Augsburg
Der Geist vom Chiemsee

FC Augsburg bezieht vor Partie gegen Köln am Samstag ein Kurztrainingslager

14.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:18 Uhr

Augsburg (DK) Der FC Augsburg ist im Sinkflug. Der Verein will mit Trainer Manuel Baum jedoch die Saison durchziehen. Gegen den 1. FC Köln soll an diesem Samstag (15.30 Uhr) die Wende im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga gelingen. Die Psyche ist nun immer mehr gefragt.

Es ist in Augsburg so etwas wie eine gute Tradition, dass man auch in schwierigen Zeiten zusammen- und am Trainer festhält. Unter Jos Luhukay klappte es auf diese Weise im ersten Bundesliga-Jahr mit dem Klassenerhalt und als die Mannschaft unter Markus Weinzierl in den vergangenen Jahren gleich mehrmals in der Bredouille steckte, stellte es sich ebenfalls als richtig heraus, dass die Augsburger Vereinsführung um Manager Stefan Reuter Geduld bewies und auf Konstanz setzte.

In dieser Woche traf Reuter nun eine weitere, vielleicht folgenschwere Entscheidung, deren Ausgang noch ungewiss ist. "Es hat uns immer ausgezeichnet, dass wir in schwierigen Phasen zusammenstehen und gemeinsam gegen eine Situation ankämpfen - so werden wir es auch in diesem Fall halten", verkündete der Manager. Bis zum Saisonende wolle man mit dem in die Kritik geratenen Baum durchziehen. "Er genießt unser vollstes Vertrauen", ergänzte Reuter.

Ganz so überzeugt, wie Reuter klang, sollen aber längst nicht alle Mitglieder der Augsburger Führungsriege gewesen sein, nachdem die Mannschaft unter Baum aus einer eigentlich komfortablen Situation immer mehr in eine Negativspirale geraten war. Sechsmal blieb das Team zuletzt sieglos, kassierte vier Niederlagen, insgesamt 17 Gegentore und hat nur noch einen Zähler Vorsprung auf den entfesselten FC Ingolstadt.

Das Schlimmste aber: Die Mannschaft wirkt nicht wie der FCA der vergangenen Jahre, der gemeinsam mit Einsatz und Leidenschaft gegen eine Situation ankämpft. Eher so, als würde sich das Team seinem Schicksal ergeben. Baum, so heißt es, könne zwar hervorragende Matchpläne entwerfen und Gegner analysieren. Dass er die Mannschaft im Abstiegskampf wachrütteln und Emotionen erzeugen kann, so wie es derzeit sein Trainerkollege Maik Walpurgis in Ingolstadt vorlebt, diesen Beweis ist der FCA-Coach bislang noch schuldig geblieben.

Warum Reuter also weiter das Vertrauen in den 37-Jährigen setzt? Vielleicht ist der Manager tatsächlich überzeugt von den Fähigkeiten des Trainers, der, so Reuter, "klare Vorstellungen hat, wie man in die Erfolgsspur zurückkommt". Richtig ist aber auch, dass es vor allem auf den Manager zurückfallen würde, läge er in dieser Saison nach Dirk Schuster auch mit der zweiten Trainerentscheidung daneben. Längst bietet auch die Transferpolitik immer mehr Angriffsfläche für Kritik. Rund 20 Millionen Euro und damit so viel wie nie zuvor hat der FCA vor dieser Saison in neues Personal investiert. Mit Ausnahme des teuersten Neuzugangs Martin Hinteregger ist bislang jedoch kein FCA-Spieler die erhoffte Verstärkung.

Jener Hinteregger appelliert an die Teamkollegen: "Es ist eine reine Mentalitätssache", sagt der Österreicher vor dem Endspurt im Abstiegskampf. Vor dem Heimspiel gegen Köln griffen die Schwaben deshalb zu einer speziellen Maßnahme und schotteten sich im Kurztrainingslager in der Nähe des Chiemsees von allen äußeren Einflüssen ab. "Es ist eine andere Umgebung. Wir schließen uns ein und bereiten uns noch gezielter auf das Köln-Spiel vor", so Baum.

Das Heimspiel soll zum Wendepunkt werden. Immerhin: Seit sechs Spielen sind die Augsburger gegen den 1. FC Köln ohne Niederlage, kassierten in den vergangenen vier Partien gegen die Rheinländer kein Gegentor.