München
Entschlossen, aber nicht überdreht

Champions League: FC Bayern muss im Viertelfinal-Rückspiel gegen Porto Zweitorerückstand aufholen

20.04.2015 | Stand 02.12.2020, 21:24 Uhr
Hohe Hürde: Um die Chance auf das Champions-League-Finale im Juni in Berlin zu wahren, dürfen die Bayern heute Abend im Viertelfinal-Rückspiel gegen den FC Porto nicht ausscheiden. Immerhin kehrt Kapitän Philipp Lahm (Mitte) zurück in die Startelf. −Foto: Imago

München (DK) Im 100. Pflichtspiel von Trainer Pep Guardiola mit dem FC Bayern droht ein schmerzhafter Champions-League-K.-o. Die Münchner gehen deshalb heute Abend besonders motiviert in das Viertelfinal-Rückspiel gegen den FC Porto. Bei einer Niederlage ist auch das Image von Guardiola in Gefahr.

Anspannung? Ja, bitte! Nervenkitzel? Nur her damit! „Das ist doch das, was wir wollen“, sagt Thomas Müller. „Ich mag die Situationen, wenn man unter Druck ist. Wir sind alle heiß und wissen, was es für Auswirkungen auf die Stimmung hätte in den nächsten Wochen.“ Besonders motiviert werden muss kein Spieler aus dem Bayern-Kader vor dem zweiten Duell mit dem FC Porto in der Allianz Arena heute Abend (20.45 Uhr, ZDF und Sky) nach der 1:3-Niederlage im Hinspiel. „Die Mannschaft ist heiß, sie will“, meint Kapitän Philipp Lahm, „ich mache mir keine Sorgen. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir ins Halbfinale kommen.“ Ein 2:0-Sieg würde dafür reichen. Und das im 100. Pflichtspiel von Pep Guardiola bei den Bayern (78 Siege, zehn Remis, elf Niederlagen). Ein Jubiläum bei einem „Finale“, wie der Trainer es nennt. Er sei „optimistisch, aber auch realistisch“, meinte Guardiola. „Ein 1:3 in der Champions League ist nicht einfach aufzuholen.“

Für Bayern war es bislang stets eine unüberwindbare Hürde. In den K.-o.-Runden des Europapokals scheiterten die Münchner jedes Mal, wenn sie das Hinspiel auswärts mit zwei Toren Unterschied verloren hatten. Allerdings: Gegen portugiesische Klubs sind die Bayern nie ausgeschieden – bei der 1:2-Niederlage im Europapokalfinale von Wien 1987 gegen Porto ging es nicht ums Weiterkommen.

Die Ausgangslage ist jedoch alles andere als optimal: Nicht nur das Hinspielergebnis mindert die Chancen. Die Verletzten Martínez, Robben, Alaba, Benatia und Ribéry können nicht spielen. Immerhin: Lahm kehrt nach seinem Magen-Darm-Infekt zurück in die Startelf, Bastian Schweinsteiger dürfte auf der Bank sitzen und könnte als Joker in die Partie kommen, wenn es 20 Minuten vor dem Ende noch immer eng sein sollte. Zum Verletzungspech aber kommt die Müdigkeit nach zahllosen englischen Wochen in Folge, und zuletzt der Streit um Kompetenzhoheiten mit dem zurückgetretenen Vereinsarzt Müller-Wohlfahrt. „Wir müssen unsere Beine mit dem Kopf kontrollieren. Das ist das Wichtigste“, sagt Guardiola. Alles eine Frage der Moral und des Willens, weniger des Körpers. „Der Spirit bei uns ist gut“, sagt Müller und warnt: „Wir dürfen nicht überdreht ins Spiel gehen und zu viel wollen. Wir dürfen nicht Kamikaze nach vorne laufen.“

Guardiola kommt langsam in Zugzwang, denn ein Viertelfinal-Aus in der Champions League wäre ein klarer Rückschritt und eine große Enttäuschung. Die Bayern-Bosse würden mit dem Trainer zwar ins nächste Jahr gehen. Das Übertrainer-Image allerdings wäre angekratzt. 2010, 2012 und 2013 standen die Münchner im Finale der Königsklasse und holten beim dritten Versuch sogar das Triple unter Guardiolas Vorgänger Jupp Heynckes. Guardiola selbst hat in seiner Premieren-Saison mit den Münchnern zwar das Double geholt. In der Champions League aber scheiterte Bayern im Halbfinale an Real Madrid. Und nun? Alles entscheidet sich in diesen Tagen. „Ich weiß, in welchem Verein ich bin. Es ist nicht genug, Meister zu sein. Es ist nicht genug, Pokalsieger zu sein. Nur das Triple ist genug. Das ist in den großen Vereinen so, auch in Barcelona oder bei Real Madrid“, sagt Guardiola. Immer wieder zählt er aber auch den Status quo auf, das bisher Erreichte. „Ich bin sehr, sehr stolz auf unsere Situation. Ich bin sehr, sehr zufrieden, Trainer dieser Spieler zu sein – bei dem, was wir alles erreicht haben in diesem Jahr.“