Was
Zauberwort Integration

16.09.2012 | Stand 03.12.2020, 1:04 Uhr

Was für ein Fauxpas: Borussia Dortmund schoss ein Tor gegen Bayer Leverkusen – und Angela Merkel jubelte. Zumindest zwei Sekunden lang – um sich dann doch wieder in Contenance zu üben. So, wie es sich für eine Bundeskanzlerin eben gehört. Erst recht an einem so feierlichen Spieltag wie diesem.

An einem Spieltag, an dem es galt, der Nation Wichtiges mitzuteilen: „Geh deinen Weg“ – als Aufruf zur Chancengleichheit und einem friedlichen Miteinander. Als Aufruf zur Integration – so, wie sie im deutschen Fußball-Oberhaus eben schon zu einem großen Maße praktiziert wird. Ja, was wäre denn die Bundesliga ohne ihre Ausländer? So fielen nun am Wochenende wieder über 50 Prozent aller Tore durch Akteure mit fremdem Pass. Schön so.

Integration – sie funktioniert. Nahezu überall. Nehmen wir die Fortuna aus Düsseldorf. Seit 1997 hatte sie ein Mauerblümchendasein in den unteren Klassen fristen müssen – um nun, im Sommer 2012, wieder liebevollst von den Besten im Lande aufgenommen zu werden. So traute sich bislang noch kein Team, dem Neuling aus dem Rheinland einen Gegentreffer ins Netz zu legen. Oder ist die Elf von Norbert Meier wirklich so defensivstark?

Integration als wichtiges Gut – Felix Magath sieht es ebenfalls so. Wechselperiode für Wechselperiode nimmt er viel Geld in die Hand, um Kicker aus aller Herren Länder eine Showbühne beim VfL Wolfsburg zu bieten. Dass es der Cheftrainer hierbei auch immer wieder schafft, trotz hoher Millioneninvestionen nicht erfolgreich zu sein, sondern die Nation mit Langweilern á la 0:0 in Augsburg versorgt – Schwamm drüber.

Aber ab und zu hakt es doch beim Miteinander. So beginnen Rudi Völlers Stammtischparolen langsam zu nerven. An diesem Wochenende erwischte „Tante Käthes“ Zorn etwa TV-Kommentator Marcel Reif („Klugscheißer“).

Dafür hat die Bundesliga Lothar Matthäus wieder integriert. Nein, nicht als Chefcoach. Aber zumindest als TV-Experte im Bezahlfernsehen. Wie haben wir „Loddar“ vermisst. Beziehungsweise seine Fachkommentare wie am Samstag in Fürth: „Das war nicht das erwartete Topspiel, das wir erwartet haben.“ Das hätte Reif nie so sagen können, oder Herr Völler?