Bänderriss im Sprunggelenk) und Jan Moravek (Grippe) verzichten muss.

Ein anderer Kollege, nicht Dardai, sondern Freiburgs Christian Streich sieht das anders. "Von ihrem Auftreten her, von der Athletik und dem Selbstverständnis gehen sie sogar nach Europa." Und natürlich sagt auch Streich damit zwischen den Zeilen, wer beim FCA derzeit in erster Linie dafür verantwortlich ist.